Ex-Vizekanzler Robert Habeck wird bald im politischen Berlin Geschichte sein. Bei "Markus Lanz" (ZDF) äußerte sich der Grünen-Politiker ehrlich zu den Gründen für seine Entscheidung. Auch einen weiteren Seitenhieb gegen Markus Söder ließ er sich nicht nehmen.
Zum 1. September wird Ex-Vizekanzler Robert Habeck sein Bundestagsmandat niederlegen. Ein mutiger, aber auch überraschender Schritt. "Was für ein Abgang", merkte Markus Lanz daher in seiner Sendung am Mittwochabend an. Der ZDF-Moderator wollte von seinem Gast wissen: "Ist das ein Abschied für immer oder nur auf Zeit?"
Statt konkret zu antworten, ließ Robert Habeck die Frage offen. Er sagte: "Für immer ist ein viel zu großes Wort. Das kann man ja nie wissen, was die Zukunft bringt." Der Grünen-Politiker und ehemalige Bundeswirtschaftsminister erklärte, dass er sich zwar nicht "politisch komplett rausnehmen" wolle, aber sein politischer Weg vorerst "ausgegangen" sei. "Jetzt muss ich gucken, ob es andere Wege gibt. Wo immer sie hinführen, werden wir sehen", so Habeck nüchtern.
Markus Lanz hakte dennoch weiter nach und fragte: "Was müsste passieren, dass Sie noch mal zurückkommen?" Auch hier reagierte Habeck schwammig und stichelte in Richtung des ZDF-Moderators: "Herr Lanz, was machen Sie in 15 Jahren? Sind Sie dann noch Moderator? Schließen Sie das aus?" Lanz konterte amüsiert: "Ich sitze dann hier und warte auf Ihr Comeback!"
Dies nahm Habeck zum Anlass, mit ernster Miene klarzustellen, dass es keine Vorbereitungen für nächste "politische Karriereschritte" gebe. Es sei Vieles möglich: "Es ist ein klarer Cut, ein Aufbruch in etwas Neues." Damit wollte sich Lanz jedoch nicht ganz zufriedengeben. Stattdessen wollte er mehr über die genauen Gründe für Habecks politischen Abschied erfahren.
Markus Lanz: "Einfach keinen Bock auf zweite Reihe"
In Bezug auf seinen gescheiterten Wahlkampf als Kanzlerkandidat der Grünen gab Robert Habeck ehrlich zu, nicht "jedes Mal in jedem Interview" darauf angesprochen werden zu wollen. "Ich komme aus der Vergangenheit nicht raus. Und das nützt weder der Partei, noch nützt dem Land das." Eine Steilvorlage für Lanz, der konterte: "Das klingt so, als hätten Sie einfach keinen Bock auf zweite Reihe. Zu wenig Macht, zu wenig Einfluss."
Ein Vorwurf, den Robert Habeck nicht auf sich sitzen lassen wollte. Er wehrte sich: "Das ist Quatsch." Dennoch merkte Lanz an: "Olaf Scholz ist im Parlament geblieben, Helmut Kohl saß da noch jahrelang. Armin Laschet sitzt da auch." Habeck beteuerte: "Ich kann das, was ich glaube, was im Moment die politische Debatte braucht, vielleicht bereichernd mit befeuern, indem ich einen anderen Weg gehe. Aber in dem bestehenden Weg kann ich es meiner Analyse nach nicht."
Ein Argument, das Journalistin Melanie Amann nicht überzeugen konnte. Sie wetterte: "Es ist widersprüchlich, wenn Sie sagen: 'Ich habe ein Angebot gemacht, das wurde nicht angenommen und deswegen ist jetzt die logische Folge, dass ich komplett rausgehe'." Amann ergänzte, dass Habeck "noch auf dem Peak altersmäßig" sei und "noch wirklich was beitragen" könne "zu dem, was Ihre Partei erreichen will. Und es ist eine Partei in der Krise."