Der neue "Tatort: Siebenschläfer" aus Dresden spielt im Kinderheim. Die Ermittler Winkler (Cornelia Gröschel) und Schnabel (Martin Brambach) treffen auf ein System, in das viel Geld gepumpt wird - aber dennoch in keinster Weise funktioniert. Wie realitätsnah ist der Krimi?
Das 16-jährige Lilly-Marie (Dilara Aylin Ziem) aus dem titelgebenden Kinderheim "Siebenschläfer" wird tot aus einem See geborgen. Mitten in der Nacht war das Mädchen aus der Erziehungsanstalt ausgebüxt. Gesucht wird der Freund und Begleiter von Lilly-Marie, der kaum ältere Pascal (Florian Geißelmann). Hat er das Mädchen getötet?
"Tatort: Siebenschläfer" ist der erste Dresdener Fall ohne Karin Gorniak (Karin Hanczewski), die das Format verlassen hat. Chef Schnabel tritt als zweiter Ermittler neben Leo Winkler (Cornelia Gröschel) in den Vordergrund. Wird Martin Brambachs Rolle nun dauerhaft größer im "Tatort"? Und stimmt die Behauptung des Krimis, dass ein Heimkind den Staat schon mal über 9.000 Euro pro Monat kosten kann?
Worum ging es?
Das Kinderheim "Siebenschläfer" unter der Leitung von Saskia Rühe (Silvina Buchbauer) arbeitet am Anschlag. Wie so viele Institutionen, die sich um Menschen kümmern, leidet die Einrichtung unter akutem Personalmangel. Erzieherin Jasmin Hoffmann (Aysha Joy Samuel) wurde von der Chefin bekniet, Sonderschichten zu fahren. Man fand einfach keine neuen Mitarbeiter.
Der Polizei ging es ähnlich - denn der Stuhl der ausgeschiedenen Kommissarin Karin Gorniak (Karin Hanczewski) blieb unbesetzt. Chef Schnabel musste an der Seite von Kommissarin Winkler vor Ort im Kinderheim ermitteln. Zwei Abgänge hatte man dort zu verzeichnen. Vom jungen Ausreißer-Paar war die 16-jährige Lilly-Marie tot im See geborgen worden - und ihr scheinbar unberechenbarer Freund blieb verschwunden. Ein klarer Fall von Beziehungstat?
Worum ging es wirklich?
Es ist ein klassischer Sozialkrimi, den das Drehbuch-Duo Silke Zertz und Frauke Hunfeld ("Lauchhammer - Tod in der Lausitz") für den MDR geschrieben haben. Seine Aussage ist mehr als eindeutig: In diesem Deutschland sind es die Systemrelevanten, die ächzen und wanken. Personalmangel herrscht bei der Kinderbetreuung wie auch bei der Polizei. Überall, wo sich Menschen um Menschen kümmern (sollen), ist Notstand angesagt.
Der Krimi lässt den Leiter des Jugendamtes (Peter Moltzen) und einen Kinderpsychiater (Hanno Koffler) zu Wort kommen. Man ist erstaunt darüber, dass relativ viel Geld in ein System gepumpt wird, das sich aber mehr nach Notstand anfühlt. Und mit dem alle Beteiligten unzufrieden sind. Richtig erklären kann der Krimi nicht, wo das Geld hängen bleibt oder ob es einfach nicht reicht. Auch nicht, ob schlechte Bezahlung die Ursache für den Personalmangel ist. Wo also liegen die Ursachen für Zustände wie im "Siebenschläfer"?
Wie viel kostet ein Heimkind pro Monat?
Der Leiter des Jugendamtes wird von den Kommissaren gefragt, wie viel ein Heimkind pro Monat kostet. Die Antwort fällt überraschend aus: rund 7.000 Euro zahlt der Staat für ein "Durchschnitts-Kind" wie Pascal, bei der toten Lilly-Marie, die noch weitere Therapien erhielt, waren es sogar 9.200 Euro - pro Monat. Diese Zahlen erscheinen nach Quellenlage nur leicht zu hoch gegriffen.