Nachdem er seinen politischen Rückzug angekündigt hatte, stand Robert Habeck am Mittwoch Markus Lanz in dessen Sendung Rede und Antwort. In seinem Podcast "Lanz & Precht" äußerte der ZDF-Talker nun Verständnis für den Ex-Vizekanzler.
Markus Lanz fühlt sich überfordert von der "Atemlosigkeit dieser Welt". In der aktuellen Ausgabe seines Podcasts "Lanz & Precht" klagt der ZDF-Moderator: "Du hast das Gefühl, du kommst mit nichts mehr mit. Alles geht so unfassbar schnell, was morgens noch wichtig war, ist mittags schon völlig egal."
Auch der politische Rückzug von Robert Habeck habe ihn überrascht. Amüsiert sei Lanz indes von einem Vergleich gewesen, den die "Zeit" nach Habecks Besuch in seiner Talkshow gezogen habe: In dem Artikel sei Habeck als "der ewige Richard David Precht der politischen Selbstreflexion" bezeichnet worden.
"Mhm", scheint Lanz' Podcast-Partner Precht nicht sonderlich angetan. "Du kennst ja mein Verhältnis zu Robert Habeck. Insofern kann ich dieser Metapher wenig abgewinnen", ärgert sich der Philosoph und spricht gar von einer "kleinen Kränkung". Lanz beschwichtigt: "Das ist ja humorig gemeint. Ich fand es interessant. Wie er sich zurückzieht, ist ja durchaus auch umstritten."
Precht: Rückzug "keine tolle Geste" von Robert Habeck
Habeck habe "das Vertrauen der Leute", die ihn gewählt haben, fährt Lanz fort. "Die verlassen sich darauf, dass du sie jetzt vertrittst und deinen Job machst im Bundestag. Und dann darf man sich selbstverständlich auch nicht zu fein sein für die zweite Reihe." Das sieht Precht ähnlich: "Genau! Oder man tritt nicht an." Der Podcaster erinnert daran, dass der ehemalige Vizekanzler "einen Mörderwahlkampf gemacht" habe: "Und dann hast du ein halbes Jahr später keine Lust mehr auf den Job, weil du jetzt nicht mehr im Ministersessel sitzt, sondern wie ein Zombie durch die Flure schleichst und den eigenen Machtverlust jeden Tag vor Augen hast."
Dass dies "kein schönes Gefühl" sei, könne Precht durchaus nachvollziehen. "Aber er hätte sich auch eine spannende Aufgabe suchen können, die er dann in Ruhe in der Zeit beackern will. Ich finde, das ist gegenüber den Menschen, die ihn gewählt haben, jetzt keine tolle Geste."
Markus Lanz scheint Prechts Aversion nicht ganz teilen zu können. "Ich bin da sehr ambivalent", verrät der Polittalker und führt an, großen Respekt vor Akteuren wie Jürgen Trittin und Armin Laschet zu haben, die auch abseits von Spitzenpositionen ihren politischen Platz gefunden hätten. "Davor ziehe ich meinen Hut", betont Lanz. "Ich verstehe aber auch Robert Habeck. Das muss ich wirklich sagen, auf so einer ganz persönlichen Ebene."
Anders, als teilweise berichtet werde, wolle Habeck "kein Mitleid und der ist auch nicht selbstmitleidig", stellt der Journalist klar. "So habe ich das überhaupt nicht wahrgenommen. Aber da ist jemand, der hat so eine Packung abgekriegt. Ich kann auf einer ganz persönlichen Ebene verstehen, dass du nach 20 Jahren in dieser Mühle sagst: 'Ich muss da jetzt einfach mal raus.'"