Lanz wird im Gespräch mit Precht plötzlich persönlich: "Das war eine finstere Zeit in meinem Leben"

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Lanz & Precht
In Bezug auf das Ulimatum europäischer Regierungschefs an Wladimir Putin waren sich Richard David Precht (links) und Markus Lanz uneinig.
ZDF / Christian Bruch

Markus Lanz hat im Gespräch mit Richard David Precht über eine Zeit gesprochen, in die er "nie wieder reinkommen" möchte. Der ZDF-Moderator wurde in der neusten Folge des Podcasts "Lanz & Precht" plötzlich persönlich.

Immer mehr Leute leiden heutzutage an psychischen Erkrankungen. Laut Richard David Precht liege das vor allem aber auch daran, dass es inzwischen viel mehr definierte Krankheiten gebe, wie er in der neusten Folge des Podcasts "Lanz & Precht" sagt. Zusammen mit Markus Lanz überlegt der Philosoph, wie es sein kann, dass sich von 2014 bis 2024 die Zahl der Leute, die sich wegen einer psychischen Erkrankung bei der Arbeit krankmelden, um fast die Hälfte erhöht hat.

Mit Blick auf diese Statistik schlussfolgert Markus Lanz überzeugt: "Wir sind weniger resilient." Da stimmt auch Richard David Precht zu, gibt aber auch zu bedenken: "Wir haben eine Umdefinition erlebt, von dem, was Krankheit ist." Denn in den letzten 20 bis 40 Jahren seien immer mehr Krankheitsbilder entdeckt worden, die zu allen möglichen Beschreibungen passen würden. "Und dann denkt man sich im Zweifelsfall, wenn man ziemlich mies drauf ist: Ich habe also das. Und dann denkt man: Okay, jetzt habe ich auch eine Berechtigung, muss ich nicht zur Arbeit gehen, ich habe ja die und die Erkrankung", meint Precht daher.

Der 60-Jährige stellt klar, dass es natürlich Leute gebe, die sehr darunter leiden, "es gab aber mal ein Land, in dem es eine andere Einstellung dazu gab". Precht ergänzt: "Wenn du dann lange nicht zur Arbeit gingst wegen irgendeiner psychischen Erkrankung, dann hieß es, du bist zu weich für den Job." Er wolle nicht sagen, dass das früher besser war, doch das habe sich seiner Meinung nach "massiv verändert".

Vor allem bei den jungen Leuten sieht der Schriftsteller Schwierigkeiten, sobald es aus dem Elternhaus rausgeht. "Ich glaube, dass die größere Probleme haben, als unsere Generation die hatte und als die Generation unserer Eltern die hatte", so Precht. Denn heutzutage seien die Eltern viel fürsorglicher und die Kinder keinerlei Stress mehr gewohnt. Also komme der ganze Stress auf einmal, wenn es voll ins Leben geht, glaubt Precht.

"Ich werde irgendwann mit einem Herzinfarkt zusammenbrechen"

Auch das Thema Burnout sorgt bei Markus Lanz und Richard David Precht für Diskussionen. Bis heute sei unklar, ob es sich dabei um eine einheitliche und klar diagnostizierbare Krankheit handele. Markus Lanz weiß dennoch genau, was mit diesem Begriff gemeint ist, wie er im Podcast verrät: "Das Gefühl, im Alltag irgendwie überfordert zu sein." Der ZDF-Moderator wird plötzlich persönlich und erzählt, dass er dieses Gefühl selbst bereits erlebt habe.

"Das war eine finstere Zeit in meinem Leben", erinnert sich Lanz, dass er im Alter von ungefähr 27 Jahren mal "richtig in die Knie gegangen" sei und unter Panikattacken gelitten habe. "Ich weiß noch, ich habe mich damals gefühlt wie ein Zombie. Das war wirklich grauenvoll. Das ist eine Zeit, in die ich nie wieder reinkommen möchte", führt der Polittalker weiter aus und erklärt, dass er sich gewünscht hätte, dass es damals für solche Themen bereits mehr Sensibilität gegeben hätte.

Doch Markus Lanz habe in dieser Zeit einfach irgendwie weitergearbeitet. "Ich hatte damals die Idee im Kopf, ich werde irgendwann mit einem Herzinfarkt zusammenbrechen. Ich habe mir und meinem Körper nicht mehr vertraut", gesteht der 56-Jährige weiter. Überwunden habe er diese Phase schließlich durch systematischen Ausdauersport. "Ich erinnere mich ganz genau noch an den Tag, an dem ich irgendwann wieder eine sehr gute Runde gelaufen bin und dachte: Okay, wenn dein Körper das kann, in der Zeit, dann kann das mit dem bevorstehenden Herzinfarkt so schlimm wahrscheinlich gar nicht sein."

Das sei der Moment der Genesung und der Heilung gewesen, "das war ein großartiger Moment in meinem Leben", so Lanz. Er resümiert: "Du musst anfangen, deine eigenen starken Kräfte, die du in dir hast, wirklich zu sehen und zu aktivieren. Das hat damals bei mir unglaublich gut funktioniert."

Quelle: teleschau – der mediendienst