Kathy Bates: So hat sich der "Misery"-Star verändert

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Misery (1990)
Der Psychothriller "Misery" begründete den Weltruhm Kathy Bates, für ihre eindringliche Darstellung einer Psychopathin wurde sie mit einem Oscar ausgezeichnet.
IMAGO / Avalon.red
Kathy Bates
Kathy Bates wurde nach "Misery" zu einer der vielseitigsten Schauspielerinnen Hollywoods.
2025 Getty Images/Savion Washington
About Schmidt
Drei weitere Male war Kathy Bates seit "Misery" für einen Oscar nominiert, unter anderem für ihre Rolle einer einsamen älteren Frau in der Tragikomödie "About Schmidt".
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Seit 2013 ist Kathy Bates in wechselnden Rollen in "American Horror Story" zu sehen.
Fox

Mit der Rolle der psychopathischen Annie Wilkes in der Stephen-King-Adaption "Misery" wurde Kathy Bates weltberühmt. Doch wie hat sich Karriere der Charakterdarstellerin seither entwickelt?

Einige Rollen sind für die Ewigkeit zementiert. Kathy Bates hatte das Glück, einen Charakter zu spielen, der in die Filmgeschichte einging und ihren Ruf als Charakterdarstellerin festigte. Im Psychothriller "Misery" (15. Dezember, 20.15 Uhr auf ARTE) spielt sie eine zurückgezogen lebende Frau in den mittleren Jahren, die einen bei einem Autounfall schwer verletzten Schriftsteller bei sich aufnimmt und gesundpflegen will. Doch eine Samariterin ist Annie Wilkes nicht, ganz und gar nicht.

Die ehemalige Krankenschwester erweist sich nicht nur als Expertin bei der Pflege ihres ans Bett gefesselten Patienten. Auch mit den Büchern Paul Sheldons (James Caan) kennt sie sich bestens aus. Mehr als das: Es stellt sich heraus, dass Annie besessen ist von Sheldons Romanen, und als sie erfährt, dass er die Heldin ihrer Lieblingsbücher, der erfolgreichen "Misery"-Reihe, sterben lassen will, ist sie entsetzt. Sie bedrängt den Autor, die Entscheidung rückgängig zu machen. Als er sich weigert, greift sie zu Gewalt, diese Psychopathin, als die sie sich bald herausstellt.

Augen des Bösen

Mit "Mystery" (1990) hat Rob Reiner den Roman "Sie" (1987) von Stephen King verfilmt, doch ist der Psychothriller weder nur ein Film nach einem Buch des Meisters des Makabren, noch auch nur die Arbeit des Regiekönners Reiner, der einige Jahre zuvor mit "Stand by Me - Das Geheimnis eines Sommers" (1987) schon einmal kongenial eine Erzählung Kings verfilmt hatte. Getragen wird "Misery" vielmehr von seiner überragenden Hauptdarstellerin.

Kathy Bates spielt die Psychopathin Annie mit einer bestechenden Eindringlichkeit. Dass sie dafür einen Oscar erhielt, war so wenig überraschend wie später die Auszeichnung für Anthony Hopkins als Hannibal Lecter in "Das Schweigen der Lämmer" oder zuvor der Oscar für Luise Fletcher als eiskalte Krankenschwester Mildred Ratched in "Einer flog über das Kuckucksnest". Alle drei hatten etwas Wesentliches erkannt: Das Böse im Film spiegelt sich am eindrücklichsten nicht in der Handlung, sondern in den Augen des Mediums Mensch. Die Augen des Bösen, das eint Lecter, Ratched und Wilkes und macht die Leistungen ihrer Darsteller so zeitlos.

Von "Grüne Tomaten" zu "Titanic"

Mit "Misery" etablierte sich Bates als Charakterdarstellerin. Dabei währte die Karriere der 1948 in Memphis, Tennessee geborenen Schauspielerin zu dem Zeitpunkt schon mehr 20 Jahre. Nach ersten Auftritten auf dem Broadway hatte sie mit Miloš Formans "Taking Off" ihren ersten größeren Auftritt vor der Kamera. Danach war sie an der Seite von Dustin Hoffman in "Stunde der Bewährung" (1978) zu sehen, drehte mit Robert Altman die hochgelobte Tragikomödie "Komm' zurück, Jimmy Dean" (1982) und mit Warren Beatty die Comicverfilmung "Dick Tracy" (1990).

Es spricht für Bates, dass sie sich nach "Misery" nicht auf die Rolle einer psychopathischen Antiheldin festlegte. Ebensowenig ließ sie sich in eine Genre-Schublade zwängen, der Horrorfilm und der Psychothriller hätten sich immerhin angeboten. Stattdessen wirkte sie in den folgenden Jahren in so unterschiedlichen Filmen mit wie "Grüne Tomaten" (1991) und "Diabolisch" (1991). Welcher Gewinn Bates für einen Film sein kann, zeigt das verkitschte Katastrophenspektakel "Titanic", in dessen schwarzweißem Reich/Böse-Arm/Gut-Gesellschaftsbild ihre Rolle als Margaret "Molly" Brown ein angenehm-warmer Farbtupfer ist.

Kathy Bates auch im Fernsehen präsent

Bates ist in der Lage, selbst in schematisch-konventionellen Produktionen ihren Charakteren Tiefe zu verleihen. Ihre Oscar-Rollen im Politdrama "Mit aller Macht" (1998) oder in Clint Eastwoods Filmbiografie "Der Fall des Richard Jewell" (2020) sind dafür weitere Beweise, wo sie jeweils für den Preis nominiert war. Lediglich "About Schmidt" bricht die Regel, wo sie an der Seite Jack Nicholsons, der tragikomischen Charakterstudie gemäß, in der Rolle einer einsamen, mehrfach geschiedenen Frau sämtliche Register ihres Könnens zieht. Auch dafür war sie für den Oscar vorgeschlagen.

Es überrascht daher wenig, dass Bates zur gesuchten Schauspielerin auch für Fernsehproduktionen wurde, die sich im Konventionellen nur zu gerne bequemen. Auch hier beeindruckt ihre künstlerische Bandbreite, wo sie in Sitcoms ("Two and a Half Men") ebenso mitwirkte wie im ernsten Fach ("Feud"). Von hier aus schlug Bates aber auch eine Brücke hin zu dem Film, der ihren Ruhm begründete. An "Misery" werden die Macher von "American Horror Story" gedacht haben, als sie Bates mehrfach in der Horror-Anthologieserie besetzten. Etwa für die Rolle einer rassistischen Serienmörderin aus dem 19. Jahrhundert - einer Frau mit diesem irren, teuflischen Blick.

Quelle: teleschau – der mediendienst