Doppel-Olympiasiegerin tritt mit nur 25 Jahren zurück
Eine normale Arbeit wäre nach ihrer glanzvollen Karriere mit Siegen über Siegen im Biathlon niemals infrage gekommen. Sie wollte ein Leben nach ihren eigenen Regeln. «Wenn ich einen 9-to-5-Job hätte und von Montag bis Freitag immer im gleichen Büro sitzen müsste, wäre das für mich die totale „Anti-Freiheit“», sagte die Garmisch-Partenkirchnerin einst: «In den Bergen fühle ich mich einfach daheim.»
Auch deswegen entschied sie sich im Alter von nur 25 Jahren für ein frühes Ende ihrer Laufbahn. Sie hatte alles gewonnen, wollte lieber ein Leben ohne Zwänge und Erwartungsdruck: «Ich finde es total langweilig und schrecklich, drinnen gefangen zu sein. Das Freiheitsgefühl draußen in den Bergen wiederum ist einzigartig!», hatte Dahlmeier «alps-magazine.de» gesagt.
Auf den Bergen stellte Dahlmeier Rekorde auf
Schon als Kind wurde Dahlmeier von ihrem Vater zum Klettern und auf Bergtouren mitgenommen. Später reiste sie um die Welt. USA, Peru, Iran oder Nepal - überall stand Dahlmeier auf sehr hohen Gipfeln, stellte dabei Rekorde auf. Keine Frau war jemals schneller auf dem 6.814 Meter hohen Ama Dablam in Nepal als Dahlmeier. Auch die legendäre Eiger-Nordwand bezwang sie.
Vor einigen Wochen führte sie erstmals als Bergführerin eine Gruppe an. Danach schrieb sie auf Instagram: «Reisen. Berge besteigen. Die Welt entdecken. Frei sein ... Die Elemente spüren ... Risiken abwägen ... Gipfel erreichen. Glücklich sein ... Träume verwirklichen ... LEBEN.»
Olympiasiege und WM-Titel - Dahlmeier gewann alles
«Olympiasiegerin - oder Hüttenwirtin», schon als Siebenjährige hatte Dahlmeier ihre Ziele für die Zukunft in einem Freundebuch festgehalten. Mit viel Ehrgeiz und absoluter Leidensfähigkeit erfüllte sie sich ihren sportlichen Traum vom Olympiasieg 2018 und wurde zum nächsten deutschen Biathlon-Star nach Magdalena Neuner. Schon die WM 2017 in Hochfilzen war zum Glanzpunkt ihrer sportlichen Laufbahn geworden, als sie in sechs Rennen fünfmal Gold und einmal Silber holte.
In der gleichen Saison gewann Dahlmeier auch den Gesamtweltcup, ein Jahr später glänzte sie dann bei ihren zweiten Olympischen Spielen in Pyeongchang. In der Eiseskälte von Südkorea stürmte sie in Sprint und Verfolgung sensationell zu Gold, zudem gewann sie noch Bronze im Einzel. Zudem holte Dahlmeier 15 WM-Medaillen, sieben davon waren golden. 2019 war sie letztmals bei einer Weltmeisterschaft am Start, ehe sie im Frühjahr zurücktrat. Das Ausdauerwunder gewann insgesamt 20 Weltcuprennen.
Dahlmeier: «Eine Sehnsucht nach Leistungssport gibt es nicht»
Ziemlich überraschend wurde Dahlmeier nach ihrer Karriere TV-Expertin im ZDF. Ein fester Job beim Deutschen Skiverband kam dabei aber nie infrage, auch wenn die herausragende und nervenstarke Schützin eine Trainerlizenz besaß. Auch ein Comeback im Weltcup war nie ein Thema. «Mir geht es gut, eine Sehnsucht nach Leistungssport gibt es nicht», sagte Dahlmeier Jahre nach dem Rücktritt.
Stattdessen schrieb sie ihr Buch, schloss ein Sport-Studium an der TU München ab. Sie engagierte sich für den Umweltschutz und Nachhaltigkeit, verurteilte den Massentourismus am Mount Everest. 2023 radelte sie alleine 500 Kilometer am Stück, später lief sie 100 Kilometer am Stück. Sie startete bei der Berglauf-WM, absolvierte Skitourenrennen.
Bei allen Aktivitäten blieb sie dabei immer ein absoluter Familienmensch. Ihre Heimat Garmisch-Partenkirchen liebte Deutschlands Sportlerin des Jahres 2017, sie fühlte sich im Kreise ihrer Familie sicher. Diese muss nun den schweren Schicksalsschlag verkraften.
«Wir nehmen Abschied von einem großartigen Menschen. Laura hat mit ihrer herzlichen und geradlinigen Art unser Leben und das Leben vieler bereichert», hieß es in der Mitteilung der Familie zum Tod: «Sie hat uns vorgelebt, dass es sich lohnt, für die eigenen Träume und Ziele einzustehen und sich dabei immer treu zu bleiben. Unsere gemeinsamen Erinnerungen geben uns Kraft und Mut, unseren Weg weiterzugehen.»