Eltern einer Geisel besuchen die Ausstellung
An einer Wand findet sich auch das Foto von Alon Ohel. Der 24-Jährige, der auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, wurde in einem Luftschutzbunker in der Nähe des Festivalgeländes von den Hamas als Geisel genommen, erzählen seine Eltern Idit und Yakov. Seitdem befindet er sich in ihrer Gefangenschaft.
Es ist das erste Mal, dass sich die beiden die Ausstellung ansehen. Als sie in Israel gezeigt wurde, wenige Monate nach dem Angriff, sei es emotional zu schwer für sie gewesen, sagen die beiden. Es sei «surrealistisch», nun hier zu sein. Sie sei froh, dass sie und andere Menschen an den Ort kommen und sich das ansehen können, erzählt Mutter Idit. Zunächst sehe man die schrecklichen Dinge, die geschehen sind. «Und dann, am Ende, sieht man das Licht, man sieht, wie man das durchstehen kann», sagt Idit.
Vor dem zweiten Jahrestag des Angriffs vom 7. Oktober empfindet sie es als «Schande», dass immer noch Geiseln in Gaza festgehalten werden. «Ich glaube, die Menschen hören uns zu. Ich wünschte nur, sie würden uns nicht nur trösten, uns zuhören und uns umarmen», sagt Idit. «Wir brauchen Taten. Wir brauchen Menschen, die handeln. Wir brauchen die Regierung, die handelt und sich aktiver dafür einsetzt, die Geiseln nach Hause zu holen».
Die Möglichkeit eines Heilungsprozesses
Der dritte Teil der Ausstellung betrachte die Chance auf Heilung, erläutert die Kuratorin. «Diese Ausstellung handelt auch von den Tagen und Monaten nach dem Anschlag, denn der Heilungsprozess ist Teil des Alltags», sagt Feingold. Neben Infos zu den Veranstaltern der Ausstellung, der Tribe of Nova Foundation, gibt es einen Raum, in denen es um Aktivitäten wie Klangheilung, Yoga, Malen, Zeichnen geht.
Die 27-jährige Tal Shimony war damals selbst auf dem Festival und hat den Angriff überlebt. Sie habe viele Gefühle, wenn sie an das Musikfestival denke. Neben Trauer denke sie an Liebe, Musik und Glück sowie an Hass auf die Hamas, Dunkelheit und Trauma.
Der Raum, mit dem sie die größte Verbindung habe, sei der «Healing Room» am Ende der Ausstellung, der für sie viel Licht und Liebe repräsentiere. «Ich bin so stolz auf meine Community», sagt sie. «Wir haben dieses Trauma genommen und es zu Wachstum gemacht, anstatt uns davon unterkriegen zu lassen.»
Angesichts des bevorstehenden Jahrestags des Angriffs sagt sie, dass zwei Jahre vergangen seien und sich nichts für sie geändert habe. Ein Teil in ihr und auch aus der Community befinde sich immer noch in diesem Tag, weil nicht alle ihre Freunde wieder zurück sind.
Ein Beitrag in einer vielstimmigen Debatte
Die Ausstellung steht im Spannungsfeld der aktuellen Debatte um den Gaza-Krieg. Nach israelischen Angaben werden noch 48 Menschen im Gazastreifen festgehalten. In Israel gibt es deshalb regelmäßig Demonstrationen, die von der Regierung ein entschiedeneres Handeln fordern, um ihre Freilassung zu erreichen.
Gleichzeitig wächst international die Kritik am israelischen Vorgehen im Gazastreifen und am Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung. Erst kürzlich fand in Berlin die bislang größte Demonstration gegen den Gaza-Krieg in Deutschland statt.
Die Ausstellung zeigt keine Gesamtperspektive, sondern einen Ausschnitt: den Blick auf die Opfer des 7. Oktober auf dem Nova-Festival und ihre Community. Darin liegt ihre Bedeutung – als Beitrag in einem vielstimmigen Konflikt.