«Ceasefire!»
Den Preis in der Kategorie «Produktion» bekam die Komponistin, Produzentin und Sängerin Sofia Kourtesis für die Single «Madres». In der Kategorie «Teamwork» wurde «A Song For You» gekürt, eine Chor-ähnliche Plattform für BIPoC, also Menschen, die rassistische Diskriminierung erleben.
Bei ihrer Performance riefen die Sängerinnen und Sänger mehrfach energisch «Ceasefire!». Dafür bekamen sie vom Publikum lauten Applaus. Mit der Forderung nach «Ceasefire» verlangen derzeit viele Menschen ein Ende der Kämpfe in Gaza zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas. Die «Wildcard» - eine Kategorie ohne klare Kategoriebeschreibung - erhielt die Initiative Femme Bass Mafia für ihre DJ-Bildungsarbeit für alle Menschen, die nicht cis-männlich sind.
Lange geplant, endlich da
Die ehemalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hatte im Juli 2021 die Planung für einen neuen Musikpreis angekündigt, ebenso die Gründung der Akademie. 2018 wurde der «Echo» - damals einer der bekanntesten Musikpreise Deutschlands - eingestampft. Vorausgegangen war eine Kontroverse über die Rapper Kollegah und Farid Bang. Sie hatten einen Echo bekommen, obwohl Textzeilen als antisemitisch kritisiert worden waren.
Um einen Echo zu erhalten, waren lange vor allem Verkaufszahlen entscheidend. Das sollte beim neuen Preis anders werden, kündigte Grütters damals schon an. Es sei Zeit für einen Preis, der «frei von kommerziellen Aspekten ausschließlich künstlerische Leistung würdigt», sagte sie.
«Qualität, nicht Quantität»
Diese Idee liegt jetzt Polyton zugrunde, wie Grütters Nachfolgerin im Amt, Claudia Roth (Grüne), bei der Eröffnung sagte. «Polyton orientiert sich an Qualität, nicht an Quantität.» Polyton sei darüber hinaus kein Publikumspreis und auch kein Branchenpreis. Hingegen schaffe die Auszeichnung eine Plattform, in der «traditionelle und hierarchische Barrieren» aufgebrochen würden.
Wohl mit Blick auf die Kontroverse von vor fünf Jahren fand Roth klare Worte für die erste Ausgabe des Polyton. «Hier gibt es keinen Platz für Menschenverachtung, hier gibt es keinen Platz für Ausgrenzung oder Diskriminierung.» Auch Antisemitismus, Rassismus, Homophobie oder Sexismus seien nicht erwünscht. Für diese Worte bekam sie viel Applaus. «Diese Akademie, dieser Preis stehen für Empowerment, für Zusammenhalt und für gesellschaftlichen Diskurs - auch außerhalb der Musikindustrie.»
Bei Polyton handle es sich darüber hinaus nicht nur um eine Preisverleihung an einem Abend, sondern um ein mehrtägiges Event der Musikbranche. Zwischen Mittwoch und Samstag wurden und werden in dem Rahmen Vorträge oder Lesungen gehalten.