«Deadlock» (1970)
Mario Adorf hat bei vielen großen Produktionen mitgemacht, es gibt aber auch Off-Kinofilme mit ihm. «Deadlock» (1970) von Regisseur Roland Klick ist ein solches völlig zu Unrecht vergessenes Juwel, ein deutscher Vorläufer zu den Filmen von Quentin Tarantino.
Es geht um eine verlassene Minenkolonie mitten im Nirgendwo und einen Koffer voller Geldscheine. Adorf spielt Minen-Aufseher Charles Dump. Dump sieht in dem Geld die Chance, die Einöde endlich zu verlassen. Er wird skrupellos, doch andere sind noch skrupelloser. In einer der stärksten Szenen rennt Adorf panisch durch die menschenleere Wüste, gejagt von einem Truck. Im düsteren, brutalen Neo-Western sind nur sieben Menschen zu sehen, fünf werden das blutige Katz-und-Maus-Spiel nicht überleben.
«Der Mafia Boss - Sie töten wie Schakale» (1972)
Seine Liebe zu Action-Rollen bewies Adorf in einer Reihe von italienischen Krimis. Legendär ist sein Auftritt im Gangsterfilm «Der Mafia-Boss - Sie töten wie Schakale» («La mala ordina»): Verbrecher haben die Familie des Kleinganoven Luca (Adorf) überfahren und getötet. Bei einer halsbrecherischen Fahrt mitten durch den Mailänder Straßenverkehr klammert sich Adorf an den Kühler eines Lieferwagens. Immer wieder hämmert er seinen Kopf gegen die Windschutzscheibe, bis sie reißt. Dann boxt er den Fahrer vom Sitz.
Nichts ist gedoubelt an dieser unfassbaren Szene. Hilfreich war für den Schauspieler bei diesen internationalen Dreharbeiten seine Vielsprachigkeit. Neben Deutsch, Englisch und Französisch beherrscht er Italienisch. So groß war seine Liebe zum Heimatland seines Vaters, dass er einige Jahre in Rom lebte.
«Fedora» (1978)
Starregisseur Billy Wilder holte Adorf für eine Nebenrolle im Melodram «Fedora» aus dem Jahr 1978 vor die Kamera, das die Traumfabrik Hollywood aufs Korn nimmt. Adorf spielt den Manager eines Hotels auf einer griechischen Insel, in dem eine Filmdiva logiert.
Einige Jahre zuvor wollte Wilder den Schauspieler engagieren für die Komödie «Eins, Zwei, Drei». Doch Adorf winkte ab: Wilder habe ihm damals nicht den erwarteten Part angeboten. «Ich habe ein paar Rollen abgelehnt, weil ich ein bisschen arrogant oder dumm war», gab er später zu.
«Kir Royal» - Episode 1: «Wer reinkommt, ist drin» (1986)
«Ich scheiß dich sowas von zu mit meinem Geld, dass du keine ruhige Minute mehr hast» - der Satz aus Helmut Dietls Kultserie «Kir Royal» ist legendär. Adorf spricht ihn als stinkreicher rheinischer Kleberfabrikant Heinrich Haffenloher, der unbedingt in der Klatschkolumne des Reporters Baby Schimmerlos (Franz Xaver Kroetz) auftauchen will, koste es, was es wolle. Denn: «wer reinkommt, ist drin», in der Münchner Schickeria.
Adorf ist nur für eine Folge dabei. Doch es ist großes Kino, wie er diesen großspurigen, geltungssüchtigen Macho-Mann spielt. In der Szene am Pool trägt er zwar nur einen Bademantel, Schimmerlos dagegen einen eleganten Anzug. Dennoch fühlt sich Haffenloher als der Größte und ist fest überzeugt, alles kaufen zu können. Als seine Einschüchterungsversuche nicht fruchten, versucht er es mit rheinischer Jovialität, der Adorf einen leicht bedrohlichen Unterton verleiht: «Ich will doch nur dein Freund sein, komm! Und jetzt sag Heini zu mir!»
«Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief» (1997)
Mit der Gesellschaftssatire «Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief» kehrte Adorf 1997 zurück in die Münchner Schickeria, als Wirt eines Edelitalieners. Egal, ob Promi oder Möchtegern - wer auf sich hält, taucht hier auf.
Für seinen Film über Münchens Bussi-Bussi-Gesellschaft holte Helmut Dietl Hannelore Hoger, Joachim Król, Götz George, Jan Josef Liefers, Armin Rohde, Heiner Lauterbach und Gudrun Landgrebe vor die Kamera. Veronica Ferres mimt die Schauspielerin Schneewittchen, die von einer Filmkarriere träumt und der die Männer zu Füßen liegen. Auch Promiwirt Rossini alias Adorf schwärmt: «Sie ist jung, sie ist groß, sie ist blond, sie ist schön, fünf Arme möchtest du haben!» Am Ende entflammt nicht nur seine Krawatte, die einer Kerze zu nahe kommt.