Eher außergewöhnliche Triggermitteilungen kann man auf der Website «Did the Dog die?» nachsehen. So wird etwa bei dem vieldiskutierten Dark-Romance-Buch «Haunting Adeline» von H. D. Carlton, in dem die Protagonistin sich in ihren Stalker verliebt, neben Vergewaltigung etwa auch vor dem Auftauchen von Spinnen und Clowns gewarnt. Auch eine Verletzung der Achilles-Sehne im Roman wird gekennzeichnet.
Lesen, gerade wegen der Triggerwarnung?
Doch solche Hinweise stoßen nicht nur auf Zuspruch. Kritiker sehen in ihnen ein Zeichen für eine angeblich verweichlichte Gesellschaft. Kunstpublizist Raimar Stange etwa argumentiert im Jahr 2022 in einem Beitrag im Magazin «Monopol»: Triggerwarnungen würden die «Wirkungen der Kunst verdünnen».
In der Buch- und Medienbranche wird zudem das Argument vorgebracht, Triggerwarnungen verrieten den Inhalt der Bücher und würden so Spannung nehmen. Für Penguin Random House ist eine Triggerwarnung bei Dark Romance jedoch «unabdingbar», wie es von der Sprecherin heißt. Mit einem Aufkleber kennzeichne man Bücher dieses Genres. Dass Warnungen den Kauf solcher Werke beeinflussten, habe dabei bislang nicht festgestellt werden können.
Das bestätigt auch eine wissenschaftliche Auswertung. Eine Metaanalyse australischer Forscher aus dem Jahr 2023 kam zu dem Ergebnis, dass die Hinweise entweder keinen Effekt hätten oder dazu führten, dass man sich eher mit den entsprechenden Themen auseinandersetze. Psychologin Langebartels beobachtet, «dass Triggerwarnungen manchmal auch eine Lust am Verbotenen, Lust am Extremen beleben».
Dark-Romance-Autorin ist dankbar für Triggerwarnungen
Eine, die literarisches Interesse am Verbotenen hat, ist die Autorin Bloom aus Karlsruhe. Mit 17 schreibt sie ihr erstes Dark-Romance-Buch, veröffentlicht es mit 18 und teilt seitdem Inhalte dazu in den sozialen Medien.
In ihrer erfolgreichen Buchreihe «Shadowfall Academy» geht es um «moralisch graue Protagonisten, die manchmal wagen über Grenzen zu gehen, die man sich im wahren Leben nicht trauen würde zu überschreiten», erklärt sie der Deutschen Presse-Agentur. Triggerwarnungen findet man in all ihren Büchern - teils auch erst ganz am Ende. Es ist ihre Antwort darauf, dass manche Leser Warnhinweise als Spoiler verstehen.
Auch für Bloom gebe es Themen, über die sie ungern lese. Darum sei sie dankbar, wenn andere ebenfalls Triggerwarnungen einbauten, sagt sie. Dennoch müsse die Entscheidung bei den Autoren liegen. Auch einen Hinweis darauf, für welches Alter ein Buch empfohlen wird, befürwortet die heute 19-Jährige - gerade bei Dark Romance. Das Wichtigste sei, «dass man als Leser wissen muss: Worauf reagiere ich beim Lesen?»
Für Psychologin Langebartels liegt der positive Effekt der Warnungen in der Entscheidungsfreiheit. «Auch Menschen ohne eine Trauma-Erfahrung können davon profitieren.»