Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine neue Diskussion um eine Zuckersteuer angestoßen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine neue Diskussion um eine Zuckersteuer angestoßen. In einem Bericht zum Welttag gegen Fettleibigkeit am Dienstag plädierte die Organisation für eine Sondersteuer auf Süßgetränke in allen Ländern. Eine solche Abgabe könne den Verbrauch zuckerhaltiger Drinks verringern und damit Krankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes und Zahnverfall verhindern, heißt es in dem in Genf veröffentlichten Report. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) bleibt aber beim Nein zur Sonderabgabe: "Bis 1993 hatten wir in Deutschland eine Zuckersteuer und es hat sich nichts geändert", erklärte er in Berlin.
Die WHO unterstrich, dass eine Steuer von mindestens 20 Prozent nötig sei, um einen Effekt zu erzielen.
Die Steuer solle sowohl auf Getränke mit beigefügtem Zucker wie Limonade als auch für Getränke mit Fruchtzucker wie Orangensaft aufgeschlagen werden, hieß es.
Wenn sich die Länder zu einer Besteuerung der Drinks entschlössen, könnten sie menschliches Leid verringern und Leben retten. Zudem könnten die Kosten im Gesundheitswesen gesenkt werden, weil weniger Menschen eine Behandlung bräuchten.
Weltweit litten laut WHO im Jahr 2015 rund 42 Millionen Kinder unter fünf Jahren an Übergewicht oder Fettleibigkeit. Damit sei die Zahl der zu schweren Kinder in den vergangenen 15 Jahren um 11 Millionen gestiegen.
Nach den Worten des auch für Ernährung zuständigen Ministers Schmidt sind Steuern auf zuckerhaltige Produkte wirkungslos. Das zeige die Erfahrung. "Es muss sich aber etwas ändern", betonte er.
"Deshalb arbeiten wir daran, den Anteil von Salz, Zucker und Fett in Fertiglebensmitteln deutlich zu reduzieren." Wie dies geschehen soll, erklärte der Minister jedoch nicht.
Zu den größten Fürsprechern einer Zuckersteuer gehört die Verbraucherschutzorganisation foodwatch. Experte Oliver Huizinga warf Schmidt vor, der Lebensmittel-Lobby auf den Leim zu gehen. Laut einer von foodwatch in Auftrag gegebenen Umfrage, die am Dienstag veröffentlicht wurde, halten 54 Prozent der Deutschen Abgaben auf zuckerhaltige Getränke für "sehr geeignet" oder "geeignet", um die gesunde Ernährung von Kindern zu fördern. Das Institut infratest dimap hatte dafür in der vergangenen Woche rund 1.000 Menschen befragt.