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Vorsorge gegen Darmkrebs: Zwei Experten klären auf - wichtige Fragen und Antworten


Autor: Irmtraud Fenn-Nebel

Bamberg, Montag, 20. Mai 2019

Darmkrebs ist laut Experten eine "stille" Krankheit. Und obwohl er gut behandelbar ist, wird er oftmals erst spät entdeckt - zu spät. Zwei Experten aus Bamberg klären Sie über die Früherkennung von Darmkrebs auf.
Bei einer Darmspiegelung (Koloskopie) wird der Darm mit einem Endoskop von innen betrachtet. Die Untersuchung birgt Experten zufolge so gut wie keine Risiken.  Darstellung: Felix Burda Stiftung


Darmkrebs ist eine der am besten erforschten Erkrankungen. Und er ist gut heilbar - wenn er rechtzeitig erkannt wird. Deshalb wird 2019 die Vorsorge weiter ausgebaut: Neuerdings bezahlen die Krankenkassen bei Männern bereits ab 50 Jahren eine Darmspiegelung. Auch ein Screening soll noch eingeführt werden.

Dass die breite Öffentlichkeit für die Notwendigkeit und in manchen Fällen lebensrettende Funktion der Früherkennung sensibilisiert wird, ist auch der Felix Burda Stiftung zu verdanken. Diese engagiert sich seit 2001 für die Kommunikation der Darmkrebs-Vorsorge und hatte den März diesen Jahres zum "Darmkrebsmonat" ausgerufen.

Zwei Darmkrebs-Experten klären auf

Zwei Experten auf dem Gebiet der Darmkrebsuntersuchung sind Prof. Michael Sackmann, Chefarzt am Bamberger Klinikum, und Dr. Roland Grüner, niedergelassener Gastroenterologe in Bamberg. Die beiden wissen aus ihrer täglichen Arbeit, wie wichtig die Vorsorge ist. Darmkrebs sei eine "stille" Krankheit und tut nicht weh. Erst im fortgeschrittenen Stadium machen sich Beschwerden bemerkbar. 61.000 Menschen erkranken pro Jahr neu, wobei Männer häufiger betroffen sind als Frauen.

Sackmann und Grüner haben aber gute Nachrichten: "Mit der Darmspiegelung steht eine von allen Krankenkassen übernommene Methode zur Verfügung, die Vorstufen und Frühformen rechtzeitig erkennen und oft gleich entfernen kann." Zur Vorsorge und Früherkennung gehe allerdings nur ein Viertel der Berechtigten.

Welche Fragen den Experten häufig gestellt werden und wie sie diese beantworten, können Sie in der folgenden Zusammenfassung lesen:

Mein Vater hatte mit 75 Jahren Darmkrebs. Ich bin jetzt 51 Jahre alt und möchte wissen, wie hoch mein Risiko ist, an Darmkrebs zu erkranken.

Ihr Risiko ist ganz gering erhöht. Gehen Sie regelmäßig zur Vorsorge. Die Krankenkassen bezahlen eine Darmspiegelung für Männer ab 50, für Frauen ab 55 Jahren.

Ich habe immer wieder Verstopfung. Kann das zu Darmkrebs führen?

Ganz klare Antwort: Nein.

Bei mir wurde mit 52 Jahren Darmkrebs diagnostiziert. Ich wurde operiert und bin geheilt. Wann sollte meine Tochter zur Vorsorge-Darmspiegelung gehen?

Etwa zehn Jahre, bevor Sie erkrankt sind. Ihre Tochter sollte also mit 42 Jahren die erste Koloskopie machen lassen. Bei familiärer Belastung wird auch die frühere Vorsorgedarmspiegelung von den Krankenkassen bezahlt.

Ich bin 76 Jahre alt und hatte Darmkrebs. Wie oft sollten meine Kinder eine Darmkrebsspiegelung machen lassen?

Entsprechend der allgemeinen Vorsorge-Empfehlungen, beginnend mit 50 Jahren.

Die Form meines Stuhlgangs ist seit einiger Zeit verändert. Bei der Vorsorgespiegelung gab es aber keine Auffälligkeiten.

In diesem Fall ist die Form des Stuhlgangs ohne Bedeutung. Neu aufgetretene bleistiftdünne Stuhlgänge, Schleim oder Blutbeimengungen sollten immer abgeklärt werden.

Ich habe Prostatakrebs. Können sich die Zellen in den Darm absiedeln?

Das kommt im Regelfall nicht vor.

Ich habe seit ein paar Wochen immer wieder Blut im Stuhl. Was kann dahinterstecken?

Das kann man nicht pauschal beurteilen. Lassen Sie das bitte bei Ihrem Hausarzt und beim Gastroenterologen abklären.

Ich wurde wegen einer Divertikelentzündung operiert. Wann kann ich danach wieder eine Darmspiegelung machen lassen?

Frühestens vier bis sechs Wochen nach Ausheilung der Entzündung.

Ich bin 81 Jahre alt. Mein Hausarzt hat mir zur Darmspiegelung geraten. Ist das in meinem Alter zu riskant?

Nein. Das Risiko der Darmspiegelung ist sehr gering, auch im höheren Alter.

Ich hatte mit 55 und 65 Jahren eine Darmspiegelung ohne Befund. Sind weitere Kontrollen erforderlich?

Nein, wenn kein erhöhtes familiäres Risiko für Darmkrebs besteht.

Bei mir ist ein Bluttest auf Stuhl positiv. Soll ich diesen wiederholen oder zur Darmspiegelung gehen?

Nein, der Test soll nicht wiederholt werden. Eine Darmspiegelung ist angezeigt.

Bei mir wurden vor drei Jahren drei kleine Polypen (fünf Millimeter) entfernt. Wann soll ich zur Kontrolle gehen?

Wenn kein erhöhtes Risiko besteht, sind fünf Jahre ausreichend. Bei größeren Polypen kann ein kürzeres Intervall in Absprache mit Ihrem betreuenden Arzt sinnvoll oder erforderlich sein.

Ich leide seit vielen Jahren an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (Colitis Ulcerosa). Ist mein Darmkrebsrisiko erhöht?

Das Risiko ist marginal erhöht. Ab einer Krankheitsdauer von über acht bis zehn Jahren sollten regelmäßige Kontrollspiegelungen erfolgen.

Kann ich mein Darmkrebsrisiko durch die richtige Ernährung vermindern?

Ja. Eine ausgewogene, fleischarme Ernährung ist zu empfehlen. Verzichten Sie auf Rauchen. Bewegen Sie sich regelmäßig, um Übergewicht zu vermeiden.

Ich trinke gern und viel Kaffee. Ist dies schädlich für meinen Darm?

Es gibt keine Untersuchungen, die eine schädliche Wirkung von Kaffee auf den Darm zeigen.

Ich bin ein 51-jähriger Mann. Habe ich Anspruch auf das neue Darmkrebsscreening?

Das Risiko für Darmkrebs ist bei Männern in der Altersgruppe zwischen 50 und 55 Jahren höher als bei Frauen. Deshalb wird demnächst bei Männern ab 50 (bisher: 55) Jahren eine Koloskopie als Kassenleistung anerkannt (bei Frauen ab 55). Die Stuhluntersuchung ist weiterhin Kassenleistung ab dem 50. Lebensjahr für beide Geschlechter. Heuer soll außerdem ein gesetzliches Einladungsverfahren für die Koloskopie eingeführt werden, ähnlich dem Brustkrebs-Screening.

Hier finden Sie Ansprechpartner:

Darmkrebszentren Seit 2006 werden den Krankenhäuser zur Behandlung von Darmkrebs durch die Deutsche Krebsgesellschaft überprüft und auf Wunsch zertifiziert. In unserer Region gibt es Darmkrebszentren u. a. in Bamberg, Lichtenfels, Schweinfurt, Nürnberg (Martha-Maria, Nordklinikum), Uniklinik und Juliusspital Würzburg, Bayreuth, Erlangen, Fürth, Coburg. Ansprechpartner Infos zur Vorsorge und Therapie gibt es beim Krebsinformationsdienst, Tel. 0800/4203040, oder bei der Deutschen Krebshilfe. Dort kann man unter 0800/80708877 auch Broschüren und DVDs zu Darmkrebs bestellen. Felix Burda Stiftung Unter www.felix-burda-stiftung.de gibt es Informationen über die Projekte wie den Darmkrebsmonat sowie über Früherkennung und Therapie von Darmkrebs.

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