Neapel ohne Diego Maradona ist nur schwer vorstellbar: In der süditalienischen Metropole wird der Fußballspieler aus Argentinien bis heute verehrt. Um seine Kultstätte gibt es aber Streit.
In Neapel wird er wie ein Heiliger verehrt. «Dios existe» - Gott existiert - steht etwa auf einem herzförmigen Poster. Gemeint ist aber nicht der Allmächtige, sondern der Fußballer Diego Maradona. Die Liebe zu dem gebürtigen Argentinier ist so groß, dass die Italiener ihrem Idol im Herzen der süditalienischen Metropole ein Denkmal gesetzt haben: Am Largo Maradona - den es allerdings in Neapels Straßenverzeichnis offiziell gar nicht gibt.
Der kleine Platz mitten in den Quartieri Spagnoli (Spanisches Viertel) ist dem Mann gewidmet, der von 1984 bis 1991 beim SSC Neapel spielte und den Verein zu zwei Meisterschaften führte. Seit einigen Jahren ist der Largo Emanuele De Deo - so der eigentliche Name - eine der größten Touristenattraktionen der Stadt.
In den engen Gassen bietet sich den Besuchern heute ein wahrhaftiges Fan-Eldorado: Straßenhändler verkaufen alle möglichen Maradona-Devotionalien von kleinen Statuen über Schlüsselanhänger bis hin zu Trikots. Doch fünf Jahre nach dem Tod der Fußballlegende gibt es genau darum Streit in Neapel. Am Dienstag (25. November) jährt sich Maradonas Todestag zum fünften Mal.
Maradona-Konterfei mit Laken verhüllt
Im Grunde geht es bei dem Streit um die Gewerbelizenzen der Straßenverkäufer und Imbissbetreiber dort. Im Oktober eskalierte der Streit, als die Polizei eine großangelegte Razzia am Largo Maradona durchführte: Mehrere Stände wurden konfisziert, Händler bekamen hohe Bußgeldbescheide, außerdem beschlagnahmten die Einsatzkräfte zahlreiche Maradona-Souvenirs. Ein Standinhaber soll obendrein illegal Strom abgezweigt haben.
Aus Protest verhängten die Betreiber den Wallfahrtsort mit einer Plastikplane. Für Touristen auf der Suche nach dem typischen Selfie besonders bitter: Das berühmte Maradona-Wandbild, das den jungen Diego im himmelblauen Napoli-Trikot an einer Hauswand zeigt, wurde ebenfalls verhüllt.
Der Konflikt schwelt seit Jahren. Antonio Esposito, auch bekannt als «Bostik», hatte den Ort in seiner heutigen Form auf privatem Grund errichtet. Seit geraumer Zeit habe er bei der Stadtverwaltung um die richtigen Genehmigungen für die Händler gebeten. «Wir fordern seit Jahren die Legalisierung, und niemand hört uns zu. Dann kommen sie und führen Razzien durch», empörte sich Esposito nach dem jüngsten Einsatz.
Largo Maradona längst wichtiger Tourismusfaktor
Denn die Händler verfügen nach seinen Worten bisher nur über Lizenzen für den mobilen Straßenhandel und nicht für permanente Gewerbe. Da der Largo Maradona privat verwaltet wird, sind die Verfahren für die richtigen Genehmigungen und Gewerbescheine langwierig und vor allem kompliziert.