Absenderin der Sylt-Flaschenpost heißt Linda
Jetzt ist für ihn klar, dass die Absenderin der Flaschenpost Linda heißt und die Glasflasche am 20. Oktober 2007 auf ihre Reise ging. «Die damalige Adresse der Absenderin lautete: 5 Roslyn Crescent, Reading, England», teilte Bayer mit.
Aufspüren konnte er sie bisher aber nicht: «In dem Haus, das Linda als Adresse angegeben hat, befindet sich heute eine Firma, die aber wohl nichts mit der Absenderin oder ihrer Familie zu tun hat.» Aufgrund der Handschrift sowie aufgrund bestimmter Redewendungen sei die Absenderin laut KI-Analyse zum Zeitpunkt des Abschickens zwischen 11 und 16 Jahre alt gewesen.
Seine KI habe auch die Reiseroute der Flaschenpost berechnet: Laut Bayer könnte sie ursprünglich an der englischen Küste ins Meer oder in die Themse geworfen worden sein und von dort über die Themse-Mündung in die Nordsee getrieben sowie schließlich von Strömungen bis an die deutsche Nordseeküste in den Süden Sylts getragen worden sein.
Seine Recherche zur «Familien-Flaschenpost» und der Absenderin wolle er jetzt fortsetzen, sagt Bayer. Und damit das Geheimnis rund um seinen Fund weiter entschlüsseln.
Neue KI-Tools können Lücken schließen
Eingescannt oder mit einem Handyfoto wird ein solches Dokument der KI zugänglich gemacht, sagte Michael Hanisch, AWS Head of Technology für Deutschland, der Deutschen Presse-Agentur. Mit einer einfachen Bildbearbeitung kann das Bild zum Beispiel über die Kontraste besser lesbar gemacht werden.
Neuere sogenannte Large Language Model (LLM) haben im Gegensatz zu älteren Texterkennungssystemen - die nur einzelne Ziffern und Zeichen erkennen konnten - mehr Kontextverständnis. Sie erkennen Adressen und Formen, Bilder und Texte als einzelnes Element. Je mehr Kontextwissen aus dem großen Textkorpus die KI hat, desto genauer wird das Ergebnis, weil sie daraus weitere Schlüsse ziehen kann.
«Bei einer Flaschenpost könnte es zum Beispiel sein, dass die KI an dem Satz "wer diese Flaschenpost findet, schreibe mir bitte" erkennen kann, dass es sich um einen Brief aus einer Flaschenpost handelt.» Die KI sei zudem in der Lage, mögliche unleserliche Text-Lücken im Dokument aufzufüllen, sagt der KI-Experte.
«Wenn die KI schon einmal eine Flaschenpost oder einen ähnlichen Brief gesehen hat, kann sie das daraus ableiten.» Auch Schriftpassagen und Adressen könnten dann erkannt werden.
Dieses intelligente Dokumenten-Verarbeitungs-Modell kommt laut Hanisch in einigen Bereichen regelmäßig zum Einsatz. «Generell werden die LLM-Modelle überall dort eingesetzt, wo viele Dokumente vorkommen - zum Beispiel in der Logistik, im Einzelhandel oder im Kundensupport.»
Bei Versicherungen kann diese neuere KI-Technologie unter anderem komplexere Dokumente mit vielen Tabellen wie Vertragsentwürfen, aber auch bei Briefen unterstützen, «weil die dann häufig eine freie Form haben, eventuell auch handgeschrieben sind, zum Beispiel bei einer schriftlichen Schadensmeldung», sagt der KI-Experte.