Kamelle, Kamelle: Am Rosenmontag werden in den Karnevalshochburgen wieder zahlreiche Züge mit Mottowagen erwartet, der größte davon in Köln. Für manche Jecken ging der Tag früh los.
Noch bei Dunkelheit sind die ersten Jecken in Nordrhein-Westfalen in den Rosenmontag gestartet. Einige Frühaufsteher fanden sich in ihren bunten Kostümen schon gut drei Stunden vor Start des traditionellen «Zochs» in der Kölner Innenstadt ein. Man wolle in der ersten Reihe am Wegesrand stehen, wenn die Wagen endlich vorbeikommen, sagte eine Karnevalistin, die mit einer Freundesgruppe unterwegs war. Andere Jecken eilten vorbei, um etwas weiter entfernt einen vermeintlich besseren Platz für den Kamelle-Reigen zu finden.
Der größte Rosenmontagszug in Deutschland soll achteinhalb Kilometer lang sein, Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) will sich unter das Fußvolk mischen.
Ampel-Politiker beherrschen Rosenmontagsumzüge
Mit den Rosenmontagszügen erreicht der Straßenkarneval seinen Höhepunkt. Während die Narren an Weiberfastnacht mit Dauerregen zu kämpfen hatten, sind die Wetteraussichten für heute zumindest etwas besser: Große Mengen Regen seien nicht zu erwarten, teilte der Deutsche Wetterdienst mit.
Die Politiker der Ampelkoalition mögen sich daran erbauen, dass sie an diesem Tag endlich einmal «larger than life» sind - überlebensgroß. Als leicht schwankende Pappkameraden gleiten sie auf den Persiflagewagen an jubelnden Menschenmassen vorbei. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erleidet dabei in Mainz als einäugiger Kapitän mit Augenklappe Schiffbruch, Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) führt sich in Köln als Elefant im Porzellanladen auf, weil sie Autokraten hin und wieder auch mal die Meinung sagt, und Finanzminister Christian Lindner (FDP) tritt - ebenfalls in Köln - als Sparschwein auf, eine vielleicht nicht ganz brandneue Idee. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erscheint in Mainz als Fliegender Robert, eingedenk der Figur aus dem «Struwwelpeter», weil er mit seinem Heizungsgesetz die Bodenhaftung verliert, während er in Köln seine Parteikollegin Ricarda Lang bei einem «Willkürenritt» anschiebt.
Die Düsseldorfer haben ihre Motive wie stets noch nicht verraten. Ihr Wagenbauer Jacques Tilly ist der bekannteste deutsche Karnevalswagendesigner, dessen Figuren sogar aus dem Ausland angefragt werden. Seine Entwürfe wurden schon von Demonstranten in Rom und London bei Kundgebungen gegen die katholische Kirche und den Brexit mitgeführt.