Der leitende Ermittler der Kopenhagener Polizei, Jens Jespersen, sagte, dass man unter anderem mit Blick auf Anzahl und Größe der Drohnen sowie den Zeitpunkt des Vorfalls am späten Montagabend davon ausgehe, dass vermutlich ein «fähiger Akteur» hinter dem Vorfall stecken müsse. Das bedeute, dass es sich um einen Akteur handeln müsse, der über die nötigen Fähigkeiten und Werkzeuge verfüge, um so etwas zu bewerkstelligen - vielleicht auch bloß zu Übungszwecken. Experten vermuteten, dass die Drohnen möglicherweise von einem Schiff im Öresund aus gesteuert worden sein könnten.
Dementi aus Moskau
Russland wies eine Verwicklung zurück. «Wenn man jedes Mal grundlose Anschuldigungen vorbringt, führt dies, ehrlich gesagt, dazu, dass solche Aussagen nicht mehr beachtet werden», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. Wer ernsthaft und verantwortungsvoll sein wolle, dürfe nicht immer mit solchen Vorwürfen um sich werfen, sagte er der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge.
Mitte September waren Drohnen im polnischen Flugraum aufgetaucht, wenige Tage später drangen Kampfflugzeuge in den estnischen Luftraum ein. Die Nato macht für die Luftraumverletzungen Russland verantwortlich. Sollte sich der Verdachtsfall in Kopenhagen bestätigen, dürfte dies die Spannungen zwischen dem westlichen Verteidigungsbündnis und dem Kreml abermals verschärfen.
Nato warnt Russland
Bereits jetzt ist die Lage höchst angespannt. Die Nato warnte Russland am Dienstag unter Androhung von Gewalt vor weiteren Luftraumverletzungen. Die Nato und die Alliierten würden im Einklang mit dem Völkerrecht alle notwendigen militärischen und nicht-militärischen Mittel einsetzen, um sich zu verteidigen und Bedrohungen aus allen Richtungen abzuschrecken, hieß es in einer Erklärung aller 32 Bündnisstaaten, die nach Beratungen in Brüssel veröffentlicht wurde.
Die Stellungnahme machte noch einmal deutlich, dass künftig nicht nur Drohnen, sondern auch russische Flugzeuge abgeschossen werden könnten, um eine Bedrohung des Bündnisgebiets auszuschließen. In Folge könnte es zu einer direkten militärischen Konfrontation zwischen der Nato und Russland kommen.
Beratungen nach Artikel 4 des Bündnisvertrags
Die Sitzung im Nato-Hauptquartier war auf Wunsch Estlands einberufen worden. Das baltische Land hatte am Freitag unter Berufung auf Artikel 4 des Bündnisvertrags Beratungen beantragt, nachdem drei russische Maschinen vom Typ MiG-31 rund zwölf Minuten über der Ostsee durch estnischen Luftraum geflogen waren. Artikel 4 des Nato-Vertrags sieht Konsultationen vor, wenn ein Alliierter die Unversehrtheit des Bündnisgebiets, die politische Unabhängigkeit oder die Sicherheit einer Partei bedroht sieht.
Die Sonderberatungen nach Artikel 4 waren bereits die zweiten seit Anfang des Monats. Am 10. September hatte Polen Gespräche beantragt, nachdem eine zweistellige Zahl an russischen Drohnen im Luftraum Polens aufgetaucht war. Dänemark hat solche Beratungen nach dem Drohnenvorfall zunächst nicht beantragt.
Turbulente Tage für europäischen Luftverkehr
Am Flughafen Kopenhagen waren rund 20.000 Passagiere von den Beeinträchtigungen im Flugverkehr betroffen, darunter auch zahlreiche Deutsche. Noch am Dienstagnachmittag waren vereinzelte Flüge verspätet.
Damit kommt der europäische Flugverkehr weiter nicht zur Ruhe: Erst am Wochenende hatte ein Cyberangriff auf einen IT-Dienstleister zu Beeinträchtigungen an mehreren Flughäfen geführt. Darunter waren die Flughäfen Berlin, Brüssel, London Heathrow und Dublin.