Glasfaser bietet das beste Internet, an zig Millionen Haushalten ist es verfügbar. Doch die Nachfrage ist überraschend schwach, stattdessen setzen viele Bürger auf das alte VDSL-Internet. Was tun?
Mit Blick auf das sich abzeichnende Ende der relativ langsamen Internetverbindungen über Kupfer-Telefonleitungen pocht das Bundesdigitalministerium auf niedrige Preise für Glasfaser-Alternativen. Das Ministerium veröffentlichte ein Eckpunktepapier zur sogenannten Kupfer-Glas-Migration, also dem angedachten Wechsel von Internet über Telefonleitungen (DSL/VDSL) hin zu schnellen und stabilen Glasfaser-Verbindungen. Letzteres wird auch «Fiber to the Home» (FTTH) genannt.
Das Schreiben zeigt auf, wie stärkere Anreize gesetzt werden könnten, damit Verbraucherinnen und Verbraucher freiwillig auf Glasfaser setzen. An die Firmen wird appelliert, mit den Vorteilen der Technologie stärker zu werben. Ein zentrales Element ist nach Einschätzung der Autoren der Preis, der «angemessen» sein müsse.
Bundesdigitalminister Karsten Wildberger (CDU) betont, dass die Nutzung von Glasfaser eine individuelle Entscheidung der Bürger sei. «Daher ist es wichtig, sie von den Vorteilen zu überzeugen und Glasfaser zu attraktiven Preisen anzubieten.» Das Ziel sei, doppelte Kosten für den parallelen Betrieb alter und neuer Netze im Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher zu vermeiden.
Der sperrige Begriff der Kupfer-Glas-Migration ist ein heißes Eisen: Weder der Politik noch Teilen der Telekommunikationsbranche behagt der Gedanke, dass VDSL abgeschaltet und deren letzte Nutzer gezwungen werden, auf andere Technologien zu wechseln und dann möglicherweise mehr zahlen zu müssen. Das könnte für Frust und Unverständnis sorgen, so die Befürchtung. Die Preise für Glasfaser-Internet sind in den vergangenen Monaten tendenziell gesunken, einige Tarife sind aber noch immer relativ teuer.
Kupfer als Bremsklotz für Glasfaser-Investitionen
Das Deutsche Telekom setzt bei ihrem Internet noch immer im großen Stil auf DSL und VDSL. Der Konzern baut zwar separat dazu Glasfaser aus, sein Festnetz-Geschäft beruht aber zum großen Teil noch auf der recht alten Kupfertechnologie.
Für die Wettbewerber ist die Verfügbarkeit von Kupfer mancherorts ein Bremsklotz: Sie investieren in Glasfaser und hoffen darauf, dass bisherige Kupferkunden zu ihnen wechseln. Tatsächlich hält sich die Wechselbereitschaft in Grenzen, vielen Kunden reichen die VDSL-Anschlüsse aus.
Laut einer Marktstudie des Branchenverbandes VATM basieren zum Jahresende schätzungsweise 63,1 Prozent der aktiven Internet-Anschlüsse auf Telefonleitungen (DSL oder VDSL) und nur 15,5 Prozent auf reinem Glasfaser (FTTH, Fiber to the Home). Außerdem gibt es noch Internet über TV-Kabel. Das gilt im Wesentlichen als besser als VDSL, aber als schlechter als FTTH.