Druckartikel: Sieg gegen Luxemburg: DFB-Elf erobert Tabellenspitze bei WM-Quali zurück

Sieg gegen Luxemburg: DFB-Elf erobert Tabellenspitze bei WM-Quali zurück


Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa

Sinsheim, Samstag, 11. Oktober 2025

Das war der erhoffte klare Sieg: Durch das 4:0 gegen Luxemburg hat die Nationalmannschaft das notwendige Signal für das direkte WM-Ticket gesetzt. Der Bundestrainer kann sich bestätigt fühlen - sieht aber vor allem offensiv noch Verbesserungspotenzial.
Joshua Kimmich (Deutschland) jubelt neben David Raum (l.) über das Tor zum 4:0.


Julian Nagelsmann stand mit den Händen in den Hosentaschen im Mittelkreis und beobachtete entspannt, wie die DFB-Kicker von den Fans gefeiert wurden. Dank eines mühelosen 4:0 (2:0)-Triumphs gegen den tapferen, aber überforderten Außenseiter Luxemburg hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft um ihren starken Anführer Joshua Kimmich das direkte Ticket für die WM 2026 wieder fest im Visier. David Raum (12. Minute) mit seinem ersten Länderspieltor, der vom Bundestrainer erneut als Rechtsverteidiger eingesetzte Kimmich (21./Handelfmeter/50.) mit seinem ersten DFB-Doppelpack und der herausragende Serge Gnabry (48.) erzielten die Tore für die dominante DFB-Elf. Der Underdog war durch eine Rote Karte für Dirk Carlson früh geschwächt.

"Galligkeit und Gier waren gut. Klar kann man mit der Dominanz mehr Tore machen. Aber am Ende war es ein verdienter Sieg, den wir gebraucht haben", bilanzierte Nagelsmann am ARD-Mikrofon zufrieden und lobte: "Das war eine deutliche Steigerung." Kimmich stellte fest: "Man hat von Anfang an gemerkt, dass wir gewinnen wollen."

Nationalmannschaft gewinnt gegen Luxemburg - höchster Sieg des Jahres

Nach dem höchsten Sieg des Jahres, der mit mehr Konsequenz sogar noch deutlicher hätte ausfallen können, reist die Nagelsmann-Truppe als Tabellenführer der Gruppe A entspannter zur anspruchsvolleren Auswärtsaufgabe am Montag (13. Oktober 2025) nach Belfast gegen Nordirland. Die Briten leisteten mit ihrem 2:0-Sieg gegen die Slowaken Schützenhilfe, machten das Rennen um das direkte WM-Ticket zugleich aber auch spannender. Deutschland, Nordirland und die Slowakei stehen nun alle bei sechs Punkten. Nur der Gruppenerste darf ohne Umweg zur WM. Die eigene Auftaktniederlage in der Ausscheidungsrunde gegen die Slowaken (0:2) soll für das DFB-Team ein einmaliger Ausrutscher auf dem Weg zum Titelangriff in Nordamerika im kommenden Sommer bleiben.

"Wir sind nicht in der Situation, einen Gegner zu unterschätzen", hatte Nagelsmann vor dem Anpfiff angesichts des holprigen Starts der DFB-Auswahl in Bratislava gesagt. Die Zurückhaltung war unbegründet. Gegen das weiter punktlose Luxemburg geriet der Sieg nach dominantem Beginn nie in Gefahr.

Kimmich brillierte vor 25.249 Zuschauern in der komplett gefüllten Arena in Sinsheim in seiner neuen, alten Rolle als großer Antreiber. Der DFB-Kapitän beschränkte sich in seinem 104. Länderspiel, mit dem er an Franz Beckenbauer (103) vorbeizog, nicht nur auf seine Aufgaben als rechter Schienenspieler. Er war schlichtweg überall.

Nagelsmann revidiert Kimmich-Versetzung

"Joshua ist auf beiden Positionen sehr stark. Wir versuchen immer, Lösungen zu finden und schauen, welches die beste Variante ist", erklärte Nagelsmann die Rückversetzung von Kimmich aus dem zentralen Mittelfeld auf die rechte Abwehrseite, die zuletzt als Schwachstelle in der deutschen Mannschaft identifiziert wurde. Für die Zukunft wolle er sich jedoch "nicht festlegen". Außerdem setzte Nagelsmann auf bewährte Kräfte statt weiterer personeller Experimente. So stand BVB-Innenverteidiger Nico Schlotterbeck nach seiner Knieverletzung erstmals seit März wieder in der DFB-Startelf und sammelte 45 Minuten Spielpraxis.

Kimmich, einer von fünf selbstbewussten Münchnern in der Startelf, setzte schon nach drei Minuten ein erstes Offensivzeichen und gab damit die Richtung vor. Seinen scharfen Schuss konnte Luxemburgs Torwart Anthony Moris jedoch abwehren. Kurz darauf bejubelten Spieler und Fans die vermeintliche Führung - doch zu früh. Nick Woltemade, der sich nach einem grippalen Infekt zu Wochenbeginn nach nur einer Trainingseinheit fit gemeldet hatte, fälschte einen Gnabry-Schuss ins Netz ab - allerdings mit dem Arm. Nach Intervention des Video-Assistenten zählte der Treffer zu Recht nicht. Es wäre das erste Länderspieltor für den im Sommer für rund 90 Millionen Euro vom VfB Stuttgart zu Newcastle United gewechselten Stürmer gewesen.

Nach zwölf Minuten belohnte sich das DFB-Team dann aber doch für den dominanten Start. Raum traf mit einem direkten Freistoß aus knapp 20 Metern. Für den Kapitän von RB Leipzig war es der Premierentreffer im 31. Einsatz für Deutschland. "Ich hatte schon vor dem Spiel das Gefühl, dass heute etwas gehen kann", sagte Raum. "Dass der Ball reingeht, ist der Lohn für die harte Trainingsarbeit."

Doppelschlag nach der Pause

Nach nicht einmal 20 Minuten wurde der VAR bereits zum zweiten Mal aktiv - dieses Mal wegen eines zunächst nicht geahndeten Handspiels von Carlson im eigenen Strafraum. Der serbische Schiedsrichter Nenad Minakovic entschied nach Ansicht der TV-Bilder auf Elfmeter und schickte Luxemburgs Abwehrspieler mit Rot vom Platz. Kimmich verwandelte eiskalt.

Trikots der deutschen Nationalmannschaft bei Amazon ansehen

Auch in Überzahl blieb die deutsche Mannschaft fokussiert und erarbeitete sich eine weitere Großchance, die Woltemade jedoch vergab. Nach einem Zauberpass des befreit aufspielenden Florian Wirtz verstolperte der 23-Jährige den Ball frei vor dem Tor. Die dezimierten Gäste schafften es in der einseitigen Partie kaum einmal über die Mittellinie. Eine Angriffswelle nach der anderen rollte auf das Tor des Außenseiters zu. Phasenweise erinnerte das Spielgeschehen eher an Handball. Eine weitere Lücke in der Luxemburger Abwehr fand die Nagelsmann-Truppe, die nach 35 Minuten ein wenig das anfängliche Feuer verlor, bis zur Pause aber nicht mehr.

Das änderte sich kurz nach Wiederbeginn, als Gnabry die Führung mit einem trockenen Schuss unter die Latte ausbaute und sich mit seinem 24. Länderspieltor für einen insgesamt starken Auftritt belohnte. "Er hat das heute super gemacht und war ein Vorbild", lobte Nagelsmann. Nur 120 Sekunden später schnürte Kimmich aus Nahdistanz einen Doppelpack. Nach einer Stunde war dann Schluss für den glücklosen Woltemade, der vom Neu-Frankfurter Jonathan Burkardt abgelöst wurde. Zudem kam Ridle Baku für Karim Adeyemi und damit zu seinem DFB-Comeback. Kaum auf dem Platz sahen beide einen Pfostenschuss von Wirtz. Dem 150-Millionen-Euro-Mann vom FC Liverpool war der Saison-Fehlstart in England nicht anzumerken, auch wenn er keine weiteren Glanzpunkte mehr setzen konnte.

Dieser Artikel enthält Angebote und wie wir künstliche Intelligenz einsetzen