Jan Reichert steht seit Saisonbeginn beim FCN im Kasten. Unumstritten ist der 23-Jährige nicht. In seinen Aktionen wirkt der Club-Keeper nicht immer souverän. Trainer Klose stärkt Reichert dennoch den Rücken.
Die Niederlage auf Schalke war zwar angesichts der Bilanz in der Vergangenheit erwartbar für den FCN, wie das 1:3 aus Nürnberger Sicht zustande kam, war dann aber doch ärgerlich für die Beteiligten. Die Anfangsphase hatte der Club komplett verschlafen, bereits nach 15 Minuten führten die Schalker nach Toren von Kenan Karaman und Moussa Sylla mit 2:0. "In den Momenten, in denen Schalke durch die Seitenverlagerungen in ihre Situationen kam, waren wir nicht griffig genug", analysierte Miroslav Klose.
Eine Umstellung brachte eine Steigerung und den Anschlusstreffer von Sturmjuwel Stefanos Tzimas (17. Minute) - doch das 3:1 vor der Pause durch abermals Sylla brachte einen erneuten Nackenschlag, von dem sich der FCN nicht mehr erholte. "Das war zu billig", urteilt Klose im Nachhinein.
Drittes Gegentor auf Schalke "zu billig" - FCN-Keeper mit unglücklicher Leistung in Gelsenkirchen
Was genau der Nürnberger Coach damit meinte, bleibt erstmal unklar. Gut möglich aber, dass diese Worte auch an die Adresse von Jan Reichert gerichtet sind. Der 23-jährige Torhüter des FCN erwischte gegen die Königsblauen alles andere als einen Sahnetag. Bei keinem der drei Gegentreffer sah Reichert richtig gut aus, gerade beim 1:3 wirkte er unglücklich, weil er bei der Flanke von Tobias Mohr zögerte und Sylla letztlich ungehindert einköpfen konnte.
Unter den FCN-Anhängern wurde Reicherts Strafraumbeherrschung prompt heftigst kritisiert. Reichert sei "zu unentschlossen", "halte nur, was er halten muss" und sei insgesamt betrachtet "nicht gut genug für einen Zweitligisten, der sich selbst im Mittelfeld (der Tabelle) sieht". Zum sechsten Mal in dieser Spielzeit kassierte der Nürnberger Keeper bereits drei Gegentore. Zu Null spielten Reichert und der FCN lediglich dreimal - gegen Fürth, Kaiserslautern und Braunschweig.
Trotzdem kann man Reichert über die gesamte bisherige Saison eigentlich keine schlimmen Patzer vorwerfen. Gleichzeitig hat der junge Torhüter aber auch noch kein Spiel für den FCN gewonnen. Klose stärkte seinem Keeper aber noch in Gelsenkirchen demonstrativ den Rücken: "Seine Saison ist solide, aber man darf nicht vergessen, dass es seine erste Saison als unser Stammtorhüter ist. Wir sollten jetzt nicht irgendwo ein Fass aufmachen, sondern dem Jungen vertrauen."
Klose stärkt Reichert den Rücken: "Kein Fass aufmachen"
So weit, so klar. Und dennoch: Statistisch gesehen spielt Reichert im Vergleich zur Zweitligakonkurrenz eine unterdurchschnittliche Saison. Laut dem Datenanbieter Opta hatReichert 5,5 Gegentore mehr kassiert als es laut der Abschlussqualität des Gegners erwartbar war (sogenannte Prevented Goals). Auch bei den angekommenen langen Pässe (44 Prozent) ist bei dem FCN-Schlussmann noch viel Luft nach oben.
Klar ist, unumstritten ist Reichert nicht, dafür ist seine Premierensaison (noch) nicht stark genug. Ersatzmann Christian Mathenia (32) drängt sich aber scheinbar auch nicht gerade auf, Klose jedenfalls bleibt überzeugt, dass Reichert sich noch steigern kann. "Ich finde, in den Gesprächen wirkt Jan wach. So wünscht man sich Torhüter. Aber manchmal will er zu viel, weil er überall helfen will. Vielleicht sollte er sich mehr auf sein Spiel konzentrieren. Aber das ist der Weg, auch mit ihm", sagte Klose gegenüber der Bild.