Die Funkamateure mussten einst selbst löten

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Noch immer mit so viel Begeisterung bei der Sache wie am ersten Tag. Manfred Suffa präsentiert stolz einen Semco-UKW-Sprechfunkkoffer (eines der ersten käuflichen UKW-Funkgeräte mit Transistoren) aus seiner Anfangszeit und im Vordergrund (im Messinggehäuse) ein selbstgebautes Vorsatzgerät für den Funkbetrieb über den OSCAR-10-Amateurfunksatelliten in den 1980er Jahren. Christian Köferstein
Noch immer mit so viel Begeisterung bei der Sache wie am ersten Tag. Manfred Suffa präsentiert stolz einen Semco-UKW-Sprechfunkkoffer (eines der ersten käuflichen UKW-Funkgeräte mit Transistoren) aus seiner Anfangszeit und im Vordergrund (im Messinggehäuse) ein selbstgebautes Vorsatzgerät für den Funkbetrieb über den OSCAR-10-Amateurfunksatelliten in den 1980er Jahren. Christian Köferstein
Joachim Brosch (2. von links) wurde für 60-jährige, Manfred Suffa (2. von rechts) für 50-jährige Mitgliedschaft geehrt. Eduard Stein (links) würdigte die herausragenden Leistungen der beiden, die Auszeichnung mit Urkunde und Ehrennadel nahm Ortsverbandsvorsitzender Frank Sünkel (rechts) vor.Christian Köferstein
Joachim Brosch (2. von links) wurde für 60-jährige, Manfred Suffa (2. von rechts) für 50-jährige Mitgliedschaft geehrt. Eduard Stein (links) würdigte die herausragenden Leistungen der beiden, die Auszeichnung mit Urkunde und Ehrennadel nahm  Ortsverbandsvorsitzender Frank Sünkel (rechts) vor.Christian Köferstein
 
Ortsverbandsvorsitzender Frank Sünkel (links) bedankt sich mit Urkunde und Ehrennadel für 50-jährige Mitgliedschaft bei Manfred Suffa aus Tettau.Christian Köferstein
Ortsverbandsvorsitzender Frank Sünkel (links) bedankt sich mit Urkunde und Ehrennadel für 50-jährige Mitgliedschaft bei Manfred Suffa aus Tettau.Christian Köferstein
 

Vor 60 Jahren wurde der Ortsverband Kronach des Deutschen Amateur Radio Clubs e.V. (DARC) gegründet. Viele Mitglieder waren bei Loewe Opta beschäftigt.

Der Ortsverband Kronach des Deutschen Amateur Radio Club e.V. (DARC) feierte jetzt sein 60-jähriges Bestehen. Zwölf Funkamateure und Kurzwellenhörer hatten ihn am 17. Oktober 1959 in den damaligen Hotel-Schultheiss-Gaststätten am Marienplatz gegründet.

Zum Festabend konnte der Ortsverbandsvorsitzende Frank Sünkel in zwangloser Runde über dreißig Mitglieder und Gäste im Vereinslokal "Frische Quelle" begrüßen, wovon manche aus über 300 Kilometern Entfernung angereist waren.

Den fast zweistündigen Festvortrag unter der Überschrift "Gestern - heute - morgen" hielt in unterhaltsamer Weise Eduard Stein, der 1996 das Vereinsarchiv begründet und sich in der Folgezeit immer wieder der Aufzeichnung von Erinnerungen von Zeitzeugen gewidmet hatte. So schlich sich in seinem Vortrag auch manche überlieferte Anekdote ein, was die Zeitreise wie im Fluge vergehen ließ und für schmunzelnde Gesichter sorgte.

Die Vorgeschichte des Ortsverbandes Kronach nahm in Coburg ihren Anfang, wo es seit 1956 den nach Bamberg zweiten Ortsverband im westlichen Oberfranken gab, zu dessen großem Einzugsgebiet auch Kronach gehörte. Doch die räumlichen Distanzen belasteten schon bald das Vereinsleben, so dass es 1959 zu den ersten Überlegungen kam, sich selbstständig zu machen.

Bei ihrer Gründungsveranstaltung im Oktober wählten die Anwesenden Arthur Herold († 1969) aus Ludwigsstadt zu ihrem Vorsitzenden und Josef Pusch († 2003) aus Kronach zum Vertreter. Darüber hinaus gab es anfangs nur einen technischen Referenten im Verein: Roland Walther († 2005) aus Kleintettau, seinerseits seit 1953 lizenziert und der erste Funkamateur überhaupt im Landkreis.

Geschätzte Mitarbeiter

Eine Erwähnung war Eduard Stein an dieser Stelle die Bedeutung der Firma Loewe Opta wert, bei der zum Zeitpunkt der Gründung zwei Drittel der Mitglieder beschäftigt waren. Das Unternehmen hatte nicht nur einen hohen Bedarf an Mitarbeitern (auf dem Höhepunkt des Wirtschaftswunders 1966 bis zu 2600 Personen am Standort Kronach!), sondern hohes Interesse an Funkamateuren, die mit ihrer Zusatzqualifikation und dem Interesse an der Funktechnik als besonders wertvoll angesehen wurden. Da die Firma auch attraktive Verdienstmöglichkeiten bot, konnte es kaum ausbleiben, dass sich die meisten der hiesigen Amateure früher oder später dort auch als Arbeitskollegen wiedertrafen.

Wertvoller Abfall

Der langjährige Werksleiter Fries hatte das sich durch den Amateurfunk für das Werk und insbesondere die Entwicklungsabteilung bietende Potenzial schon frühzeitig erkannt und mit Weitblick gefördert. So durften sich einzelne Funkamateure vor der Entsorgung etwa noch den technischen Abfall der Konstruktionsabteilung durchschauen. Heute schwer vorstellbar, aber eine große Geste und ein Privileg in einer Zeit, wo jedes noch so kleine Bauteil, Stück Draht oder auch nur ausbaufähige Lötöse, zum Basteln hochwillkommen war und dankbar angenommen wurde.

Denn Selbstbau war im Amateurfunk bis etwa Ende der 1960er Jahre nahezu unverzichtbar. Bis dahin gab es so gut wie keine kommerziellen Geräte und wenn doch, dann waren sie unerschwinglich. Regelmäßig wurden auch ausgemusterte und zum Teil sogar noch aus dem Zweiten Weltkrieg stammende Militärgeräte umgebaut.

Zum ersten gemeinsam bestrittenen Funkwettbewerb ging es auf die Radspitze, wo das damals dort existierende Funklabor der Loewe Opta als Stationsraum benutzt werden durfte. Wegen der schlechten Erreichbarkeit blieb es bei einem Versuch, und man wandte sich dem benachbarten und sogar etwas höheren Geuserberg zu. Dort befand sich eine Wanderhütte, zu der das benötigte Material anfangs noch aus Kronach mit einem Lastenfahrrad herangeschafft werden musste.

Funksignale aus der Schule

Im Jahre 1966 wurde in Kronach eine neue Gewerbeschule (die Kreisberufsschule) eingerichtet, für die der Funkamateur Heinz Lange († 2005), der dort unterrichtete, zur Unterrichtsbegleitung die Genehmigung für eine Amateurfunk-Clubstation beantragte und von der Oberpostdirektion das Rufzeichen DL0KC zugeteilt bekam. Es war eine der ersten Schulstationen in Deutschland. Das Rufzeichen wurde Jahrzehnte später vom Ortsverband übernommen, der es bis heute nutzt.

Im Jahre 1972, dem so genannten Lucas-Cranach-Jahr aus Anlass des 500. Geburtstages des großen Sohnes der Stadt, gab der Ortsverband das Lucas-Cranach-Diplom heraus, für das Antragsteller eine bestimmte Anzahl von Funkverbindungen nach Kronach nachweisen mussten. Die Nachfrage war außergewöhnlich hoch, das Diplom wurde aus dem In- und Ausland über 430 Mal beantragt.

Amateurfunk wird Leistungssport

Inzwischen hatte die Geräteindustrie den Amateurfunk als Markt entdeckt, zunächst mit Bausätzen, dann mit Fertiggeräten. Der Selbstbau ging immer mehr zurück. Mitte der 1970er Jahre hielt der Leistungssport bei den alljährlich auf dem Kindleins-Knock durchgeführten Feldtagen Einzug. In der Folgezeit konnten national und international bei Funkwettbewerben eine Reihe führender Plätze errungen werden.

Das dazu verwendete Rufzeichen DL0KL (das hatte der Ortsverband 1967 für eine eigene Klubstation beantragt und zugeteilt bekommen) hatte bis in die 1980er Jahre in Amateurfunkkreisen einen legendären Ruf. Zum Teil wurde auch mit Gastlizenzen aus dem Ausland an internationalen Wettbewerben teilgenommen. Doch der Erfolg hatte seinen Preis und die Veranstaltungen am Kindleins-Knock verloren viel von ihrem familiären Charakter. Auf der Suche nach einem noch besseren Standort wechselt man 1979 auf ein Gelände bei Wildenberg, das bis heute alljährlich für ein Fieldday-Wochenende genutzt wird, bei dem man sich zum Funken und zum Erfahrungsaustausch trifft.

Im September 1987 wurde unter anderen zu Katastrophenschutzzwecken eine eigene Relaisfunkstelle in Gehülz eingerichtet, 1996 zur Sicherung von Unterlagen ein Vereinsarchiv eingerichtet. Ein Jahr später erscheint erstmals das bis heute alljährlich zur Mitgliederversammlung herausgegebene lokale Amateurfunkmagazin "CQ Kronach". Der Titel bedeutet frei übersetzt etwa so viel wie "suche Verbindung mit Kronach". Dahinter steht die Absicht, vor allem diejenigen Mitglieder und Interessenten mit Informationen zu versorgen, die nicht oder nicht regelmäßig am Vereinsleben teilnehmen können. Es ist bis heute in Nordbayern einmalig und weit darüber hinaus bekannt.

Experte für "Funkwetter"

Ein weiterer Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war die Teilnahme an der Landesgartenschau 2002, wo der Ortsverband mit hohem Aufwand einen eigenen Stand betrieb. Die Aktion wurde ein großer Erfolg und von immerhin 3500 Gästen besucht.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete der Punkt Ehrungen und Auszeichnungen. Am 1. Januar gehörte Joachim Brosch 60 Jahre dem Verein an. Seine monatlichen Berichte zu den aktuellen Ausbreitungsbedingungen (dem "Funkwetter") und den Chancen zum Erreichen seltener Stationen oder bestimmter Erdteile gehören zum unverzichtbaren Bestandteil der Vereinsabende.

Manfred Suffa konnte am 1. Oktober auf 50-jährige Mitgliedschaft zurückblicken. Er ist einer der bekanntesten UKW-Amateure in Oberfranken und rief vor einigen Jahren mit dem Funkflohmarkt Tettau einen bedeutenden Treffpunkt für Radiobastler und Funkamateure ins Leben. Karl-Heinz Hofmann (40 Jahre) gehört seit vielen Jahren als Kassier der Vorstandschaft an, Christian Köferstein (25 Jahre) zu den erfolgreichsten Funkamateuren im UKW-Bereich. Darüber hinaus wurden weitere Mitglieder für 25- und 40-jährige Mitgliedschaft mit Urkunde und Nadel ausgezeichnet.

Hobby Amateurfunk

Funkamateure In Deutschland gibt es über 70 000 lizenzierte Funkamateure, davon rund 70 im Landkreis Kronach. Weltweit sind es etwa drei Millionen, die sich mit dem Hobby beschäftigen.

Dachverband Der Deutsche Amateur Radio Club e. V. (DARC) ist der Dach- und Interessenverband der deutschen Funkamateure und hat etwa 33 000 Mitglieder in rund 1000 Ortsverbänden.

Ortsverband Der Ortsverband Kronach besteht aktuell aus 47 Mitgliedern. Er betreibt unter anderem zu Katastrophenschutzzwecken eine Relaisfunkstelle in Gehülz sowie eine Clubstation. Weitere Informationen und Ansprechpartner: www.darc.de/b21 .

Treffen Monatliche Treffen finden in der Gaststätte "Frische Quelle" in Kronach (Rodacher Straße 30) statt, üblicherweise am letzten Freitag im Monat ab 19.30 Uhr. Die Termine werden im Internet veröffentlicht, Gäste sind immer willkommen.