Die Mehrheit der Pommersfeldener hat nichts gegen die Ansiedlung des Online-Versandhändlers im Limbacher Gewerbegebiet.
Die Bürger haben entschieden: Mit dem demokratischen Mittel des Bürgerentscheids wurde in der Gemeinde Pommersfelden über die Ansiedlung eines Verteilzentrums des Versand-Riesen Amazon abgestimmt. Mit Stimmenmehrheit sprachen sich die Bürger für das Ratsbegehren und damit für die Ansiedlung von Amazon aus. Die Wahlbeteiligung lag bei 67,81 Prozent. Das Ratsbegehren erhielt 978 Ja-und 635 Nein-Stimmen. Für das Bürgerbegehren stimmten 680 Bürger mit Ja, 831 mit Nein. Wegen der Corona-Pandemie konnten die Bürger ihr Stimmrecht ausschließlich per Briefwahl ausüben.
Da die Gemeinde dem Bürgerbegehren der Limbacher Initiative ein Ratsbegehren gegenübergestellt hatte, galt es, auf dem Stimmzettel gleich zwei Entscheide zu beantworten: "Sind Sie für die Ansiedlung eines Gewerbebetriebes im Gewerbegebiet Limbach und die damit verbundene Anpassung des bestehenden Bebauungsplans?", lautete die Frage des Ratsbegehrens. Beim Bürgerbegehren war zu lesen: "Sind Sie dafür, dass die beabsichtigten Änderungen des Bebauungsplans Gewerbegebiet Limbach nicht vorgenommen werden?" Für den Fall, dass die Wählermeinung nicht klar zu erkennen sei, gab es noch eine Stichfrage. "Ansiedlung eines Gewerbegebiets", lautete diese beim Ratsbegehren und "Einstellung der Bauleitplanung" beim Bürgerbegehren.
Nach der Auszählung am Sonntag zeigte sich Bürgermeister Hans Beck (WB sambach) dankbar und erfreut über das Ergebnis, das er als Beweis des Vertrauens in die Gemeindepolitik betrachte. Mit diesem Ergebnis könne der Gemeinderat auch in Zukunft konstruktiv arbeiten. "Ich danke allen, die unsere Sache unterstützt haben", sagte Roland Seubert, einer der Sprecher der Bürgerinitiative, als er das Ergebnis erfuhr. "Ich bin stolz auf mein Dorf", so Seubert. "Wir haben einen guten Job gemacht!"
Sortierhalle und Parkhaus
Begonnen hatte alles im Herbst 2019: Die Gemeinde beabsichtigte, ein Verfahren zur Änderung des rechtsgültigen Bebauungsplans für das Gewerbegebiet Limbach auf den Weg zu bringen. Bald wurde bekannt, dass die Bauleitplanung auf den Bedarf eines Online-Händlers zugeschnitten werden soll. Seither beschäftigte das Thema die Gemeinde und polarisierte ihre Bürger. Auf Kritik stießen die Ausmaße des Verteilzentrums und der geplanten Gebäude. P3 Logistic, das als Investor auftritt, beabsichtigt eine 12,75 Meter hohe Sortierhalle mit 5700 Quadratmetern Fläche sowie ein fast elf Meter hohes Parkhaus zu errichten.
In Limbach, dem nächstliegenden Ort zur geplanten Niederlassung, formierte sich der Protest. Eine Bürgerinitiative wurde ins Leben gerufen, die sich den Namen "Lebenswerte Gemeinde Pommersfelden" gab. Weit mehr als die für das Quorum benötigten Unterschriften waren in wenigen Tagen gesammelt. Mitte Dezember konnten die Sprecher der Bürgerinitiative mehr als 600 Unterstützer-Unterschriften an Bürgermeister Beck übergeben.
Die Bürgerinitiative und ihre Unterstützer sorgen sich insbesondere um den Erhalt ihres dörflichen Lebensumfeldes und sehen das Projekt als einen Eingriff in Umwelt und Landschaft. Sie befürchten, dass der Verkehr enorm zunehmen und beim geringsten Stau auf der nahen A 3 durch die Dörfer rollen werde. Lärm, Dreck und Gestank würden damit einhergehen. Der Wert der Grundstücke und Immobilien werde sinken und der Ort als Wohnsitz uninteressanter werden. Sie kritisierten auch, dass die Gemeinde damit die letzte freie Gewerbefläche verkauft und somit kein Quadratmeter mehr für kleingliedrige Ansiedlungen aus der Region zur Verfügung stehe.
Die Gemeinde beruft sich darauf, dass dem Vorhaben nach gründlicher Prüfung und Abwägung einhellig zugestimmt worden sei. Nicht zuletzt dürften bei der Entscheidung vor allem die rund 100 Arbeitsplätze ins Gewicht gefallen sein, die Amazon an dem neuen Standort schaffen will. Im Hinblick auf den Immissionsschutz sieht man von Seiten der Gemeinde keine Probleme: Alle notwendigen Untersuchungen hinsichtlich Lärm und Verkehrsbelastung seien durchgeführt worden.
Das Verteilgebiet für die Pakete werde zum größten Teil über die B 505 und die A 3 bedient, heißt es in einer Informationsbroschüre von Amazon und Investor. P 3 Logistic Parks versichert zudem, ein nachhaltiges Pflanzkonzept mit rund 80 Bäumen und Fassadenbegrünung umzusetzen.