Seit Herbst 2017 leitet Jan Marberg die Stadtbibliothek. Keine zwei Jahre später kandidiert der 31-Jährige als Bürgermeister. Für die Stadtentwicklung legt er 30 konkrete Projekte vor - fünf davon als Sofortmaßnahmen.
Er ist der Mann, über den etliche Bad Brückenauer sagen, er trete schlicht für die falsche Partei an: Jan Marberg (31), SPD, Kulturamtsleiter und Skater. Als Jugendlicher hat er mit seinen Freunden beim Bürgermeister seiner Heimatstadt angeklopft. Die jungen Leute wollten eine spezielle Rampe für ihren Sport. "Im April war das Gespräch, im August stand die Rampe. Das fand ich toll", erzählt er. Nun will er selbst so ein Bürgermeister werden, sagt er. 30 konkrete Ziele hat er dafür vorgelegt.
Jan Marberg möchte ein Mehrgenerationenhaus schaffen, einen Bürgerhaushalt einführen und Glasfaser bis an den Bordstein verlegen. Er will, dass die Stadt auf umweltfreundliche Verkehrsmittel setzt und diese zum Verleih anbietet, auch E-Autos. Er fordert eine eigene Standortkampagne - "Ich glaube, dass das Landkreis-Marketing uns auf Dauer nichts nützt" - und sieht das Verhältnis zum Staatsbad als verbesserungswürdig an. "Wir müssen ein Angebot schaffen, das uns auf Augenhöhe mit dem Staatsbad bringt", betont er.
Seine fünf Sofortmaßnahmen: den Georgi-Park aufwerten; warmes Licht in der Straßenbeleuchtung; Kinder als Spielplatz-Planer; WLAN in der Innenstadt; die Veröffentlichung des städtischen Haushalts in anschaulichen Diagrammen im Internet. Dass er mit Nachdruck seine Anliegen vertritt, hat er schon unter Beweis gestellt: Seit April 2018 fordert er einen neuen Standort für die Bibliothek, um mehr Angebote bieten zu können - bisher vergeblich.
Vorbild: Willy Brandt
Warum aber die SPD? "Willy Brandt. Die Grundwerte der SPD und Willy Brandt", antwortet der Bürgermeisterkandidat. Der Kniefall des ehemaligen Kanzlers in Warschau habe ihn tief beeindruckt, genauso wie dessen Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen. Als 19-Jähriger trat er der Partei bei. Da dachte er noch, dass er Politik studieren würde. Es kam anders. Wegen einer verhauenen Mathe-Prüfung rasselte Marberg durchs Abitur. Er wurde stattdessen Bibliothekar, Kulturamtsleiter, Bürgermeisterkandidat. "Ich habe eine hohe Motivation", sagt er über sich.
Fühlt sich der junge Mann in Bad Brückenau wohl? Marberg überlegt kurz. "Ja." Würde er bleiben? "Das kommt auf die berufliche Perspektive an." Und damit meint er nicht, ob er als Bürgermeister gewählt wird. "Ich erwarte nicht, dass ich diese Wahl gewinne." Vielmehr wolle er so viele Bürger wie möglich mit seinen Ideen ansprechen. Für ihn sei die Zukunft der Bibliothek entscheidend - egal unter welchem Bürgermeister. "Ich bin hier bei Weitem noch nicht fertig."
Drei Fragen an Jan Marberg
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