"Dreistigkeit": Neue Regel bei Kaufland sorgt für heftige Kritik - zieht die Konkurrenz jetzt nach?

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Kaufland-Kunden müssen seit Anfang des Jahres beim Kauf von Gemüse einen Cent mehr berappen, wenn sie nicht ein eigenes Tütchen für Tomaten, Paprika und Co. dabei haben. Das sorgt für scharfe Kritik. Nun äußert sich auch die Konkurrenz zu der Maßnahme.

So mancher Kaufland-Kunde dürfte sich seit Anfang des Jahres gewundert haben. Denn beim Einkauf von Obst und Gemüse wird beim Discounter in manchen Fällen ein zusätzlicher Cent fällig. 

Kaufland verlangt seit Januar nämlich einen symbolischen Cent-Betrag für Einweg-Plastiktütchen, in die viele Kunden ihre Paprika, Tomaten und Co. einpacken. Der Extra-Beitrag soll der Umwelt helfen: Die sogenannten "OuG Beute" (das Kürzel steht schlicht für Obst und Gemüse) sorgen nämlich für extrem viel Plastikmüll - laut dem Statistischen Bundesamt wurden in Deutschland im Jahr 2021 sage und schreibe 2,25 Milliarden der dünnen Plastik-Beutelchen verwendet. Einer Erhebung der Verbraucherzentralen zufolge werden im Schnitt aber nur 20 Minuten lang verwendet werden und landen dann umgehend im Abfall. 

Tüten-Cent bei Kaufland - Kritik kommt von unerwarteter Seite

Dem will Kaufland nun gegensteuern. "Mit der Bepreisung der Knotenbeutel mit einem Cent [...] wollen wir unsere Kunden für den bewussteren Verbrauch von Einwegplastik sensibilisieren und Anreize schaffen, sich bei Obst und Gemüse für nachhaltige Alternativen zu entscheiden", so der Einzelhändler unlängst gegenüber den Portalen von Ippen.Media. Kaufland ist mit dem Cent für Obst-und-Gemüsetüten übrigens eher ein Nachzügler. Mitbewerber Aldi hatte den Tüten-Cent bereits 2019 eingeführt

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Dies ist Teil einer langfristigen Nachhaltigkeits-Strategie von Kaufland: Bereits seit 2019 hat der Discounter Mehrweg-Gemüsebeutel im Angebot, darauf folgten wiederverwendbare Eierkartons und zuletzt Mehrweg-Brotbeutel. "Die langfristig nachhaltige Gestaltung unseres Sortiments ist uns sehr wichtig. Wir optimieren daher laufend Bestehendes und versuchen, wo immer sinnvoll, Mehrweglösungen in unseren Filialen zu integrieren", so Julia Herrmann, Leiterin Warengeschäft bei Kaufland, bei der Einführung der Stoff-Brottüten im Februar vergangenen Jahres.

Doch nicht nur Kunden stehen dem "Tüten-Cent" reserviert gegenüber. Kritik kommt auch aus unerwarteter Richtung. "Das als Maßnahme für den Umweltschutz zu verkaufen ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten", wettert Barbara Metz, die Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe, gegen den Sonderbetrag für die dünnen Beutel. Ein so kleiner Betrag habe keinen Lenkungseffekt hin zu einem geringeren Verbrauch der Tütchen. "Damit tatsächlich weniger von den dünnen Tütchen verbraucht werden, sollten sie mindestens 20 Cent kosten", fordert Metz.

Die Deutsche Umwelthilfe weist darauf hin, dass Plastik-Beutel mit einer Wandstärke von 15 Mikrometern ab 2030 europaweit ohnehin verboten sein werden. Einzelhändler wie Kaufland sollten deshalb so früh wie möglich handeln: "Anstatt die umweltschädlichen Plastiktütchen bereits heute aus dem Sortiment zu nehmen und konsequent auf wiederverwendbare Mehrwegnetze zu setzen, will sich Kaufland für die verbleibende Zeit bis zum Verbot seine Umweltsünde auch noch bezahlen lassen."

"Tüten-Cent" für Gemüsebeutel? Konkurrenz oft skeptisch

Bei der Konkurrenz zeichnet sich ein eher differenziertes Bild zum "Tüten-Cent". Wie bereits erwähnt, hatte Aldi ein vergleichbares Modell bereits 2019 eingeführt. Die Rewe Group verweist gegenüber inFranken.de auf schon bestehende Nachhaltigkeitskonzepte, wie beispielsweise den Verzicht auf Plastik-Tragetaschen oder die Einführung von Mehrweg-Gemüsebeuteln. Auf die OuG-Plastikbeutel wollen Rewe und Penny aber nicht verzichten. Laut einer Sprecherin seien die "kostenlos angebotenen Knotenbeutel über die Zeit kleiner und noch dünner geworden, außerdem sind sie unbedruckt und somit besser recyclingfähig". Aus hygienischen Gründen und aus Sicht der Ressourcenschonung seien die dünnen Knotenbeutel oft unverzichtbar. "Eine Bepreisung im Cent-Bereich hat nach unserer Auffassung keine Lenkungswirkung", heißt es von der Rewe-Group.

Die Edeka-Gruppe verweist auf Nachfrage wiederum darauf, dass solche Entscheidungen aufgrund der genossenschaftlichen Struktur den jeweiligen Märkten überlassen bleibe. Insgesamt setzt die Einzelhandels-Gruppe darauf, den Kunden nachhaltige Alternative wie Papierbeutel oder Mehrwegnetze anzubieten, damit diese selbst auf die Knotenbeutel aus Plastik verzichten. "Im Allgemeinen haben wir die positive Erfahrung gemacht, dass mit Tragetaschen aus ökologischen Gründen immer sparsamer umgegangen wird", so eine Sprecherin gegenüber inFranken.de.

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