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Solarthermie nachrüsten: Kosten und Umsetzung - für wen lohnt es sich?


Autor: Joachim Tiefenthal

Deutschland, Dienstag, 11. Oktober 2022

Du möchtest Solarthermie nachrüsten? Dann ist jetzt vor dem Winter der ideale Zeitpunkt, um mit der Planung zu beginnen. Welche Kosten kommen auf dich zu und was gilt es zu beachten?
Ob sich eine Solarthermie-Anlage rechnet, das hängt u.a. von deinem Bedarf und deinem individuellen Verbrauchsverhalten ab.


  • Unterschied zwischen Solar, Photovoltaik und Solarthermie
  • Solarthermie: Nutzung der Sonnenenergie, um Wärme zu erzeugen
  • Zwei Arten von Solarthermie-Anlagen
  • Wann rechnet sich eine Solarthermie-Anlage? 
  • Vor- und Nachteile einer Solarthermie-Anlage
  • Fazit

Heizkosten sparen und gleichzeitig die Umwelt schonen - diese beiden angesagten Ziele lassen sich mit Solarthermie erreichen. Durch den drastischen Anstieg der Energiekosten kann sich eine Solarthermie-Anlage zumindest im letzten Drittel ihrer Laufzeit (20-30 Jahre) amortisieren. Faustregel: Je höher die Energiekosten steigen, desto schneller amortisiert sich eine Solarthermie-Anlage. Wenn du dich für die Installation einer neuen Solarthermie-Anlage interessiert, solltest du auch nach einer möglichen Förderung Ausschau halten. Jetzt im Herbst und Winter ist eine gute Zeit, um die Nachrüstung zu planen, denn sowohl Termine als auch Material benötigen aktuell längere Vorlaufzeiten. Die Umrüstung sollte zudem eher im Sommer erfolgen.

Solarthermie: Nutzung der Sonnenenergie, um Wärme zu erzeugen

Die Begrifflichkeiten Solar, Photovoltaik und Solarthermie werden im Alltagsgebrauch manchmal wenig gegeneinander abgegrenzt und oftmals fälschlicherweise sogar synonym benutzt. Die Unterscheidung lässt sich aber in drei kurzen Sätzen zusammenfassen: Solar ist der Oberbegriff für Photovoltaik und Solarthermie. Denn für beide Verfahren wird Sonnenenergie genutzt. Während Photovoltaik die Umwandlung von Sonnenenergie in Strom beschreibt, wandelt Solarthermie Sonnenenergie in Wärme um. 

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Bei Solarthermie werden Kollektoren auf dem Hausdach installiert. Die dunklen Oberflächen der Kollektoren absorbieren die auftreffenden Sonnenstrahlen und binden die Energie auf der Oberfläche. So entsteht Wärme. Innerhalb der Kollektoren zirkuliert eine Flüssigkeit. Diese nimmt die entstehende Wärme auf und gibt sie über einen Wärmetauscher an das Wasser in einem Speicher ab. Auf diese Art und Weise kann die Wärme bei Bedarf zum Heizen oder für die Warmwasseraufbereitung genutzt werden. 

Die Installation einer thermischen Solaranlage kann nachträglich erfolgen, etwa wenn der Austausch des Heizungskessels und/oder des Wärmespeichers bevorsteht. Solltest du dein Dach neu eindecken, kannst du einige Kosten für die Montage der Solarkollektoren einsparen, wenn du die Anlage direkt mit montieren lässt. Bei einer sogenannten Indach-Lösung substituierst du Kosten für einige Quadratmeter der Dacheindeckung. Denn ein Teil der Dacheindeckung besteht hier aus Modulen, welche die ansonsten einzusetzenden Dachziegel ersetzen.

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Zwei Arten von Solarthermie-Anlagen

Es gibt zwei Arten von Solarthermie-Anlagen. Mit der Warmwassersolarthermie können rund 60 Prozent deines Warmwasserbedarfs sichergestellt werden. Das bedeutet, du kannst jährlich bis zu 60 Prozent deiner Kosten der Warmwasserbereitung einsparen. Diese Anlagen sind relativ klein und auch günstiger im Vergleich zu der nachfolgend beschriebenen Anlagenform. Zudem sind sie meist einfach zu installieren. Die hierfür benötigten Kollektoren nehmen gerade einmal eine Dachfläche von circa 3 bis 6 Quadratmetern in Anspruch. Für die Nachrüstung auf Warmwassersolarthermie solltest du Kosten in Höhe von 3.000 bis 6.000 Euro kalkulieren.

Die zweite Form von Solarthermie ist die einer Solarheizung. Eine solche Anlage unterstützt das bestehende Heizsystem im Haus. Hierfür sind sowohl mehrere Kollektoren als auch ein größerer Wärmespeicher notwendig. Rechne hier mit einer benötigten Dachfläche von etwa 9 bis 20 Quadratmetern. Die Kosten liegen bei solchen Anlagen etwa zwischen 8.000 bis 10.000 Euro. Im Gegenzug sind Einsparungen deiner Heizkosten von bis zu 20 Prozent möglich. 

Mit Blick auf den Wirkungsgrad von Solarthermieanlagen musst du mit Schwankungen zwischen etwa 25 Prozent (Heizung und Warmwasser) und maximal 50 Prozent (nur Warmwasser) rechnen. Diese Werte variieren sehr stark, weil Anlagen in den Sommermonaten viel Energie (Wärme) produzieren, die ein Haushalt in diesem Zeitraum jedoch nicht im vollen Umfang benötigt.

Wann rechnet sich eine Solarthermie-Anlage? 

Wann sich Solarthermie-Anlagen rechnen, hängt auch von individuellen Faktoren ab und ist daher nicht pauschal zu beantworten. Zum einen ist die Lage des Hauses bzw. Daches und die damit verbundene mögliche Ausrichtung der Anlage entscheidend. Wie bei allen Solaranlagen (Photovoltaik und Solarthermie) kommt es zudem auf die Sonnenstunden im Jahr an. Während lange heiße Sommer mit vielen Sonnenstunden viel Energie produzieren, wird in den Monaten Oktober bis März deutlich weniger Energie produziert.

Hinzu kommt dein Bedarf (Singlehaushalt, Klein- oder Großfamilie) bzw. dein individuelles Verbrauchsverhalten. Letztlich ist auch die Preisentwicklung auf den Energiemärkten für die Rentabilitätsrechnung bedeutend. Wenn du dir die Investition in Solarthermie fördern lassen kannst, hat dies natürlich weiteren Einfluss darauf, ob und wann sich eine solche Anlage rechnet. Letztlich wird sich das aber erst in der Realität und im Anlagenbetrieb herausstellen. Schwankungen sind immer möglich, da jede Anlage trotz intensiver Planungen und realistischer Annahmen unterschiedlich verbaut und unterschiedlich effizient sein wird. Eine Solarthermie-Anlage für Heizungsunterstützung ist am teuersten, amortisiert sich als Flachkollektor aufgrund der höheren Einsparungen aber nach ca. 18 Jahren. Als Vakuumröhrenkollektor amortisiert sie sich dagegen erst nach 28 Jahren - was den höheren Anschaffungskosten geschuldet ist. Eine Solarthermie-Anlage zur Warmwassergewinnung kann sich im Gegensatz dazu auch erst nach 30 Jahren rentieren.

Bei der Förderung von Solarthermie unterscheidet das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) u.a. zwischen Basis-, Innovations- und Zusatzförderung. Dabei gehören zu den förderfähigen Kosten nicht nur die Solarthermie-Anlagen selbst, sondern auch der Anschluss an das Warmwasser- und/oder Heizsystem, inklusive Solarspeicher und Steigleitungen. Das förderfähige Mindestinvestitionsvolumen liegt bei 2.000 Euro brutto und der Fördersatz beträgt mindestens 10 % der förderfähigen Ausgaben. Darüber hinaus bestehen mit KFW-Krediten und Steuervorteilen weitere Möglichkeiten, die dich bei der Umrüstung finanziell unterstützen können. 

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Vor- und Nachteile einer Solarthermie-Anlage

Zu den Vorteilen einer Solarthermie-Anlage zählen sicherlich eine deutliche Reduzierung der Energiekosten und eine gesteigerte Unabhängigkeit von der Preisentwicklung fossiler Brennstoffe (Gas, Öl). Hinsichtlich des Klimaschutzes ist die Vermeidung von schädlichem CO₂-Ausstoß zu nennen. Es bestehen mittlerweile ideale Kombinationsmöglichkeiten zu bestehender Brennwerttechnik, die als Ergänzung zu einer Ölheizung oder Gasheizung genutzt werden können.

Mit dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) hat die Bundesregierung Vorschriften verabschiedet, die beim Neubau von Gebäuden erstmals eine Pflicht zur Nutzung von erneuerbaren Energien vorsehen. Mit einer Umrüstung trägst du auch zu Erfüllung dieser Vorschriften bei. Denn wesentliches Ziel des Gesetzes ist, den Anteil regenerativer Energiequellen an der Wärmeerzeugung von Gebäuden deutlich zu erhöhen.

Wo Licht ist, findest du bekanntlich auch Schatten. Nachteilig ist bei Solarthermie-Anlagen zunächst der hohe Energieverbrauch bei der Herstellung der Kollektoren. Ein Ertrag stellt sich nur bei Tag ein, dieser ist zudem abhängig von der Sonneneinstrahlung und unterliegt damit Leistungsschwankungen. Circa drei Viertel der Sonneneinstrahlung fällt in den Sommermonaten an, also in einem Zeitraum, in dem generell weniger Energie (Wärme) benötigt wird. Nicht zu unterschätzen ist der Platzbedarf für einen zusätzlichen Solarspeicher. Darüber hinaus ist nicht jedes Dach für Solarthermie geeignet. Hier ist im Wesentlichen auf die benötigte Fläche, den Neigungswinkel sowie auf Ausrichtung und Verschattung und den daraus resultierenden Wirkungsgrad zu achten.

Fazit

Ganz gleich, welche Argumente du für und wider betrachtest, es bleibt hinsichtlich Investitionsvolumen, Finanzierung, Wirkungsgrad als Verhältnis zwischen nutzbarer und eingesetzter Energie und Nutzungsgrad (Effizienz der Energienutzung) eine kontroverse Diskussion. Am Ende steht deine individuelle Entscheidung. Wenn du es dir leisten kannst und auch möchtest, diese nicht nur aus wirtschaftlichen Motiven heraus zu treffen, sondern es mehr als Beitrag für Energieeinsparung und die Reduzierung von klimaschädlichem CO₂-Ausstoß siehst, dann ist die Investition in Solarthermie eine gute Investition.

Vor dem Hintergrund von Anschaffungskosten und den hohen Schwankungsbreiten bei den Amortisationszeiten von bis zu 20 Jahren oder mehr, ist es jedoch auch nachvollziehbar, wenn du hier zögern solltest.

Andererseits: Eine komplette Fehlinvestition ist eine Solarthermie-Anlage nicht. Neben Einsparungen bringt sie dir ein gewisses Maß an Unabhängigkeit von den Energieversorgern. Denn sollten die Preise für Brennstoffe weiterhin so rasant steigen wie zuletzt, kann sich eine solche Anlage in jedem Fall und ggf. auch schneller rentieren. 

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