Heizen mit Fernwärme: Vorteile, Nachteile und Kosten
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Freitag, 30. Juni 2023
Heizen mit Fernwärme ist eine gute Sache. Es bedeutet aber nicht automatisch wenig Kosten. Zwei Haken gibt es: Der Ausbau ist nicht weit fortgeschritten und bei der Klimaneutralität hapert es ebenfalls.
- Sehr bequem: Der Energieversorger übernimmt die Versorgung mit Wärme
- 14 Millionen Haushalte nutzen Fernwärme
- Vor- und Nachteile der Fernwärme
- So setzt sich der Preis für Fernwärme zusammen
- Fernwärme-Kosten im Vergleich mit anderen Heizsystemen
Fernwärme ist, wie der Name es schon signalisiert, die Wärme, die in der Ferne entsteht, und zwar als heißes Wasser mit einer Vorlauftemperatur im Winter von 100 Grad. Über eine isolierte Leitung kommt es in die Häuser. Das kalte Wasser fließt zurück ins Heizkraftwerk. Die Vorteile für dich als Endverbraucher sind gewaltig, wie die Verbraucherzentrale schreibt: Um die zentrale Frage, wie heißes Wasser für die Heizung entsteht, kümmert sich der Energieversorger. Aber ist das System wirklich klimafreundlich?
Sehr bequem: Der Energieversorger übernimmt die Versorgung mit Wärme
Marc Jüdes, Leiter des Bereichs Fernwärme, Nahwärme und Umweltdienstleistungen beim Versorger EnBW, ist zuversichtlich, dass sich beim Wärmesektor, der rund 57 % der Energie verbraucht, einiges tut. Der Ausbau von Fernwärme aus erneuerbaren Energiequellen ist mit drei Milliarden Euro Förderung ausgestattet.
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Aus seiner Sicht hat Fernwärme drei Vorteile: Erstens ist mit dem Anschluss an ein Fernwärmesystem meistens ein unmittelbarer CO₂-Einspareffekt gegenüber der alten Heizung verbunden. Zweitens lässt sich ein Fernwärmeanschluss in der Regel ohne energetische Gebäudesanierung realisieren.
Drittens ist der Energieversorger für die Einhaltung aller umweltrelevanten Kennzahlen und Anforderungen verantwortlich – Hauseigentümer*innen müssen nichts mehr unternehmen. Noch kann die Fernwärme ihre Vorteile nicht richtig zur Geltung bringen. Die Anzahl der Nutzer*innen ist aktuell klein und vielfach fehlen in den Kommunen die Leitungen.
14 Millionen Haushalte nutzen Fernwärme
Das Wärmeplanungsgesetz, im Entwurf fertig und in den Bundestag eingebracht, nimmt deshalb die Länder und Kommunen in die Pflicht: Sie sollen in den kommenden Jahren konkrete Pläne vorlegen, wie sie ihre Heizinfrastruktur klimaneutral umbauen wollen. Für Großstädte sollen diese Wärmepläne bis Ende 2026 fertig sein, kleinere Städte haben zwei Jahre länger Zeit. Die Wärmepläne der Kommunen sind eine wichtige Orientierung für Bürger*innen, weil sie dadurch erfahren, ob ihr Haus bald an ein Fern- oder Nahwärmenetz angeschlossen wird – oder sie ihre Heizung absehbar auf eine Wärmepumpe umrüsten sollten.
Rund 5,5 Millionen Haushalte (14,4 %) ließen sich im Jahr 2022 mit Fernwärme beliefern. Der Anteil der erneuerbaren Energie bei Fernwärme lag nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) 2021 aber nur bei 17,5 %. Das ist noch nicht genug, denn die Wärmewende ist Voraussetzung dafür, dass die Energiewende als Ganzes gelingt.