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6 Irrtümer über Photovoltaikanlagen: Das solltest du vor einer Anschaffung unbedingt wissen


Autor: Klaus Heimann

Deutschland, Mittwoch, 29. März 2023

Über den Einsatz von Photovoltaikanlagen, kurz PV-Anlagen, kursieren viele Irrtümer in der öffentlichen Diskussion. Deshalb nehmen wir Stellung zu den sechs gängigsten Vorurteilen.
Es ist natürlich sinnvoll, ein Süd-Dach mit den Paneelen zu bestücken.


  • Erneuerbare Energien: 6 Irrtümer halten sich hartnäckig - wir klären auf
    • Irrtum 1: Mit einer PV-Anlage und Speicher bin ich endlich autark und unabhängig vom Stromanbieter
    • Irrtum 2 und 3: Die PV-Anlage zahlt sich erst nach einer kleinen Ewigkeit aus und ist teuer
    • Irrtum 4: Die PV-Anlage ist nur gemeinsam mit einem Batteriespeicher lohnend
    • Irrtum 5: Eine PV-Anlage auf einem Süddach ist immer besser als ein Ost-West-Dach
    • Irrtum 6: Mit einem Balkonkraftwerk kann ich meine Kaffeemaschine versorgen
  • Fazit: Wann und für wen sich eine Photovoltaikanlage lohnt

Solarstrom und PV-Anlagen boomen. Mit möglichst vielen PV-Anlagen ist ein wichtiger Beitrag zur Klimawende zu leisten. Und, was viele übersehen, Solarenergie richtig erzeugt und genutzt, hilft dabei, deine Energiekosten zu senken. "Wichtig ist, sich die persönlichen Ziele der Photovoltaik-Nutzung bewusst zu machen und sich dann zu informieren", sagt Sören Demandt, Energieexperte von der Verbraucherzentrale NRW. So können Enttäuschungen und falsche Hoffnungen gar nicht erst aufkommen. Wir beschäftigen uns mit den sechs gängigsten PV-Irrtümern.

Irrtum 1: Mit einer PV-Anlage und Speicher bin ich endlich autark und unabhängig vom Stromanbieter

Nein, das stimmt nicht. Selbst eine große PV-Anlage und ausgestattet mit einem großen Speicher aus Batterien macht dich nicht völlig unabhängig. In jedem Fall ist der restliche Strom aus dem Netz von einem Versorger zuzukaufen.

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Das gilt besonders für die Wintermonate. Der sogenannte "Autarkiegradbeschreibt, wie viel Strom aus der eigenen PV-Anlage kommt und wie viel du von externen Anbietern hinzukaufen musst. Je autarker die Energieversorgung ist, desto höher ist der Anteil des selbst erzeugten Stroms im Verhältnis zum gesamten Strombedarf.

Nimmt man einen Stromspeicher hinzu, lässt sich der erreichbare Autarkiegrad auf bis zu 80 Prozent steigern. Ein guter und erreichbarer Wert bei einer PV-Anlage liegt bei 70 bis 80 Prozent. Dieser lässt sich nur in Kombination mit einem PV-Stromspeicher bewerkstelligen.

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Irrtum 2 und 3: Die PV-Anlage zahlt sich erst nach einer kleinen Ewigkeit aus und ist teuer

Irrtum 2: Die PV-Anlage zahlt sich erst nach einer kleinen Ewigkeit aus. Auch das ist falsch. Eine durchschnittlich große PV-Anlage, die du komplett aus Eigenmitteln finanzierst, hat eine Amortisationszeit (eine Anschaffung amortisiert sich, wenn die Erlöse, die durch die Anschaffung erzielt werden, erstmalig so hoch sind wie die Kosten der Anschaffung) von 10 bis 14 Jahren.

Eine über Darlehen finanzierte Anlage braucht etwa 12 bis 16 Jahre. Belastungstests haben gezeigt, dass moderne PV-Anlagen eine Betriebszeit von 30 bis 40 Jahren haben. Du bist also relativ lange in der Gewinnzone.

Irrtum 3: PV-Anlagen sind furchtbar teuer. Diese Annahme ist ebenfalls nicht richtig. Die Preise für Solarmodule (typisches monokristallines PV-Modul mit einer Leistung von 350 bis 450 Watt kostet aktuell von 200 bis 350 Euro) und Batteriespeicher (6.000 bis 15.000 Euro je nach Kapazität) sind fallend. Zum 1. Januar 2023 ist die Umsatzsteuer auf neue PV-Anlagen auf null Prozent abgesenkt, also quasi abgeschafft. Dies trifft neben den PV-Modulen ebenso auf Wechselrichter und den Batteriespeicher zu.

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Irrtum 4: Die PV-Anlage ist nur gemeinsam mit einem Batteriespeicher lohnend

Stimmt so eindeutig nicht immer. Eine PV-Anlage lohnt sich auch ohne Speicher. Die hohen Anschaffungskosten für einen Batteriespeicher – kleine Speicher mit 5–7 kWh Speicherkapazität – kosten etwa 6.000 Euro bis 8.000 Euro. Ein etwas größerer Speicher mit einer Kapazität von 8 bis 10 kWh ist hingegen für 8.000 Euro bis 10.000 Euro zu haben. Große Speicher mit ca. 15 kWh kosten bis zu 15.000 Euro. Diese Preise lassen daran zweifeln, ob die Kombination wirklich immer sinnvoll ist.

Betreibst du eine PV-Anlage ohne Solarspeicher ist es ratsam, den kontinuierlich erzeugten Solarstrom sofort zu nutzen, sonst ist er verschwendet oder wird direkt ins öffentliche Netz eingespeist, wodurch der Eigenverbrauch des selbst erzeugten Stroms sinkt. Die Versorger zahlen auch nicht besonders viel: Aktuell gibt es für Anlagen bis 10 kWp 13,0 Cent pro kWh. Ist die Anlage größer, erhält der Anlagenteil ab 10 kWp 10,9 Cent pro kWp, also noch weniger.

Beziehst du Strom vom Versorger, musst du für eine Kilowattstunde Strom durchschnittlich aktuell 42 Cent zahlen. Solltest du aber am Tag den größten Batzen an Energie verbrauchen und abends keinen Strom benötigen, dann reicht für dich eine Solaranlage ohne Stromspeicher vermutlich aus. Den Einsatz von Speichern solltest du abwägen, letztendlich kommt es auf deine Art Strom zu verbrauchen an. Helfen kann dir hier eine Energieberatung. 

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Irrtum 5: Eine PV-Anlage auf einem Süd-Dach ist immer besser als ein Ost-West-Dach

Das stimmt so nicht. Es ist natürlich immer sinnvoll, ein Süd-Dach mit Paneelen zu bestücken. Die Sonneneinstrahlung ist in dieser Himmelsrichtung am stärksten und vor allem zur Mittagszeit fällt hier besonders viel Licht auf die Anlage.

Aber es geht ja darum, Strom im gesamten Tagesverlauf zu bekommen. Da können Ost-West-Dächer durchaus ihren Beitrag bringen. Und so schlecht ist die Bilanz bei dieser Variante nicht.

Wenn eine PV-Anlage auf dem Süd-Dach 100 Prozent bringt, ist im Vergleich dazu auf einem Ost-West-Dach der Ertrag bei 80 Prozent (die Ertragseinbußen liegen zwischen sieben bis 20 Prozent). Ziel ist es, die "Sonnenernte" möglichst über den ganzen Tag zu verteilen. In unserem Service-Artikel findest du eine Neigungswinkeltabelle, die dir bei der Planung hilft. 

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Irrtum 6: Mit einem Balkonkraftwerk kann ich meine Kaffeemaschine versorgen

Stimmt so nicht. Balkonkraftwerke (auch Steckersolargeräte genannt) eignen sich in erster Linie sehr gut dafür, den steten Strombedarf von Geräten im Standby-Modus von Telefonanlagen, dem Internet-Router oder den Radioweckern zu decken.

Für den autarken Betrieb eines Toasters (800 bis 1.200 Watt), die Nutzung der Kaffeemaschine (2.000 Watt), um Wasser aufzuheizen oder für die Verwendung eines Haartrockners (1.400 bis 2.000 Watt) reicht die Leistung der Anlage alleine jedoch nicht.

Die Nennleistung von Balkonkraftwerken wird zwar immer besser, aber in der Regel kommen nicht mehr als 600 Watt dabei herum. Der Betrieb dieser Geräte ausschließlich mit Sonnenstrom aus einem Steckersolargerät ist nicht möglich.

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Fazit - wann sich eine Photovoltaikanlage lohnt

Mit selbst erzeugtem Solarstrom machst du dich unabhängig von den Energiepreisen am Markt. Eigener Strom aus einer PV-Anlage ist am günstigsten, wenn du ihn direkt selbst verbrauchst. Die Kosten für eine selbst erzeugte Kilowattstunde Strom belaufen sich auf etwa 12 Cent. Das ist erheblich günstiger als die Strompreise auf dem Strom-Markt.

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