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Erstaunlicher Fund in Tschernobyl: Neue Pilzart ernährt sich von Strahlung


Autor: Thomas Grotenclos

Deutschland, Dienstag, 21. Juni 2022

In Tschernobyl wurde ein Pilz gefunden, der sich von der freigesetzten Strahlung zu ernähren scheint. Dieser Pilz könnte die Lösung für viele wissenschaftliche Probleme sein.
Tschernobyl: Einer der lebensfeindlichsten Orte der Welt.


  • In Tschernobyl wurden zum ersten Mal radiotrophe Pilze entdeckt
  • Diese neue Pilzart ernährt sich von radioaktiver Strahlung
  • Egal wie lebensfeindlich es auch ist: Die Natur passt sich ihrer Umgebung an

Die in Tschernobyl entdeckten Pilze sind in wissenschaftlichen Kreisen eine echte Sensation. So wurde die Art nicht nur zum ersten Mal gefunden, sondern kann für viele weitere wissenschaftliche Probleme die Lösung sein. 

Was ist in Tschernobyl passiert?

Es war der 26. April 1986, 01:23 Uhr: Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl ereignete sich im Reaktor-Block 4 des Kernkraftwerks von Tschernobyl, nahe der ukrainischen Stadt Prypjat. Bereits am 25. April 1986 begann die Simulation eines vollständigen Stromausfalls. Was eigentlich als Test geplant war, entwickelte sich zu einer Katastrophe nicht zu begreifendes Ausmaßes. 

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Aufgrund schwerer Verstöße gegen die Sicherheitsvorschriften und bauartbedingte Eigenschaften kam es zu einem unkontrollierten Leistungsanstieg, welcher anschließend zur Explosion des Reaktors sowie zu einem Brand führte. 

In den ersten zehn Tagen nach der Explosion wurde eine riesige Menge Radioaktivität freigesetzt, welche die Region nordöstlich von Tschernobyl sowie viele weitere europäische Länder kontaminierte. Die WHO identifizierte rund 4.000 Todesopfer, die direkt oder indirekt durch die Strahlung verstorben sind. Vor allem dadurch entstandene Krebserkrankungen sind die häufigste Todesursache. Die IPPNW kommt sogar auf hunderttausende Todesopfer, insgesamt sollen Millionen von Menschen unter den Langzeitfolgen leiden. 

Welche Entdeckung machten Experten?

Im Vergleich zum Menschen findet die Natur immer einen Weg, um mit der veränderten Umgebung klarzukommen und neues Leben zu kultivieren. Pflanzen gelingt das in der Regel besonders schnell, was nun auch in Tschernobyl zu beobachten ist.

Eine Pilzsorte hat sich direkt am Reaktor angesiedelt und scheint die Radioaktivität nicht nur auszuhalten, sondern sich sogar davon zu ernähren. Dass der Pilz direkt in der Ruine des Atomreaktors wächst, scheint einem Wunder zu gleichen, denn es ist einer der am stärksten verseuchten Orte des Planeten. 

Das britische Portal Unilad hat jetzt einen Bericht veröffentlicht, nach dem der Fungus pro Tag eine so hohe Dosis radioaktiver Strahlung aufnimmt, wie auf der Oberfläche des Planeten Mars existiert. Das ist natürlich für alle Forscher eine enorm spannende Entdeckung, da sich daraus viele neue Möglichkeiten ergeben. 

Wie ernährt sich der Pilz von Strahlung?

Der Fungus gehört zur Gattung der Schwarzpilze und wurde bereits fünf Jahre nach der Katastrophe entdeckt. Lange war man ratlos, wie der Pilz in der Strahlung überlebt. Doch tatsächlich wuchs der Pilz sogar weiter trotz der Strahlung, weshalb man irgendwann auf den Gedanken kam, dass er sich davon ernähren könnte. 

Mittlerweile wird dieses Verhalten auf die großen Mengen Melanin zurückgeführt, die im Pilz enthalten sind und dafür sorgen, dass dieser die Strahlen absorbiert. Die Strahlung schädigt den Fungus nicht, sondern er nutzt sie als Energiequelle

Das funktioniert ähnlich wie bei der Fotosynthese, nur dass nicht Kohlendioxid und Chlorophyll in Sauerstoff und Glukose umgewandelt werden, sondern die ionisierende Strahlung - der Prozess lautet Radiosynthese

Wie kann man diesen Pilz nutzen?

Der Pilz wurde in der Folge bereits auf die Internationale Raumstation ISS mitgenommen und soll diese vor kosmischer Strahlung schützen. Gleichzeitig streben Wissenschaftlicher weitere Anwendungsmöglichkeiten an: So soll der Fungus als Medikament genutzt werden, beispielsweise als Sonnencreme gegen Radioaktivität

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Dadurch könnten Mitarbeiter in Kernkraftwerken oder Flugzeugen vor der Strahlenmenge geschützt werden. Ebenso könnte es Krebspatienten helfen, die sich einer Strahlentherapie zu unterziehen

Die Umwandlungsleistung könnte sogar genutzt werden, um elektrische Geräte zu betreiben. Somit hätte man eine erneuerbare Energie gefunden. Ob der Pilz wirklich zu all dem fähig ist, wird aktuell jedoch noch weiter erforscht. 

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