Seit der Corona-Impfstoff Biontech von der gleichnamigen Firma entwickelt wurde, wird das Unternehmen in allen Köpfen oftmals mit dem Corona-Impfstoff verbunden. Doch eigentlich liegt der Fokus von Biontech auf der Krebsforschung. 

Biontech-CEO Ugur Sahin erinnert sich: "Als wir 2008 Biontech gründeten, haben wir uns eine grundlegende Frage gestellt: Wenn der Tumor jedes Patienten einzigartig ist, warum behandeln wir dann alle Patienten gleich? Wir haben ein immenses Potenzial darin gesehen, uns das einzigartige Profil eines Tumors zunutze zu machen. Ziel war es, das Immunsystem des Patienten in die Lage zu versetzen, die spezifischen Krebszellen zu lokalisieren, sie zu adressieren und den Tumor anzugreifen." 

Der Fokus von Biontech liegt auf der Krebsforschung 

Die Biontech-Chefs Ugur Sahin und Özlem Türeci (54) nennen sich selbst die "Immunflüsterer". Sie sind der Meinung, dass es mit der mENA-Technologie möglich sei, dass das Immunsystem lernt, sich gegen viele denkbare Viren, Erreger und Krebszellen zu wehren.  

"Derzeit haben wir 15 Wirkstoffe gegen verschiedene Krebserkrankungen in der klinischen Prüfung", erläutert Biontech-Mitbegründerin Özlem Türeci. Ein Wirkstoff kann die Krebszellen besonders gut bekämpfen. Das wurde an Mäusen festgestellt. Ob die Substanz auch bei Menschen wirkt, untersucht das Team aktuell noch. 

Die Biontech-Wissenschaftler*innen spritzten den mRNA-Wirkstoff "BNT131" direkt in Darm- und Hauttumore von Mäusen. Der Wirkstoff konnte das Wachstum von den Zellen stoppen.  Bei vielen Tieren bildete sich die Wucherung sogar ganz zurück. Die Ergebnisse von 2019 wurden nun erstmals in der Fachzeitschrift "Science Translational Medicine" veröffentlicht. Sogar Metastasen wurden dadurch verkleinert. 

Die Ergebnisse des Biontech-Teams in der Krebsforschung sind vielversprechend

Die Erkenntnisse sind so hoffnungsvoll, dass die Studie bei Menschen gestartet wurde, erklärte eine Biontech-Sprecherin. 

Das Grundprinzip funktioniert ähnlich wie beim Corona-Impfstoff: Die Bauanleitung (mRNA) für bestimmte Proteine wird in den Körper gespritzt. Dort bilden die Zellen aufgrund dieser Anleitung die Stoffe nach. Im Fall der Krebstherapie ist es die Bildung von Zytokinen, die durch die Spritze in den Tumor angeregt wird. Zytokine aktivieren im Tumor Abwehrzellen. Heißt: Der Krebs bekämpft sich sozusagen von innen selbst. 

Nach Angaben von bild.de erklärt das Unternehmen, dass mit diesem Wirkstoff aktuell erste Studien an wenigen Menschen laufen. Hierbei wird an einer kleinen Gruppe von Menschen beobachtet, ob der Krebs-Cocktail im Körper Nebenwirkungen hervorruft oder sogar toxisch wirkt. Erst nach dieser Phase werden neue Wirkstoffe und Medikamente an größeren Gruppen getestet.