Spitzbergen als "Schatzkammer der Welt" - was hier verborgen liegt

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Was verbirgt sich in der "Schatzkammer der Welt" ?
Symbolbild: Spitzbergen, Eisberge
htearse/pixabay.com

Im hohen Norden in Spitzbergen ist tief unter der Erde die "Schatzkammer der Welt" in einem Bunker verborgen. Was sich darin verbirgt und wozu sie dient.

  • Die "Schatzkammer der Welt"
  • Hinter einem Bunker verborgen
  • Was verbirgt sich in der Kammer?

Hoch im Norden, auf der Insel Spitzbergen, befindet sich eine Schatzkammer. Doch in ihr werden weder Gold, noch Edelsteine oder wertvolle Kunstwerke aufbewahrt. Dort, im arktischen Klima, wurde eine Bunkeranlage gebaut, in der das wohl wichtigste Vermächtnis aufbewahrt wird, auch wenn man dies im ersten Moment vielleicht nicht glaubt: Saatgut. Doch warum hat man diese Anlage gebaut? Und warum wird dort Saatgut wie in einem Tresor aufbewahrt? Wer kann davon profitieren? 

Wer baute diese Schatzkammer und warum?

Der "Global Seed Vault" wurde 2008 als weltweiter Saatgutspeicher erbaut, um lebenswichtiges Saatgut zu konservieren. Tief in den bunkerartigen Kühlhallen dieser modernen "Arche Noah" sind die Samenproben vor möglichen Katastrophen geschützt, und sollen so die weltweite Nahrungsmittelversorgung für kommende Generationen sichern und Hungersnöte vermeiden. Die Bewahrung der genetischen Vielfalt von Nutz- und Kulturpflanzen, Nutz- und Haustieren und ihrer wildlebenden Artverwandten ist auch eines der Nachhaltigkeitsziele der UN Agenda 2030.

Der "Schatz" liegt tief in einem Berg in einem ehemaligen Braun- und Steinkohlestollen. Im Normalfall werden die Proben dort auf Minus 18 Grad heruntergekühlt. Durch die Lage und die klimatischen Bedingungen dort steigt selbst bei Stromausfall die Temperatur im Inneren nicht auf über Minus 3 Grad an. Mittlerweile lagern dort über eine Million Samen von Kulturpflanzen aus aller Welt. Der Sinn dahinter: Diese wertvollen biologischen Ressourcen wollen Wissenschaftler*innen vor Krisen und Katastrophen schützen, um sie folgenden Generationen zur Verfügung stellen zu können.

Sie sind in Kunststoffboxen und wasserdichten Aluminiumbeuteln verpackt und lagern im Bunker geschützt vor Erdbeben, Hochwasserkatastrophen, saurem Regen, Raketenangriffen und radioaktiver Strahlung.

249 Ländern lagern Saatgut ein

Zunächst lieferten afrikanische Staaten Samen für den Svalbard Global Seed Vault. Viele weitere folgten: Amaranth aus Ecuador, Wildbohnen aus Costa Rica und Kichererbsen aus Nigeria, aber auch Tomatensorten aus Deutschland lagern dort. Heute lagern dort 249 Länder Samen ein. Bei den Proben handelt es sich meist um alte und seltene Sorten, die von Landwirt*innen über lange Zeit gezüchtet wurden. Die Proben werden stets dreifach abgesichert:

  • Eine Probe behält der Staat, also der Eigentümer der Samen oder Keimlinge
  • Eine Probe kommt in eine internationale Genbank
  • Die dritte nach Spitzbergen

Zum zehnjährigen Jubiläum des Saatgut-Tresors schätzte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), dass rund 40 Prozent des weltweit eingesetzten landwirtschaftlichen Saatguts im Tresor auf Spitzbergen lagern.

Wer kann in diese Schatzkammer und was hat die Klimakatastrophe mit ihr zu tun?

Zutritt in diese Schatzkammer hat normalerweise niemand, der nicht direkt damit zu tun hat. Für Touristen oder andere Besucher*innen ist der Zutritt strengstens untersagt, um die wertvollen Samen nicht einer Kontamination oder gar Zerstörung auszusetzen. Die Kosten für diese Einrichtung trägt übrigens der norwegische Staat, die Einlagerung von Saatgut ist gratis. Der Umbau zu diesem Saatgutspeicher kostete 18 Millionen Euro. Bis dato wurde einmal Saatgut entnommen. 2015 musste Syrien auf das eingelagerte Saatgut zurückgreifen, da die eigene Einrichtung in Aleppo während des Krieges zerstört worden war. 

Doch auch die Klimakatastrophe bedrohte die Schatzkammer. Im Jahr 2017 gelangte Wasser in den Eingangsbereich des Svalbard Global Seed Vault. Ungewöhnlich hohe Temperaturen im Herbst hatten den Permafrost zum Schmelzen gebracht. Auch wenn das Wasser nicht bis in den Lagerungsbereich vorgedrungen war, wurde der Bunker zwei Jahre lang aufwendig umgebaut und an mögliches Tauwetter angepasst. Er soll nun auch angesichts der Folgen der Klimakrise die nächsten 200 Jahre überdauern können. Der alte Eingangstunnel wurde durch einen aus wasserdichtem Beton ersetzt, Kühlrohre unterstützen den Frost. Technische Anlagen wurden in ein neues Gebäude ausgelagert, um unerwünschte Wärme vom Speicher fernzuhalten. Dort wird inzwischen auch das Saatgut entgegengenommen.

Diese Einrichtung kann als letzte Rettung für die Ernährung der Menschheit angesehen werden. Mit dem dort gelagerten Saatgut kann im Notfall neues Saatgut gezüchtet werden, um die Ernährung einzelner Länder oder weltweit wieder sicherzustellen. Hoffen wir, dass wir nie in diesem Umfang darauf zurückgreifen müssen.