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Darmerkrankungen: Hilft eine Stuhltransplantation bei Darmbeschwerden?


Autor: Antonia Kriegsmann

Deutschland, Dienstag, 02. Mai 2023

Viele Menschen leiden an Darmbeschwerden und Durchfallerkrankungen. Eine mögliche Therapie kann sein, den Stuhl aus dem Darm gesunder Menschen auf Patienten zu übertragen.
Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen leiden sehr unter Schmerzen und anderen Einschränkungen.


Einige Forscher*innen vermuten, dass ein gestörtes Mikrobiom - also die Gesamtheit alles Mikroorganismen, die in unserem Darm leben - die Ursache für Krankheiten wie Parkinson, Übergewicht, Diabetes oder auch Depressionen sein könnte. 

Was bereits sicher bewiesen ist: Ein gestörtes Mikrobiom ist für entzündliche Darmerkrankungen verantwortlich. Ein unabhängiges Netzwerk von Forschenden und Ärzten hat nun untersucht, bei welchen Darmerkrankungen eine Stuhltransplantation sinnvoll sein könnte. Ein Mann soll bereits nach einer Kot-Transplantation von seiner psychischen Krankheit geheilt worden sein.

Ursachen für Darmerkrankungen sind unterschiedlich

Die Ursachen für Darmentzündungen können sehr unterschiedlich sein. Es gibt zum Beispiel Durchfallerkrankungen, die durch Bakterien verursacht werden. Auf der anderen Seite gibt es aber auch chronische Darmerkrankungen, die vermutlich durch eine Überreaktion des Immunsystems ausgelöst werden.

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Gerade in den wohlhabenden Industrienationen sind immer mehr Menschen von Darmkrankheiten betroffen. Als Ursache dafür werden der Konsum von Fertigprodukten, aber auch häufige Antibiotika-Einnahme vermutet. 

Wie kann man Darmerkrankungen behandeln?  Eine mögliche Therapie besteht darin, Mikroben aus dem Darm gesunder Menschen auf Patient*innen zu übertragen.

Clostridium difficile: Stuhltransplantation kann helfen

Wer häufig Antibiotika einnimmt, erhöht damit seine Chancen, sich mit dem Bakterium Clostridium difficile anzustecken. Durch die Antibiotika wird nämlich die Balance der Darmflora durcheinandergebracht und die gefährlichen Bakterien können sich ausbreiten, wie Infektiologin Maria Vehreschild gegenüber BR.de berichtet.

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Akute Infektionen mit dem Bakterium Clostridium difficile und chronische Entzündungen wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa können mit Stuhltransplantationen behandelt werden.

Die Übersichtsstudie der Forschenden zeigt, dass in weit über 70 Prozent der Fälle, bei welchen eine wiederkehrende Infektion stattfindet, eine Stuhltransplantation erfolgreich verlaufen ist. 

Chronische Darmerkrankungen - zu wenige Studien

Bei den chronisch entzündlichen Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa stehen die Forschenden jedoch vor einem Problem. Infektiologin Maria Vehreschild erklärt: "Bei den entzündlichen Darmerkrankungen verhält es sich komplexer. Erstmal hat diese Analyse gezeigt, dass wir zu Morbus Crohn grundsätzlich sehr wenige Daten haben und deshalb gar nicht gut Aussagen treffen können. Zu Colitis Ulcerosa gibt es mehr Studien, da ist der Effekt aber nicht so ausgeprägt wie bei der Infektionstherapie gegen Clostridium difficile." 

Entzündlichen Darmerkrankungen betreffen vor allem junge Menschen. Zu den Ursachen für diese Krankheit ist wenig bekannt. Die Forschenden vermuten, dass das Mikrobiom in diesen Fällen nicht so wichtig ist wie bei der bakteriellen Infektion. 

Es leiden auch immer mehr jüngere Menschen an Darmkrebs. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Anfang September 2019 im Fachmagazin "Gut" veröffentlicht wurde. Danach liegt die Darmkrebsrate bei den unter 50-Jährigen in Deutschland mit 7,7 Erkrankten pro 100.000 Einwohnern im Jahr im oberen Mittelfeld. Um das Darmkrebsrisiko zu senken, sollten insbesondere Männer bestimmte Lebensmittel nur in Maßen zu sich nehmen.

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