Verbraucherzentrale klärt auf: Verlässliche Textilsiegel bei großen Online-Shops sind Mangelware
Autor: Evelyn Isaak
Deutschland, Montag, 18. November 2024
Kleidung wird viel in Online-Shops gekauft. Nachhaltig shoppen ist hier allerdings nicht so einfach: Die Verbraucherzentrale stellt fest, dass verlässliche Textilsiegel selten sind.
- Warum ist nachhaltige Kleidung wichtig?
- Wie hat die Verbraucherzentrale den Marktcheck durchgeführt?
- Was sind die Ergebnisse und was fordert die Verbraucherzentrale NRW?
Der deutsche Kleidungsmarkt wird von Fast-Fashion - schnell und preisgünstig hergestellter Kleidung - dominiert. Allerdings gibt es auch immer mehr nachhaltige Angebote. Wer nachhaltige Kleidung kaufen möchte, hat es aber in Online-Shops oft schwer. Doch warum ist dies so? Und wie könnte es besser gehen? Die Verbraucherzentrale NRW hat 10 Online-Shops getestet und stellt Forderungen an die Anbieter.
Nachhaltigkeit in der Textilindustrie: Warum sie wichtig ist
Fast-Fashion ist ein gravierendes Problem in der Bekleidungsindustrie. Der Begriff meint, dass neue Kollektionen in kürzester Zeit und trendbezogen hergestellt werden. Häufig ist Fast-Fashion günstig in der Produktion und wird auch extrem preiswert verkauft. Dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz weist darauf hin, dass Deutsche im Schnitt sechzig Kleidungsstücke pro Jahr kaufen. Fast-Fashion wirkt günstig, allerdings muss der Preis hierfür an anderer Stelle gezahlt werden: Sie stellt nicht nur ein Umweltproblem durch Farben und Chemikalien dar, sondern auch ein Ressourcen-, Abfall- und Klimaproblem.
Eine Möglichkeit, um Fast-Fashion zu vermeiden, ist auf nachhaltige Kleidung zu achten und diese möglichst lange zu tragen. Darauf zielt auch die sogenannte EU-Textilstrategie ab. Sie sieht vor, dass du als Verbraucherin oder Verbraucher klare Informationen zu deinen Textilien bekommst und mit nachhaltigen Etiketten nicht mehr geschwindelt wird. Bis 2030 soll Kleidung eine bessere Qualität haben, repariert, länger genutzt und recycelt werden.
Da Kleidung heutzutage zunehmend online gekauft wird, hat die Verbraucherzentrale NRW einen Marktcheck bei den 10 führenden Online-Shops für Kleidung durchgeführt. Die Shops Zalando, Otto, H&M, About You, Bonprix, Amazon, Breuninger, Bestsecret, Shein und Lidl wurden genauer unter die Lupe genommen. Zentrale Fragen waren: Wie leicht wird es Verbrauchern gemacht, nachhaltige Kleidung zu finden? Sind die Nachhaltigkeitssaussagen der Unternehmen nachvollziehbar? Welche Angebote gibt es bei den Shops, um Kleidung nachhaltiger zu nutzen?
So lief der Marktcheck der Verbraucherzentrale NRW ab
Die Tester und Testerinnen suchten zunächst in jedem Shop nach einer Damenhose in der Größe 38. Anschließend prüften sie, ob unter den ersten fünf angezeigten Hosen sofort "grüne" Angebote erkennbar waren. Kerstin Effers, Umweltexpertin der Verbraucherzentrale NRW erklärte: "Nur vier von 50 Produkten waren als nachhaltig gekennzeichnet". Die Kennzeichnung erfolgte jedoch nicht mit bekannten Textilsiegeln, sondern mit selbst kreierten Symbolen. Nachhaltigkeitsaussagen konnten auf den Produktseiten nur umständlich durch Scrollen oder Klicken gefunden werden.
In einem zweiten Schritt prüften die Testerinnen, ob der Shop einen Nachhaltigkeitsfilter besaß. Bei sieben der zehn Shops fanden sie Suchfilter mit der Überschrift "Nachhaltigkeit"; H&M, Shein und Lidl boten keine Nachhaltigkeitsfilter an. Weiter gab es Möglichkeiten, nach Kriterien wie "recyceltes Material", "verbesserte Herstellung" oder "ökologische Materialien" zu filtern. Die Ergebnisse wurden anschließend hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsaussagen geprüft. Nach Verwendung der Suchfilter tauchte unter 21 angezeigten Produkten nur sechsmal das Label "Cotton made in Africa", zweimal "Oeko-Tex made in Green", dreimal "Fair Wear Foundation" und fünfmal nachhaltigere Viskose von Lenzing auf. Allerdings wurden auch drei Hosen als nachhaltig beworben, nur weil sie einen Anteil Recycling-Polyester enthielten. Aus Sicht der Tester war das Ergebnis insgesamt ungenügend. "Kein Shop zeigte auf der Trefferliste das deutsche Meta-Siegel 'Der grüne Knopf' oder bekannte und geprüfte Textilsiegel wie 'Oeko-Tex', 'GOTS' (Global Organic Textile Standard) oder 'Fairtrade Cotton' an", führt Kerstin Effers aus. Stattdessen arbeiteten ihr zufolge vier der überprüften Shops mit selbst erfundenen Symbolen und vagen Nachhaltigkeitsaussagen. Für dich als Verbraucher sind diese Informationen oft nicht nachvollziehbar.