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Umwelthilfe fordert neues Pfand auf beliebte Verpackungen


Autor: Strahinja Bućan

, Sonntag, 09. Februar 2025

Für Milch oder Saft sind Getränkekartons oft das Mittel der Wahl. Die Umwelthilfe kritisiert aber, dass kaum jemand die alubeschichteten Pappschachteln richtig entsorg. Deshalb fordert die Organisation nun ein Pfand auf die Verpackungen. Die Verpackungsbranche sieht die Vorwürfe kritisch.


In Deutschland wird derzeit Pfand auf Glas- und Plastikflaschen sowie auf Getränkedosen fällig. Je nach Art der Flasche sind das 8 bis 25 Cent. Der Deutschen Umwelthilfe (DUH) reicht das nicht, die Organisation fordert nun auch Pfand auf Getränkekartons aus Pappe.

"Das Recyclingproblem bei Getränkekartons führt zur Verschwendung von Ressourcen und belastet die Umwelt", sagt DUH-Chefin Barbara Metz in einer Stellungnahme von Ende Januar. Statt im Gelben Sack würden die Einweg-Kartons im Restabfall und Papiermüll landen - oder "achtlos in der Umwelt" in der Umwelt entsorgt werden.

Zu wenige Getränkekartons werden recyclet - Umwelthilfe fordert Pfand

Die DUH untermauert das mit Zahlen der Zentralen Stelle Verpackungsregister (ZSVR). Demnach wurde bei den Getränkekartons die im Verpackungsgesetz vorgeschriebene Recyclingquote 2023 deutlich verfehlt. Statt 80 Prozent wurden lediglich 71,3 Prozent erreicht. Ganz anders bei Alttextilien - da ist Deutschland mit sehr hohen Recyclingquoten europaweit weiterhin ein Vorbild

Laut Barbara Metz von der DUH gibt es eine einfache Lösung, um die Recyclingquoten zu erhöhen: "Durch die Ausweitung des Einweg-Pfandes von 25 Cent auf Getränkekartons ließen sich mehr als zwei Milliarden Stück pro Jahr zusätzlich recyceln." Vorbild könnte dabei Spanien sein, dort wurde ein Pfand auf Getränkekartons bereits Ende 2024 beschlossen. Laut der DUH ist nun die neue Bundesregierung am Zug, ein ähnliches Konzept auch für die Deutschland durchzusetzen. In Österreich wurde übrigens ab Februar das Pfand auf Glasflaschen um satte 100 Prozent erhöht.

Die Umwelthilfe will zudem die Hersteller in die Pflicht nehmen. Tertra-Pack und Co. müssten laut Barbara Metz dafür sorgen, "dass ausreichend Recyclinganlagen zur Einhaltung gesetzlicher Quotenvorgaben vorhanden sind. Im Jahr 2023 gab es erhebliche Probleme durch fehlende Recyclingkapazitäten." Am besten sei es aber, als Verbraucher ganz auf "schlecht zu recycelnde Getränkeverbundkartons aus Aluminium, Plastik und Papier" zu verzichten und Mehrwegflaschen zu verwenden.

Branchenverband sieht DUH-Vorwürfe kritisch

Gerade die Aussagen der Umwelthilfe sorgten bei der Verpackungsbranche für heftige Kritik am Pfand-Vorstoß. "Die Recyclingfähigkeit von Getränkekartons liegt bei über 90 %. Hinzu kommt mit der Saperatec eine weitere Recyclinganlage für dasselbe Material, die 2024 den Betrieb aufnahm", betont Martin Schröder, Geschäftsführer des Fachverbandes Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel e.V. (FKN).

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Der Branchenvertreter räumt auch mit Gerüchten auf, dass Getränkekartons bald aus der EU verschwinden sollen: "Getränkekartons sind auch nach Inkrafttreten der EU-Verpackungsverordnung weit davon entfernt, verboten zu werden". 

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