Supermärkte überwachen Kunden an der SB-Kasse - die bemerken es nicht
Autor: Daniel Krüger
Deutschland, Samstag, 19. April 2025
Ein völlig neues Überwachungssystem hält Einzug in immer mehr Supermärkte. Kunden bemerken die Kontrolle an der Kasse gar nicht.
Auf TikTok waren kürzlich Videos aus einer Edeka-Filiale in Bayern viral gegangen – mit rund 3,7 Millionen Aufrufen. Youtuber Felix Michels (Tomatolix) besuchte den Markt am Regensburger Hauptbahnhof, um den Arbeitsalltag eines Ladendetektivs zu beleuchten. Erstaunlich für viele: das hohe technische Überwachungsniveau an den Kassen. Besonders die Selbstscan-Kassen stehen stärker unter Beobachtung, als viele Nutzer erwartet hätten.
Doch immer mehr Supermärkte gehen noch einen Schritt weiter: Sie lassen die Kunden an den SB-Kassen gleich komplett überwachen - ein Detektiv soll an dieser Stelle unnötig werden. Möglich macht das ein Softwaresystem des schwedischen Ladenbau-Unternehmens ITAB mit dem mysteriösen Namen "Sesame". Was genau dahinter steckt.
Supermarkt-Sensor erfasst Körperform der Kunden - neues Überwachungssystem an der Kasse
"Hinter Sesame verbirgt sich ein sensorgestütztes System, das den Kundenkomfort erhöht und gleichzeitig für mehr Sicherheit beim Verlassen der Self-Checkout-Zone (Anm. d. Red.: Kürzel SCO) sorgt", erklärt das Unternehmen auf seiner Website. "Sesame überprüft die Bewegung innerhalb des Kassenbereichs und tracked jeden Verbraucher von der validierten Zahlung am SCO-Schalter bis zum sicheren Ausgang am Tor", heißt es dort weiter. In einem Video erläutert die Firma den genauen Ablauf des Überwachungsprozesses.
An der Decke über dem Bereich der SB-Kassen hängt eine Kamera mit einem speziellen Sensor. Mithilfe von KI wird jeder Kunde automatisch vom System erkannt. Dann beobachtet der Sensor, ob der jeweilige Kunde seinen Einkauf auch an der Kasse bezahlt hat. Erst nach Bestätigung dieses Vorgangs erhält die Person den Status "bezahlt". Hierdurch wird es möglich, dass kein Kassenbon mehr nach dem Zahlen am Ausgang eingescannt werden muss, um den SB-Bereich zu verlassen. Die Türen öffnen automatisch.
Die weitere Besonderheit am System: Wer mit einer oder mehreren Personen zusammen einkauft, wird von der Künstlichen Intelligenz einer Gruppe zugeordnet - für alle Mitglieder werden dann ebenfalls die Türen aufgemacht. "Wir benutzen einen Sensor, der sowohl die Körpergröße als auch die Körperform erfasst und diese nur so lange speichert, wie sich eine Person im Erkennungsbereich aufhält", so Klaus Schmid, Senior Vice President bei ITB Germany gegenüber BuzzFeed News Deutschland. "Sesame" sei bereits in etwa 200 Einzelhandelsunternehmen im Einsatz - und werde auch von diversen Discountern getestet. Ein Lidl-Chef erklärt indes, welche Kunden-Angewohnheit Kassierer besonders anekelt.