Die häufigsten Mythen über Wärmepumpen: Das ist dran

3 Min

Es gibt viele Irrtümer und Vorbehalte gegen die Wärmepumpe. Dabei sind sie ein notwendiger Baustein für die Energiewende. Die Verbraucherzentrale NRW hat sich jetzt mit einigen der Vorbehalte auseinandergesetzt.

Deutsche Hausbesitzer tun sich mit dem Einbau von Wärmepumpe weiterhin schwer. Nur etwa 5,7 % des Bedarfs decken sie aktuell, schätzt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Ganz anders in Schweden und Finnland: Dort haben sich die Geräte inzwischen zur Standardheizung entwickelt. Sie stellen etwa 40 % des dortigen Wärmebedarfs. In Norwegen sind es schon 60 %.

Wärmepumpen gelten als beste Alternative für umweltfreundliches Heizen. Das Interesse an dieser Heizungstechnologie ist groß. Dass der Ausbau in Deutschland nur schleppend ist, dürfte auch an Mythen und Irrtümern liegen, die nach wie vor gegenüber Wärmepumpen bestehen. In Wirklichkeit entpuppen sie sich häufig als Irrtum, wie die Verbraucherzentrale NRW betont. Wir stellen einige davon vor und rücken sie zurecht.

Eignet sich die Wärmepumpe nur im energieeffizienten Neubau?

Nein, stimmt nicht. Im Neubau ist die Wärmepumpe, und das völlig zu Recht, die am häufigsten eingesetzte Heiztechnologie. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes war dies 2022 bei mehr als der Hälfte aller neuen Wohngebäude der Fall. Die Wärmepumpe ist aber effizient genug, um auch in älteren Bestandsgebäuden die Räumlichkeiten auf Temperatur zu bringen. Dazu sollten allerdings die Vorlauftemperaturen nicht zu hoch sein.

Aber bei den Bestandsgebäuden geht es nicht voran. Tatsächlich lag die Quote energetischer Sanierungen im deutschen Gebäudebestand im Jahr 2023 deutlich unter 1 %. Das ergibt eine aktuelle Studie von B+L Marktdaten im Auftrag des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG). Für das erste Halbjahr 2024 wird ein weiteres leichtes Absinken der Sanierungsrate erwartet.

Wie hoch die Sanierungsrate im Gebäudebereich tatsächlich sein muss, um Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen – dazu gibt es unterschiedliche Prognosen: So rechnet zum Beispiel, laut den Nachrichtenmagazin Der Spiegel, ein Gutachten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) aus dem Jahr 2022 damit, dass jährlich 1,7 bis 1,9 % aller Wohnhäuser energetisch saniert werden müssen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) geht von 2 % aus. Nur wenn es eine stürmische Entwicklung im Bestandsbereich gibt, ist die anvisierte Zahl von 500.000 verkauften Wärmepumpen überhaupt zu erreichen. 

Wärmepumpe: Jetzt kostenlos Angebote einholen

Ist eine Komplettsanierung wirklich notwendig?

Dabei spricht von der technischen Seite wenig gegen den Einsatz der Wärmepumpen-Technologie. Der Vorlauf ist der Teil des Heizkreislaufs, über den das warme Wasser vom Heizkessel oder der Wärmepumpe bzw. einem zwischengeschalteten Speicher zu den einzelnen Heizkörpern fließt. Wird im Vorlauf eine Temperatur von 50 bis maximal 55 Grad Celsius nicht überschritten, steht dem Betrieb einer Wärmepumpe im Altbau nichts entgegen. Bei heizungsfinder.de kannst du unverbindlich Angebote für eine Wärmepumpe im Altbau* einholen. 

Dabei gilt: Je besser die Gebäudehülle des Altbaus gedämmt ist, desto effizienter ist die Wärmepumpe. Auch kleinere Maßnahmen wie die Dämmung der obersten Geschoss- und Kellerdecke tragen zu diesem Effekt bei. Forschungen des Fraunhofer ISE-Instituts zeigen, dass Wärmepumpen auch in Bestandsgebäuden sinnvoll einsetzbar sind. Die sehr teure Komplettsanierung des Altbaus für den Einsatz einer Wärmepumpe ist jedenfalls nicht zwingend notwendig.

Natürlich gilt auch für Bestandsgebäude die großzügige staatliche Zuschussregelung: Wärmepumpen sind bis zu maximalen Kosten in Höhe von 30.000 Euro förderbar. Der Höchstzuschuss liegt bei 70 %, also bei 21.000 Euro. Hinzu kommen noch ein zinsverbilligtes Darlehen (KFW) für Maßnahmen der Wärmedämmung.

Lohnt sich die Wärmepumpe nur mit einer Photovoltaikanlage und Batteriespeicher?

Ja und Nein. Auf lange Sicht hat die Kombination Wärmepumpe und Photovoltaik (PV) im Zusammenspiel mit einem Batteriespeicher durchaus wirtschaftliche Vorteile. Klare Ansage: Wird die Heizung mit Strom aus selbsterzeugter Sonnenenergie betrieben, reduzieren sich die Heizkosten deutlich.

Dem gegenüber stehen die hohen Anschaffungs- und Installationskosten für die komplette PV-Anlage und die im Winter nur eingeschränkt zur Verfügung stehende Sonnenenergie. Gerade bei älteren Bestandsgebäuden gilt auch hier das vorher Gesagte: Ist oder wird das Haus entsprechend gedämmt, sinkt durch die Sanierung der Heizenergiebedarf. Auch ohne selbsterzeugten Sonnenstrom ist die Wärmepumpe günstig zu betreiben. Hinzu kommt: Wärmepumpentarife sind günstiger als normaler Haushaltsstrom.

Trotzdem, wer eine PV-Anlage plant oder schon hat, sollte die Wärmepumpe hinzudenken. Denn ist die hauseigene PV-Anlage groß genug ausgelegt, produziert sie genügend Solarstrom, um nicht nur den Haushalt, sondern auch die Wärmepumpe mit grünem Strom zu versorgen. Das lohnt sich, denn rund 20 % der benötigten Energie einer Wärmepumpe gehen für Stromkosten drauf. Mit einer Kilowattstunde Solarstrom vom Dach lassen sich immerhin bis zu vier Kilowattstunden thermische Energie aus der Wärmepumpe herausholen, rechnet der Baufinanzierer Wüstenrot vor.

Wärmepumpe: Jetzt bis zu 5 Angebote anfragen

Ärgern Wärmepumpen die Nachbarn, weil sie laut sind?

Nicht mehr. Vor wenigen Jahren waren Wärmepumpen deutlich lauter. Inzwischen hat sich die Technik weiterentwickelt. Moderne Geräte sind mit einer Schallemission von meist unter 50 Dezibel (dB) deutlich leiser. 

Die Firma Buderus hat nachgerechnet, wie laut die Wärmepumpe ist und festgestellt, dass andere Haushaltsgeräte deutlich lauter sind: So arbeiten die Luft-Wasser-Wärmepumpen von Buderus mit 39 dB. Ein Föhn dagegen mit 71 dB, ein Staubsauger mit 76 dB, ein Geschirrspüler mit 65 und ein Elektroherd mit 67 dB.   

Die Wahl eines optimalen Aufstellortes und eine regelmäßige Wartung sorgen zusätzlich für einen geräuscharmen Betrieb. Zusätzlich sollte das Außengerät auf einer Schallschutzmatte stehen. Weiter verringert eine sogenannte Wärmepumpen-Behausung den Geräuschpegel. Auf die sonst bei Heizungsanlagen übliche Nachtabsenkung solltest du verzichten. Damit vermeidest du, dass die Wärmepumpe in den Morgenstunden unnötig Strom verbraucht, um die tagesübliche Betriebstemperatur vorzuhalten.

Ist eine Fußbodenheizung zwingend notwendig für die Wärmepumpe?

Nein. Der Wärmepumpenbauer Bosch betont zwar, dass Luft-Wasser-Wärmepumpen am effizientesten bei geringen Vorlauftemperaturen arbeiten. Diese weisen in der Regel Fußbodenheizungen oder Wandheizungen auf, die zu den Flächenheizungen zählen.

Es kann dennoch sinnvoll sein, eine Wärmepumpe mit normalen Heizkörpern zu betreiben. In diesem Fall muss die Heizkörperart und Dimensionierung auf das Heizsystem abgestimmt sein. Alternativ bietet sich der Einsatz besonderer Wärmepumpenheizkörper (Niedertemperatur-Heizkörper) an. Damit sind gezielt einzelne schwächere Heizkörper auszutauschen, um so die Heizflächen für den Wärmepumpenbetrieb zu vergrößern.

In jedem Fall lohnt es sich, geeignete Dämmmaßnahmen am und im Gebäude mitzuplanen. Dann steht dem effizienten Betrieb einer Wärmpumpe selbst mit herkömmlichen Heizkörpern nichts im Weg.

Artikel enthält Affiliate Links
Vorschaubild: © Verbraucherzentrale NRW