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Aldi vs. Lidl: Welcher Discounter ist besser?
Autor: Alessa Waltz
Deutschland, Freitag, 12. August 2022
Aldi und Lidl stehen an der Spitze des deutschen Lebensmitteleinzelhandels. Doch bei welchem Händler sparst du am meisten? Wir klären diese und weitere Fragen in unserem Discounter-Vergleich.
Aldi vs. Lidl: Welcher Discounter ist besser?
Wo gibt es die günstigsten Preise?
Inflation - bei welchem der Discounter sie stärker zuschlägt
Aldi oder Lidl, das ist die brenndene Frage, die viele Verbraucher in Deutschland umtreibt. Beide Discounter sind etablierte Größen im Lebensmittel-Handel, einer scheint dem anderen jedoch immer mehr unterlegen zu sein. Wir klären, welcher Discounter tatsächlich erfolgreicher ist - und welcher die günstigeren Preise hat.
Aldi vs. Lidl: Welcher Discounter hat die Nase vorn?
Aldi und Lidl zählen mittlerweile nicht nur in Deutschland zu den ganz großen Unternehmen im Lebensmittel-Handel. Beide Händler arbeiten stetig daran, ihr Auslandsgeschäft auszubauen, aber gleichzeitig auch in Deutschland ihrem Ruf als größte Discounter-Märkte gerecht zu werden - und zu bleiben.
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Die Eckdaten zu den beiden Discountern:
Lidl gehört zur Schwarz Gruppe und ist deutschlandweit mit 3200 Filialen vertreten, 91.000 Menschen arbeiten für den Discounter. Die zwei Hauptsitze liegen in Neckarsulm und in Bad Wimpfen.
Aldi hingegen teilt sich in die zwei eigenständigen Unternehmen auf Aldi Süd und Aldi Nord. Für Aldi Süd arbeiten 49.600 Mitarbeiter*innen, unter anderem in den rund 1980 Filialen deutschlandweit. Firmensitz ist in Mühlheim. Aldi Nord hat seinen Hauptsitz in Essen und verfügt über 2220 Märkte und rund 30.000 Mitarbeiter*innen.
Aldi soll sich überschätzt haben - prescht Lidl davon?
Betrachtet man die unternehmerische Seite, hat Lidl die Nase eindeutig vorn. Bereits seit geraumer Zeit wird von Marktbeobachtern prophezeit, dass Aldi sich immer weiter von Lidl abhängen lässt. Dies soll unter anderem an der Corona-Pandemie liegen und auch daran, dass Aldis herkömmliches Marken-Image immer mehr verblasst. Das soll sich in gesunkenen Umsatz-Zahlen wiederspiegeln - während andere Unternehmen aus der Lebensmittelbranche ein Umsatzplus während Corona verzeichneten. So auch der Konkurrent Lidl.
Die Schwarz Gruppe gibt auf der unternehmenseigenen Website bekannt, dass Lidl 2021 einen Umsatz von 100,8 Milliarden Euro erzielt hat, was ein erneutes Umsatzplus von 4,7 Prozent zum Vorjahr bedeutet. Somit stellt Lidl den Mittelpunkt und die erfolgreichste Unternehmens-Sparte der Schwarz-Gruppe dar, noch vor Kaufland und dem Entsorgungs-Dienstleister PreZero.
Auch was die Flächenproduktivität angeht, lag Lidl zuletzt deutlich vor Aldi. Dem Hahn Retail Real Estate Report (2021/22) zufolge beträgt die Umsatzsteigerung von Aldi Süd im Jahr 2020 5,5 Prozent (Aldi Nord: 5,3 Prozent), während Lidl eine Umsatzsteigerung von 9,0 Prozent verzeichnete - dabei handelt es sich immerhin um mehrere Milliarden Euro. Die Verkaufsfläche ist hierbei bei Aldi etwas mehr angestiegen als beim Konkurrenten Lidl, ebenso die Standort-Anzahl (mehr neue Filialen). Scheint Aldi sich also übernommen zu habe? Es wirkt so, da neue Filialen und mehr Fläche im Vergleich zu Lidl nicht mit einem deutlich gestiegenen Umsatz korrelieren.
Lidl und Aldi: Wer ist Preis-Sieger?
Was die günstigsten Preise für Lebensmittel angeht, scheint Aldi klar vor dem Konkurrenten Lidl zu liegen. Wie unser Supermarkt-Preisvergleich von August 2022 zeigt, bekommen wir unseren Test-Warenkorb mit Lebensmitteln aus den Bereichen Grundnahrungsmittel, Obst und Gemüse und Verarbeitetes und Fertiggerichte bei Aldi Süd deutlich günstiger als bei Lidl.
Für den Preisvergleich haben wir den Warenkorb mit Lebensmitteln der Eigenmarken der Discounter vollgeladen, die tagtäglich in deutschen Haushalten verbraucht werden. Schlussendlich konnten wir einen Preisunterschied von 3,13 Euro feststellen - erheblich, wenn man bedenkt, dass identische Lebensmittel in unserem Einkaufswagen gelandet sind.
Nimmt man die einzelnen Produkt-Sparten in den Fokus, fällt auf, dass Aldi in den Bereichen Grundnahrungsmittel sowie Obst und Gemüse die Nase vorne hat. Hier muss der Verbraucher minimal 30 Cent weniger hinblättern (Obst und Gemüse), bei den Grundnahrungsmitteln aus unserem Warenkorb sogar 2,81 Euro weniger als bei Lidl. Was Verarbeitetes und Fertigprodukte anbelangt, sind die beiden Discount-Riesen allerdings gleichauf: Tiefkühlpizza, Chips, Schokolade & Co. kosten hier exakt dasselbe.
Inflation: Bei welchem Discounter steigen die Preise für Lebensmittel deutlicher?
Im Rahmen unseres Preisvergleichs von großen Supermarkt- und Discounter-Ketten wollten wir auch feststellen, inwiefern sich die Preise aufgrund der Inflation verändern. Das Ergebnis: Sowohl bei Lidl als auch bei Aldi steigen die Preise für die Lebensmittel in unserem Test-Warenkorb.
Der Vergleich der Preise von Juli und August 2022 zeigt, dass bei Aldi der Preis für den exakt gleichen Warenkorb um 1,38 Euro angestiegen ist. Bei Lidl wird es sogar noch teurer: Hier bezahlten wir für die Test-Lebensmittel im August 2,08 Euro mehr als noch im Juli.
Auch bezüglich der Preissteigerungen im August 2022 liegt Aldi also vorne beziehungsweise hinten, denn hier werden die Preise für Lebensmittel weniger stark erhöht als beim Konkurrenten Lidl. Es gilt jedoch festzuhalten, dass beide Discounter ihre Preise merklich erhöhen.
Obst und Gemüse: Plattform-System beschert Lidl Vorsprung
Was den Sortiments-Bereich Obst und Gemüse angeht, liegt Lidl klar vor dem Konkurrenten Aldi - zumindest was Kriterien wie Regionalität, Qualität, Gestaltung und weitere anbelangt. 2021 wurde die Discounter-Kette zum fünften Mal infolge mit dem Retail Award des Deutschen Fruchthandels in der Kategorie "Discounter" ausgezeichnet. Dem Branchen-Blog Supermarkt-Inside zufolge liegt der Erfolg Lidls vor allem an dem Plattform-System, das der Discounter seit geraumer Zeit anwendet.
Durch kurze Transportwege und enge Zusammenarbeit mit regionalen Partnern sollen Obst und Gemüse so frisch, zu fairen Preisen und möglichst schonend für die Umwelt an die Kund*innen gelangen. Hierbei kümmern sich einige der Fruchthöfe, mit denen Lidl kooperiert, sogar um das Streckengeschäft, also den Transport. Das wiederum schlägt sich für Lidl in bis zu 30 Prozent geringeren Logistikkosten als beim Konkurrenten Aldi nieder.
Aldi eifert dem Konkurrenten jetzt nach. Aldi Nord hat im letzten Jahr eine Kooperation mit dem Frucht-Konzern Greenyard Deutschland gestartet, Aldi Süd bereits zuvor eine Zusammenarbeit mit der Erzeugergenossenschaft Landgard. Auch wenn der Start des Plattform-Systems bei Aldi offenbar nicht ohne Probleme verlief, soll dennoch an dem Projekt festgehalten werden. Gerade im Sommer und Herbst zeigen sich die Vorteile des Plattform-Systems: Gemüse und Obst kommt direkt aus der Region und können somit kaum frischer sein - dieses Qualitätsversprechen spricht die Kund*innen an. Wie Lidl in einem Positionspapier statuiert, hat der Bezug von Obst und Gemüse von regionalen Erzeugern oberste Priorität. Aldi scheint dieser Linie - Jahre nach Start des Systems bei Lidl - mittlerweile nachzueifern, um gleichauf mit dem Konkurrenten Lidl zu sein, ist allerdings noch einiges an Arbeit nötig, denn das Plattform-System und die Beziehungen zu den regionalen Erzeuger-Genossenschaften müssen erst aufgebaut werden.
Testsieger & Awardgewinner: Wie schneiden die Discounter in Tests und Umfragen ab?
Beide Discounter können sich mit Auszeichnungen und Awards rühmen. Während Aldi unter anderem Preis-Leistungs-Sieger 2022 des Handelsblatts, Sieger in der Kategorie "Globalzufriedenheit" des Kundenmonitors 2021 und bester Discounter laut dem GfK Retailer Perception Award 2020 ist, bekam Lidl sowohl den Vegan Food Award 2022 von Peta Deutschland, den Titel "Preischampion" von Die Welt und eine Auszeichnung für seinen Backshop.
Auch bei Verbraucher-Tests von Stiftung Warentest und Öko-Test sind sowohl Lidl als auch Aldi regelmäßig mit ihren Produkten auf den vorderen Rängen vertreten. Lidl* hat alle Produkte aufgelistet, die ein Öko-Test- oder Stiftung Warentest-Siegel tragen - und das sind an die 100 Produkte aus der Filiale und dem Online-Shop. Meist werden diese als "sehr gut" oder "gut" von den Qualitäts-Prüfer*innen bewertet. Bei Aldi Süd umfasst das Repertoire an Produkten mit Qualitätssiegel knapp 70 Artikel.
Was die Qualität der Produkte angeht, lässt sich wohl kein klarer Sieger ermitteln - beide Discounter sind für die Qualität ihrer Eigenmarken bekannt und räumen regelmäßig Auszeichnungen ab, auch wenn Lidl mehr Produkte im Angebot zu haben scheint, die in Verbraucher-Tests überzeugen.
Recycling: Welcher Discounter tut mehr für die Umwelt?
Was das Thema Müllverwertung und Recycling angeht, hat Lidl die Nase vorn: PreZero, das Entsorgungs-Unternehmen der Schwarz-Gruppe, kümmert sich im großen Stil um das Recycling des Verpackungsmülls von Lidl und auch Kaufland. Aus recycelten Kunststoffabfällen werden Kunststoff-Rezyklate hergestellt, aus denen dann wiederum Produkte wie Wäschewannen oder Kleiderbügel produziert werden. Dies entspricht der "Plastik-Strategie REset Plastic" des Konzerns, der mit PreZero eines der größten Abfall-Unternehmen Deutschlands stellt.
Das kann sich Aldi natürlich nicht bieten lassen und rüstet nach: Seit letztem Jahr mischt auch dieser Discounter in der dualen Abfall-Wirtschaft mit und ist eine Kooperation mit dem Recycling-Unternehmen Interzero eingegangen. Daraus ergibt sich die "Recycling-Allianz"Interseroh+, die unter anderem dafür sorgen soll, dass bis 2025 ausschließlich Verpackungen in den Filialen zu finden sind, die zu mindestens 30 Prozent aus recyceltem Plastik bestehen. Diese Kooperation soll die "nachhaltige Aldi-Verpackungsmission" unterstützen und bietet zudem Recycling-Lösungen für andere Unternehmen an - ganz getreu dem Vorbild Lidl bzw. der Schwarz Gruppe.
Einen Dämpfer bekommen die Recycling-Bemühungen der beiden Discounter allerdings von Umweltschutzorganisationen: Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert im Juni 2022, dass sich sowohl Aldi als auch Lidl gegen die gesetzlich verankerte Mehrwegquote von 70 Prozent stellen. Diese gilt seit über drei Jahren und wird laut Tests der Organisation bei keinem der untersuchten Discounter umgesetzt. Gut möglich, dass die Umweltschutz-Kampagnen von Aldi und Lidl am Ende nur einem Zweck dienen: Greenwashing, um vor den Verbraucher*innen in einem bessern Licht zu erscheinen. Und selbstverständlich ist die Recycling-Sparte auch ein Gechäfts-Zweig, mit dem sich enorm viel Geld umsetzen lässt.
Fazit: Aldi vs. Lidl - welcher Supermarkt ist besser?
Bei der Antwort auf die Frage nach dem besseren Discounter muss differenziert werden: Geht es um den erfolgreichsten und innovativeren Discounter, hat Lidl ohne Frage die Nase vor Aldi. Dafür sprechen sowohl die Umsatzzahlen als auch Projekte wie etwa das Recycling des Verpackungsmülls durch das interne Unternehmen PreZero oder das für den Ankauf von Obst und Gemüse genutzte Plattform-System. Hier hinkt Aldi hinterher und kopiert nur zu gerne den Konkurrenten.
Geht es allerdings um die Preise, scheint Aldi, zumindest laut dem von uns durchgeführten Preisvergleich, weiter an der Spitze der günstigsten Discounter und Supermärkte zu sein. Hier lässt sich auch eine geringere Preissteigerungsrate als bei Lidl feststellen.
Schlussendlich sind beide Discounter, was die Produktqualität anbelangt, gleichauf: Regelmäßig landen Produkte der Eigenmarken auf den vorderen Plätzen von Stiftung Warentest und Öko-Test, und sowohl Aldi als auch Lidl können sich mit diversen Auszeichnungen rühmen.
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