Reservierte Liegen am Pool: Pauschalurlauber bekommt Geld zurück
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Montag, 05. Februar 2024
Unbenutzte, aber trotzdem reservierte Liegen am Hotelpool sind ein Ärgernis. Pauschalurlauber müssen das aber nicht klaglos hinnehmen. Sie können zumindest einen Teil ihres gezahlten Geldes zurückverlangen, das hat jetzt ein Gericht entschieden.
Wer kennt es nicht: Am Hotelpool sind alle Liegen mit Handtüchern belegt, obwohl die meisten Gäste noch schlafen oder beim Frühstück sitzen. Eine Pauschalreise kann mangelhaft sein, wenn der Reiseveranstalter in einer Hotelanlage nur wenige Pool-Liegen zur Verfügung stellt.
Gleiches gilt, wenn das Management der Herberge nicht einschreitet, wenn andere Reisegäste die Pool-Liegen frühmorgens mit einem Handtuch reservieren, ohne sie tatsächlich zu nutzen. Dies hat das Amtsgericht (AG) Hannover entschieden. Wir stellen das bemerkenswerte Urteil vor.
Alle 500 Pool-Liegen waren schon frühmorgens reserviert
Der Kläger vor dem AG Hannover buchte für sich und seine Familie eine Pauschalreise nach Rhodos zum Preis von insgesamt 5.260 Euro. Das Hotel verfügte über sechs Swimmingpools und etwa 500 Pool-Liegen. Nach den angezeigten und für alle Gäste zugänglichen Verhaltensregeln war es den Badegästen untersagt, Pool-Liegen für mehr als 30 Minuten zu reservieren, ohne sie zu nutzen.
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Die Praxis war jedoch eine andere: Tatsächlich war es so, dass Badegäste die Pool-Liegen auch länger mit ihren Handtüchern reservierten. Leitung und Personal des Hotels unternahmen nichts dagegen.
Die deutschen Urlauber hielten sich an die vorgegebenen Verhaltensregeln. Die Familie rügten mehrfach gegenüber dem Hotelpersonal, dass ihnen deswegen keine Liegen zur Verfügung standen. Darin sahen die Pauschalreisenden einen Mangel und forderten vom Veranstalter einen Teil des Reisepreises (798 Euro) zurück.
Handtuchreservierung: Typisch deutsch?
Ist das wirklich ein typisches deutsches Verhaltensmuster? Frühmorgens im Urlaub aufstehen und vorzugsweise mit einem Handtuch am Strand oder Pool die besten Liegen zu reservieren? Ist an diesem Klischee wirklich etwas dran? Das fragt die französische Hotelkette Accor mit weltweit rund 5.300 Hotels in 110 Ländern auf ihrer Internetseite.
Wissenschaftler wie Alexis Papathanassis, Professor für Seetouristik und Touristik an der Hochschule Bremerhaven, verweisen gerne auf Urinstinkte, Reviermarkierung und Territorialverhalten als biologische Rechtfertigung für die beliebte Unsitte. Einer Umfrage der Swiss International Air Lines zufolge hat jeder achte Deutsche schon mal im Urlaub eine Liege reserviert, berichtet Accor. Was diese Fakten erträglicher macht: Wir sind nicht allein. Die Briten, und somit gerade die Nation, die sich mit Vorliebe über die deutsche "beach towel brigade" lustig macht, sind ebenfalls erbitterte Akteure im Handtuchkrieg. Als Unsitte gilt es, Liegen zu reservieren. Was aber nicht heißt, dass immer hart dagegen vorgegangen wird.