Todesfall: Können Tiere Trauer empfinden?

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Elefanten kehren noch tagelang immer wieder zu ihrem verstorbenen Herdenmitglied zurück.
Elefanten kehren noch tagelang immer wieder zu ihrem verstorbenen Herdenmitglied zurück.
CC0 / Pixabay / cocoparisienne

Empfinden Tiere im Todesfall Trauer? Sicher ist, dass sie sich anders verhalten. So unterscheidet sich die Trauer beim Tier von der menschlichen Trauer.

  • Was ist Trauer?
  • So trauert der Mensch
  • Tiere zeigen bei Todesfällen ähnliches Verhalten
  • Kann man bei Tieren von Trauer sprechen?

Wenn wir einen lieben Menschen verlieren, empfinden wir Trauer. Wir können uns über eine lange Zeit in einem tiefen Zustand des Schmerzes befinden. Wir verlaufen verschiedene Phasen der Trauer: Anfangs fällt es schwer den Verlust wahrzuhaben, später überkommen uns Gefühle wie Wut und Schmerz. Wir denken an gemeinsame Momente mit der*dem Verstorbenen zurück und finden letztlich unseren Weg, mit dem Verlust umzugehen. Das Konzept der Trauer beim Menschen ist weitgehend bekannt. Aber was passiert, wenn ein Tier stirbt? Trauern die anderen Tiere um ihren Artgenossen?

So trauert der Mensch

Was ist Trauer überhaupt? Per Definition ist Trauer ein seelischer Schmerz über einen Verlust oder ein Unglück. Man spricht auch von einem individuellen und innerlichen Prozess. Trauernde Menschen befinden sich in einem Ausnahmezustand. Sie ziehen sich zurück, sind wenig aktiv und reagieren kaum auf positive Dinge.

Dabei ist der Trauerprozess von Mensch zu Mensch individuell. Manche Menschen wollen der Tatsache, dem Unglück, nicht ins Gesicht sehen. Andere weinen und schreien, sie verhalten sich wie in der frühesten Phase ihres Lebens.

Trauernde werden von einem Gefühl des Schmerzes überrollt, das kann auch zu gesundheitlichen Folgen führen wie Migräne, Schwindel, Herzrasen, Rückenschmerzen oder einer schnelleren Alterung. Einige der Symptome lassen sich vermutlich auf einen veränderten Hormonhaushalt und den hohen Energieaufwand zurückführen.

Auch Tiere verhalten sich nach einem Todesfall anders

Ob diese Trauer, wie wir sie vom Menschen kennen, auch unter Tieren verbreitet ist, ist unter Forschenden bisher noch umstritten. Forscher*innen haben beobachtet, wie Tiere mit dem Verlust einer*eines Gefährten umgehen. Ein der Trauer ähnelndes Verhalten wurde bei sechs Walarten festgestellt. Orcamütter haben den Körper des toten Jungen noch tagelang auf ihrem Rücken oder in ihrem Mund umhergetragen. Manche haben ihn sogar an die Wasseroberfläche gebracht.

Auch bei anderen intelligenten Tieren konnte ähnliches Verhalten gesichtet werden. 2008 wurde in einem britischen Safaripark beobachtet, wie eine Gruppe von Schimpansen einen verstorbenen Schimpansen streichelten und versuchten, ihn wachzurütteln. Elefanten kommen tagelang immer wieder zum toten Herdenmitglied zurück.

Andere Tiere wie Krähen jedoch umstellen den toten Artgenossen. Höchstwahrscheinlich tun sie dies aber nur, um seinen toten Körper nach der Todesursache zu inspizieren - aus Selbstschutz. Ist das Verhalten der Tiere also wirklich Trauer oder nur Eigennutz? Vielleicht müssen sich die Herdentiere auch nur damit zurechtfinden, dass sie jetzt allein sind. Forschende sind sich in dieser Frage nicht einig.

Ist Trauer bei Tieren die gleiche wie beim Menschen?

Trauerempfinden tritt, wenn überhaupt auf, wenn die Tiere engverwandt waren oder schon lange zusammengelebt haben. Der Verlust eines Gruppenmitglieds löst bei manchen Tieren die Ausschüttung von Stresshormonen aus. Denn der Todesfall geht mit dem Verlust von Sicherheit einher. Wenn ein Leittier stirbt, kann die Elefantenherde sich trennen. Wenn bei Wildgänsen der Partner stirbt, ist es auch hier möglich, dass die verbliebende Gans ihren Platz im Schwarm verliert.

Empfinden Tiere also nur im Todesfall ihrer Artgenossen Trauer? Das Beispiel einer Gorillafrau zeigt etwas anderes: In einem Zoo hatte die Gorillafrau eine Katze als Haustier. Nachdem die Katze von einem Auto überfahren wurde, hat das Gorillaweibchen ihren Pfleger*innen wochenlang die Gebärdenzeichen, die sie zuvor gelernt hatte, für Trauer und Weinen mitgeteilt.

Auch wenn diese Anzeichen darauf hindeuten, dass auch Tiere trauern, ist man in der Forschung überwiegend der Meinung, dass Tiere kein Mitleid empfinden können. Die Trauer, von der wir reden, ist ein menschliches Konzept. Man kann schließlich nur das Verhalten der Tiere beobachten, nicht aber ihre Gefühle messen.