Das "tödlichste Tier auf der Welt" ist auf dem Vormarsch - warum es so gefährlich ist
Autor: Lea Mitulla, Redaktion, Jens Többen
Deutschland, Mittwoch, 20. Sept. 2023
Die asiatische Tigermücke wird immer öfter in Deutschland gesichtet. Das Insekt unterscheidet sich allerdings deutlich von den heimischen Stechmücken.
Aufgrund des Klimawandels breitet sich die asiatische Tigermücke in Europa immer weiter aus - auch in Deutschland. Die WHO ist besorgt über die Ausbreitung. Auch in Würzburg wurde die Mücke schon gesichtet. Warum ist die Tigermücke so gefährlich? Das Tier gilt als Überträger des gefährlichen Dengue-Fiebers sowie weiterer Virus-Erkrankungen und hat deshalb bereits von Technik-Pionier Bill Gates den Beinamen "tödlichstes Tier der Welt" erhalten.
Die asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) stammt - wie der Name schon sagt - ursprünglich aus dem asiatisch-pazifischen Raum. 2007 wurde das Insekt erstmals in Deutschland gesichtet. Im vergangenen Jahrzehnt tauchten dann immer größere Populationen auf. Die Chancen, die Tigermücke wieder loszuwerden, stehen zudem schlecht. Doreen Werner, Biologin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, erklärte bereits vor Jahren in der tz: "Die Asiatische Tigermücke, die Asiatische Buschmücke und die Aedes koreicus, auch Koreanische Buschmücke genannt, werden wir in Deutschland wohl nicht mehr ausrotten können."
Asiatische Tigermücke in Deutschland: Warum sie so gefährlich ist
Die Tigermücke kam vermutlich als "blinder Passagier" aus Asien nach Deutschland. Obwohl sie eigentlich tropisches Klima gewohnt ist, konnte sich die Mücke gut anpassen. So ist das Insekt in Asien das ganze Jahr über aktiv, in Europa überwintert es dagegen im Ei-Stadium. Der Klimawandel begünstigt die Ausbreitung der asiatischen Tigermücke umso mehr. Die Larven können dank des milderen Wetters immer früher schlüpfen. Doch die Temperaturveränderung hat noch eine schlimmere Folge.
Es ist bekannt, dass die asiatische Tigermücke teils gefährliche Viren übertragen kann. Dazu zählen unter anderem das West-Nil-Virus, Gelbfiebervirus, Zika-Virus sowie die Erreger für das Dengue-Fieber und Chikungunya-Fieber. Diese Viren tauchen bisher in Deutschland zwar kaum auf, könnten aber durch Reiserückkehrer eingeschleppt werden, die sich im Ausland damit infiziert haben. Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) sei das deutsche Klima für die Verbreitung der Tigermücke sowie der tropischen Viren eher ungeeignet, da die Temperaturen selbst im Sommer nicht hoch genug seien. Griechenland, Italien und Südfrankreich seien daher eher gefährdet - das könnte sich allerdings bald ändern.
Von Insekten übertragene Tropenkrankheiten können selbst bei moderaten Temperaturanstiegen durch den Klimawandel für Menschen in Deutschland und Europa künftig zu einem Risiko werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Forschungsgruppe Medizinische Biodiversität und Parasitologie von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main.
Studie zeigt: Tropische Viren werden sich künftig weiter in Europa ausbreiten
Für ihre Untersuchung berechnete das Team um die Biologen Sarah Cunze und Sven Klimpel am Beispiel der Tigermücke, wie sich für die Tiere geeignete Habitate je nach Temperatur in Europa ausbreiten würden. In einem zweiten Schritt untersuchten die Wissenschaftler, wie sich unterschiedlich hohe Temperaturen auf die Übertragung der Krankheitserreger auswirkten.
Amazon-Tipp: Bite Away pro - der Smartphone-Insektenstichheiler für unterwegsDas Ergebnis: Selbst bei einem globalen Temperaturanstieg von weniger als zwei Grad Celsius werden in Zukunft in nahezu allen Gebieten Europas Klimabedingungen herrschen, die die Übertragung der Infektionskrankheiten begünstigen. Auch in Deutschland könnte die Tigermücke dann häufiger vorkommen. Die Wissenschaftler empfehlen eine Aufklärung der Bevölkerung und halten es für essenziell, dass Ärzte in Bezug auf die Impfung, Diagnostik und Therapie von Infektionskrankheiten aus- und weitergebildet werden.