Psychologie: Wie prägen digitale Medien zwischenmenschliche Beziehungen?

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Social Media ist beliebt. Digitale Medien haben dabei auch einen Einfluss darauf, wie Menschen ihre Beziehungen im realen Leben führen.

Im Jahr 2025 nutzen 65,5 Millionen Menschen in Deutschland aktiv soziale Medien, was 77,6 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht. Die dominierende Plattform bleibt mit 85,1 Prozent monatlichen Nutzerinnen und Nutzern WhatsApp. Social Media hat dabei ebenfalls einen Einfluss auf die Beziehungen, die im realen Leben geführt werden. Welche Einflüsse sind das? 

Parasozialität und Konflikte

Sozialpsychologin Johanna Lisa Degen hat sich intensiv mit digitaler Beziehungsbildung beschäftigt, bei welcher man am Begriff "Parasozialität" nicht vorbeikommt. Laut der Psychologin sind parasoziale Beziehungen beispielsweise solche, welche über Messenger-Dienste oder Dating-Apps vermittelt werden, was nahezu die Hälfte aller Beziehungen umfasst, die in den letzten fünf Jahren entstanden sind. 

Parasozialität beinhaltet beispielsweise Internet-Eifersucht. Hier geht es darum, wie viel Zugriff man auf die Daten des Partners oder der Partnerin hat oder um Konflikte, wo emotionale Untreue tatsächlich beginnt. Der sogenannte Präsentationsmodus, der sich darin zeigt, im Netz alle Inhalte schön, interessant und attraktiv gestalten zu wollen, führt dazu, dass auch die Dating-Kultur an Performanceorientiertheit gewinnt. 

Neben romantischen Beziehungen finden auch Familien- und Freundschaftsbeziehungen ihren Platz auf modernen Messenger-Diensten. Dabei werden ebenfalls relevante Bestandteile der Beziehung auf digitale Plattformen verlagert. Folglich werden Konflikte seltener in Person ausgetragen, sondern via Social Media. 

Soziale Netzwerke als Entspannung

Zunehmend suchen Personen in sozialen Medien Entspannung. Als ständig verfügbarer, sicherer Ort mit vorhersagbaren Inhalten wird das Internet für manche Menschen ein Ort der Beruhigung mit Wohlfühlatmosphäre.

Der ausgiebige Konsum digitaler Medien kann laut der Medienwissenschaftler Dr. Leif Kramp und Dr. Stephan Weichert jedoch durchaus negative Folgen haben. So können generelles Unwohlsein, Schlaflosigkeit, Nervosität und depressive Stimmungen Resultate eines übermäßigen Konsums sozialer Medien sein. Auch die Suchtgefahr jener Plattformen sollte nicht unterschätzt werden. 

Trotz des Komforts digitaler Beziehungen konkurrieren diese um menschliche Emotionen mit realen Beziehungen. So warnen Psychologinnen und Psychologen vor der gleichen Erwartungshaltung an reale Beziehungen im Vergleich zu digitalen: Teils wird erwartet, die ständige Verfügbarkeit auch in realen Beziehungen aufrechtzuerhalten und auch in diesen keine Veränderungen, Nachfragen oder gegensätzlichen Meinungen zu initiieren. 

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