Forscher haben einige Hypothesen darüber aufgestellt, warum wir Schlaf benötigen:
- Das Gehirn hat die Chance, wichtige neuronale Verbindungen zu trainieren, die sich sonst aufgrund mangelnder Aktivität verschlechtern könnten.
- Schlaf gibt dem Gehirn die Möglichkeit, Daten zu reorganisieren, um eine Problemlösung zu finden, neu gelernte Informationen zu verarbeiten und Erinnerungen zu organisieren und zu archivieren.
- Nicht mehr benötigte Synapsen werden gelöscht und bereinigt. Deshalb wachen wir auf und fühlen uns erfrischt und optimistischer.
- Das Herz-Kreislauf-System macht im Schlaf eine Pause. Bei ausreichend gutem Schlaf kann der Blutdruck langfristig gesenkt werden.
- Im Tiefschlaf werden vermehrt Wachstumshormone freigesetzt. Der Körper kann während des Schlafes Muskeln, Gewebe sowie alternde oder tote Zellen reparieren oder ersetzen.
Neue Schlaf-Studie: Forscherteam liefert überraschende Ergebnisse
Wenn wir nachts schlafen, schläft zwar der Körper, nicht aber der Verstand. Das Gehirn ist nachts vor allem damit beschäftigt, Gedanken und Erlebnisse zu verarbeiten. Es sortiert aus, welche Gedanken in Erinnerung bleiben und welche gelöscht, beziehungsweise archiviert werden.
Tononi und Cirelli, Biologen der Universität Wisconsin-Madison, stellten in einem Artikel der New York Times die Annahme vor, dass Menschen und Tiere schlafen, um zu vergessen. Dabei fanden sie heraus, dass Synapsen teilweise zerschnitten werden, während wir schlafen. Auf diese Weise gehen unwichtige Erinnerungen verloren. Auf der anderen Seite merken wir uns mehr, wenn die Neuronen im Gehirn möglichst viele Verbindungen haben. Wenn ein Gedanke oder eine Tätigkeit also öfter genutzt wird, wird auch die Verbindung der Synapsen im Gehirn immer stärker. Alle Verbindungen, die nur einmal oder eher selten gebraucht werden, rücken immer weiter in den Hintergrund. Wir gehen davon aus, dass wir diese Information vergessen, auch wenn das Gehirn eigentlich nie etwas vergisst.
Jetzt könnte man meinen, das sei etwas Schlechtes, oder wir würden dadurch vergesslicher werden. Ganz im Gegenteil! Wenn das Gehirn automatisch alle Informationen löscht, die unwichtig oder überflüssig sind, schafft das mehr Kapazität für neue Eindrücke und Gedanken. Wer also oft einen vollen Kopf hat, sollte sich mal wieder eine große Portion Schlaf gönnen, um Unwichtiges vergessen zu können.
Schlafen um zu vergessen: Schlafen wir aus diesem Grund?
Im Vordergrund des Schlafens steht aber nicht das Vergessen, sondern die Aufrechterhaltung unserer Gesundheit. Dies beinhaltet ebenso das automatische Löschen von Informationen im Gehirn wie die Regeneration des Körpers. Wer ausreichend schläft, tut etwas für seine Gesundheit.
Umgekehrt erhöht zu wenig Schlaf das Krankheitsrisiko: Die Ergebnisse einer aktuellen Schlafstudie der Universität Göteborg weisen darauf hin, dass Menschen, die weniger als sechs Stunden pro Nacht schlafen, beispielsweise ein 27 Prozent höheres Atherosklerose-Risiko haben, was zur Verstopfung der Venen und so zu Herzversagen, Schlaganfall oder einem Aneurysma führen kann. Weiter geht aus der Studie hervor, dass Männer mittleren Alters, die fünf Stunden oder weniger pro Nacht schlafen, zwanzig Jahre später ein doppelt so hohes Risiko haben, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu haben.
Fazit: Zu wenig Schlaf ist vergleichbar mit den Auswirkungen von Rauchen oder Diabetes. Es gibt genug Gründe dafür, sich regelmäßig ausreichend Schlaf und Ruhe zu gönnen, um Körper und Geist langfristig gesund und aktiv zu halten und die 60.000 Gedanken, die wir täglich denken, zu sortieren, zu verarbeiten oder zu löschen.