Gesetzliche Grundlage ist das BBiG § 2 Abs. 3. Jede*r kann ins Ausland gehen. Es kommt nicht auf die Noten an. Einkalkulieren musst du aber eine gewisse Vorlaufzeit. Ein bisschen Papierkram fällt schon an und dein Ausbildungsbetrieb muss mitziehen. Viele große Unternehmen haben Niederlassungen in anderen Ländern. Bei solchen Betrieben ist die Chance auf einen Auslandsaufenthalt natürlich größer.
Obwohl die Programme sich in der Praxis bewährt haben und Vorteile klar auf der Hand liegen, nutzten im Jahr 2019 nur rund sieben Prozent der Azubis die Möglichkeiten. Bei den Studierenden ist die Resonanz größer: Knapp ein Drittel aller Studierenden sammeln Auslandserfahrung. In den Corona-Jahren gab es allerdings deutlich weniger Interessierte.
So klappt es mit dem Lernen im Ausland
Der beste Zeitpunkt für einen Auslandsaufenthalt ist oft nach der Zwischenprüfung, also üblicherweise nach 18 Monaten Lernzeit. Du solltest dich zunächst an deinen Betrieb, deine Berufsschule oder die Kammer (zum Beispiel die Handwerkskammer oder Industrie- und Handelskammer) wenden. Diese beantragen die Fördergelder für Erasmus+ bei der Nationalen Agentur beim Bundesinstitut für Berufsbildung (NA beim BiBB).
Voraussetzung für Erasmus+ ist, dass du deine Ausbildung in Deutschland machst. Reisekosten, Aufenthaltskosten pro Tag, eventuell einen Sprachkurs und Sonderkosten wie ein Visum stehen auf dem Fördertableau. Das Programm ist auf Auslandsaufenthalte im europäischen Ausland ausgelegt.
Soll es weiter weg gehen, zum Beispiel in die USA, dann gibt es das Förderprogramm AusbildungWeltweit vom Bund, das Praktika weltweit fördert.
Das musst du noch wissen
Das Geld wird dir nicht direkt ausgezahlt. Die Förderung für Erasmus+ erhält die Einrichtung, die den Förderantrag stellt, also deine Berufsschule, die Kammer oder der Betrieb.
Die Ausbildung wird für ein Auslandspraktikum nicht unterbrochen. Du musst keinen Urlaub nehmen und erhältst weiter deine Ausbildungsvergütung. Der Auslandsaufenthalt ist im Ausbildungsvertrag als "Ausbildungsmaßnahme außerhalb der Ausbildungsstätte" zu dokumentieren. Die Berufsschulpflicht ist für die Dauer des Aufenthalts im Ausland ausgesetzt. Das Berichtsheft ist auch im Ausland zu führen. Länderspezifische Regelungen (Versicherung, Steuern, Visum) sind zu beachten.
In der Regel dauert das Praktikum zwischen drei und acht Wochen. Es sind aber auch längere Aufenthalte möglich. Die Azubis kommen in Jugendherbergen, Mietunterkünften oder bei Gastfamilien unter.
Das Beispiel: Georg lernte in den USA
Die Gewerkschaft IG Metall berichtet auf ihrer Internetseite über Georg Somi. Er hat eine Ausbildung zum Verfahrensmechaniker bei Benteler Steel/Tube in Paderborn gemacht. Er hat sich schon frühzeitig bei seinem Meister für den Auslandsaufenthalt gemeldet. Im letzten Ausbildungsjahr war es dann so weit. Georg flog mit einem Kollegen aus demselben Ausbildungsjahrgang nach Amerika und wurde im Werk in Shreveport in Texas eingesetzt.
Georg ist von der Zeit begeistert. "Ich habe echt coole Kollegen in den USA kennengelernt und noch mehr Lust am Reisen bekommen." Benteler stellte die Unterkunft zur Verfügung. Georg bekam über das Programm AuslandWeltweit finanzielle Unterstützung. Aus eigener Tasche hat Georg rund 400 Euro für den dreimonatigen Aufenthalt gezahlt. "Der finanzielle Eigenanteil ist überschaubar. Das kann man sich leisten, wenn man ein bisschen was zur Seite legt."
Georg ist rechtzeitig aus den USA zurückgekommen, um sich in Ruhe auf seine Abschlussprüfung im Sommer 2021 vorzubereiten. Die Zeit im Ausland hat sein Ausbildungsergebnis verbessert, in der Instandhaltung und besser Englisch spricht er jetzt auch. Sein Fazit: "Ich kann es jedem nur empfehlen."
Fazit
Für die Azubis sind Auslandserfahrungen ausgesprochen spannend und deshalb ist die Rückmeldung fast immer positiv. Gerade bei Punkten wie Selbstständigkeit oder Selbstbewusstsein bewirkt der Auslandseinsatz ungeheuer viel. Das gilt natürlich auch für Sprachkenntnisse. Das ist wirklich ein Add-on an Lebenserfahrung. Deshalb die klare Ansage: Begeistere dich für einen Lernaufenthalt im Ausland.