Weil Teamwork immer wichtiger wird: Das steckt hinter dem Riemann-Thomann Modell
Autor: Joachim Tiefenthal
Deutschland, Montag, 17. April 2023
Eigenbrötler sind im Job out. Gefragt ist zunehmend agiles Arbeiten, das nur durch effizientes Teamwork erfolgreich wird. Mit dem Riemann-Thomann Modell kannst du deine Kollegen*innen besser einordnen und steigerst das gegenseitige Verständnis.
- Warum Teamwork immer wichtiger wird
- Agile Arbeitsmethoden brauchen gutes Teamwork
- Das Riemann-Thomann Modell
- So funktioniert gutes Teamwork
- Mögliche Hindernisse auf dem Weg zum Ziel
- Fazit
In vielen Arbeitsbereichen hat sich die Zusammenarbeit in Unternehmen gewandelt. Gefragt ist zunehmend das Arbeiten in Teamstrukturen, verbunden mit sogenannten agilen Arbeitsmethoden. Diese zeichnen sich durch einen hohen Anspruch an Flexibilität, Schnelligkeit, Effizienz und Verlässlichkeit aus. Jeder kennt seinen Aufgabenbereich und seine verantwortliche Rolle im Team. Das funktioniert dann besonders gut, wenn alle Teammitglieder die Erwartungshaltung an sich kennen und mit den Prozessen vertraut sind.
Agile Arbeitsmethoden brauchen gutes Teamwork
Der Grundgedanke agiler Arbeitsmethoden (z.B. Scrum) stammt aus der Softwareentwicklung. Bei der Programmierung individueller Software handelt es sich in der Regel um einen Prozess, an dessen Anfang lediglich eine gewisse Vorstellung besteht, welches Problem mithilfe der Software gelöst werden soll. Allerdings ist der Weg zum Ziel durch das mehrstufige Prinzip von Trial-and-Error geprägt. In einem solchen Prozess werden die Aufgaben, die Verantwortung und Zuständigkeiten auf die Teammitglieder klar verteilt und ihnen zugewiesen. Agile Arbeitsmethoden zeichnen sich generell dadurch aus, dass die Zusammenarbeit in einem Team eindeutigen Regeln folgt und die notwendigen Arbeitsschritte in kleine Arbeitspakete zerlegt werden. Das erlaubt ein schnelles, effizientes, flexibles und vor allem zielgerichtetes Arbeiten.
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Im Zuge einer derartigen Arbeitsorganisation können auf dem Weg zur Lösung einer Aufgabe unvorhergesehene Aspekte schneller erkannt und mit in einen gegebenenfalls neuen Lösungsweg eingebunden werden. Insbesondere durch diese Flexibilität und Anpassungsfähigkeit unterscheiden sich agile Methoden entscheidend vom klassischen Projektmanagement-Ansatz. Die Teammitglieder treffen sich dabei regelmäßig in kurzen Zeitabständen, mit geringem zeitlichen Aufwand, um sich gegenseitig auf den aktuellen Stand zu bringen. Fehler, Abweichungen oder entstehende Probleme werden zeitnah erfasst und in den weiteren Verlauf der Arbeit aufgenommen. Diese Vorgänge verlaufen iterativ, das heißt, bis zur endgültigen Problemlösung in sich stets wiederholenden Arbeitsschleifen.
Vor dem Hintergrund der skizzierten Arbeitsweise wird deutlich, dass hierbei jeder im Team seine zugewiesene Rolle hat und für bestimmte Arbeitspakete verantwortlich zeichnet. Das Projektteam erhält zu Beginn einen Arbeitsauftrag und legt mit dem Auftraggeber die Projektziele fest. Danach gibt es keinen fertigen Projektplan, den das Projektteam abarbeiten muss. Die wichtigste Regel beim agilen Projektmanagement ist, dass sich das Team selbst organisieren kann und darf. In den regelmäßigen Teamtreffen muss jeder berichten, Stellung beziehen, Lösungsvorschläge unterbreiten und sich mit den anderen Teammitgliedern über das weitere Vorgehen abstimmen. Im Gegensatz zum klassischen Projektmanagement nimmt das Team bereits im laufenden Projektfortschritt in gesonderten Terminen eine sogenannte Retrospektive vor. Hier besprechen die Teammitglieder, wie die Zusammenarbeit der beteiligten Personen, die Abläufe, die Kommunikation und der Einsatz von Werkzeugen bisher verlaufen sind. Die Ergebnisse werden als Verbesserungspotenzial für den weiteren Projektverlauf festgehalten. So wird ein fortlaufender Lernprozess unterstützt.
Das Riemann-Thomann Modell
Bei der Zusammenstellung von geeigneten Teams wird in erster Linie auf die Erfahrungen und Kompetenzen der einzelnen Teammitglieder geschaut. Hierbei sind durchaus heterogene Teamstrukturen erwünscht. Denn so können möglichst viele und unterschiedliche Perspektiven eingenommen werden, die auf dem Weg zur Lösung beitragen können. In der Unterschiedlichkeit der Teammitglieder kann unter Umständen jedoch auch eine zusätzliche Herausforderung liegen. Besonders dann, wenn grundlegende Verhaltensweisen und tieferliegende Bedürfnisse aufeinandertreffen, die (vor allem in Stresssituationen) nicht gut miteinander harmonieren. Denn Menschen unterscheiden sich in der Art, wie sie sich geben und Kontakt zu ihren Mitmenschen (Arbeitskollegen*innen) gestalten. Zudem empfinden Menschen innerlich verschieden und benötigen unterschiedliche Umfelder, um sich im zwischenmenschlichen Miteinander wohl zu fühlen. Hier trägt das Riemann-Thomann-Modell dazu bei, diese Unterschiede mit Blick auf die Auswirkungen auf Kommunikation und Beziehungen untereinander besser zu verstehen.
Das Modell basiert auf Arbeiten der beiden Psychologen Fritz Riemann und Christoph Thomann. In der Erweiterung durch Thomann unterscheidet das Modell die sogenannten vier menschlichen Grundbestrebungen: Nähe, Distanz, Dauer und Wechsel. Wichtig zu wissen: Jeder Mensch verfügt über alle diese Bestrebungen. Allerdings jede*r in einem unterschiedlichen Ausmaß. Dies wiederum hat seine Grundlagen u.a. in der frühen Sozialisierung sowohl im familiären Umfeld als auch im Freundeskreis, in individuellen Erfahrungen (Schule, Ausbildung und Beruf) sowie den sich daraus entwickelten Einstellungen, Denk- und Verhaltensmustern. Aus den verschiedenen Ausprägungen der Grundbedürfnisse sowie ihren Kombinationen können Rückschlüsse auf Entscheidungen und Verhaltensweisen eines Menschen gezogen werden. Mit diesem Wissen kann es gelingen, bei der Zusammenstellung von Teams von Beginn an potenzielle Konfliktherde zu vermeiden.