Der oder die Teamleiter*in beantwortet die drei Fragen:
- Was erwarte ich als Führungskraft von mir?
- Was denke ich, erwartet mein Team von mir als Führungskraft?
- Was erwarte ich als Führungskraft von meinem Team?
Die Teammitglieder beantworten entweder jede*r einzeln oder gemeinsam als Gruppe die Fragen:
- Was erwarten wir als Team von uns?
- Was denken wir, erwartet unser Chef bzw. unsere Chefin von uns als Team?
- Was erwarten wir als Team von unserem Chef bzw. unserer Chefin als Führungskraft?
Aus den Fragestellungen ergibt sich intuitiv, welche Antworten sich sinnvoll spiegeln lassen. Denn das ist letztlich die Methode, mit der Übereinstimmungen und Diskrepanzen in den Erwartungen erkannt und transparent werden. So ergeben sich folgende Spiegelgruppen von Erwartungen:
- Was erwarte ich als Führungskraft von mir?
- Was denke ich, erwartet mein Team von mir als Führungskraft?
- Was erwarten wir als Team von unserem Chef als Führungskraft?
- Was erwarte ich als Führungskraft von meinem Team?
- Was denken wir, erwartet unser Chef von uns als Team?
- Was erwarten wir als Team von uns?
Es ist ratsam, diesen Prozess durch eine neutrale Instanz (externen Moderator oder Coach) durchführen zu lassen. Dies gelingt am besten, wenn das Team der Methode offen und spielerisch gegenübersteht und miteinander konstruktiv und wertschätzend umgeht. Für den Gruppenspiegel sollte sich das Team ruhig einen gemeinsamen Vor- oder Nachmittag Zeit nehmen.
Umgang mit Ergebnissen
Wenn alle Fragen beantwortet und die Ergebnisse zusammengetragen sind, beginnt der spannende Teil. Alle im Team sehen nun quasi schwarz auf weiß, inwieweit die eigenen Erwartungen mit denen des Chefs bzw. der Chefin oder des Teams übereinstimmen oder eben auch auseinandergehen. Das kann zu Aha-Effekten führen, denen man im Team humorvoll begegnet. Bei angespannten Teamkonstellationen ist an dieser Stelle eine erfahrene Moderatorin oder ein Moderator gefragt, der die Ergebnisse mit dem nötigen Fingerspitzengefühl zusammenführt und anschließend das Team einen gemeinsamen Lösungsweg erarbeiten lässt.
Nach der Wahrnehmung und Sichtung der Antworten erfolgt zunächst eine Reflexionsrunde. Jede*r macht sich Gedanken, notiert dazu vielleicht ein paar Stichworte. Hier bekommen persönliche Eindrücke, emotionale Regungen und Befindlichkeiten ihren Raum. Es erfolgt noch keine inhaltliche Diskussion oder Auseinandersetzung mit den Ergebnissen.
In der letzten Phase geht es dann in die inhaltlichen Details. Hierbei ist wichtig, dass diese kollegial, empathisch und wertschätzend ausgetauscht und diskutiert werden. Keineswegs sollte in einen mitunter anklagenden oder gar verletzenden Bewertungsmodus (richtig, falsch, gut, schlecht) gerutscht werden. Stattdessen helfen Fragen wie "Warum funktioniert dies und das gut?" oder "Warum funktioniert dies und das noch nicht so, wie wir es uns vorstellen?" Bei der Aufarbeitung der gespiegelten Ergebnisse liegt der Schlüssel zum Erfolg darin, jeweils auch die Perspektive des und der anderen einzunehmen. Dies fördert gegenseitiges Verständnis und klärt, warum bestimmte Erwartungen im Raum stehen. Auch hier wirkt eine erfahrene Moderation unterstützend und hilfreich im Sinne einer Lösungsfindung. Je nach Ergebnislage und deren Hintergründen kann und muss eine Lösung auch nicht am selben Tag gefunden werden. Der Gruppenspiegel kann beispielsweise der Auftakt sein, sich künftig einmal pro Wochen zusammenzufinden, um an den Lösungsschritten zu arbeiten.
Fazit
Unterschiedliche, nicht erfüllte Erwartungshaltungen können in der Arbeitswelt zu Störungen, schlechter Stimmung und letztlich zur Reduzierung von Arbeitsleistung führen. Daher sollten zum Beispiel bei der Zusammenstellung neuer Teams bereits im Vorfeld gegenseitige Erwartungen in Bezug auf Position, Funktion und Rolle offen geklärt und im Team transparent gemacht werden. Bei bereits dauerhaft zusammenarbeitenden Abteilungen, Teams und Gruppen lässt sich dies auch nachträglich umsetzen, auch um Veränderungswünsche oder -potentiale zu entdecken.
Die hier vorgestellte Methode ist eine verkürzte Kombination aus den Tools "Gruppenspiegel" und "Marktplatz der Erwartungen". Beide haben zum Ziel, Transparenz herzustellen. Dazu werden anhand gezielter Fragen Erwartungen von Teamleitung und zugehörigen Teammitgliedern gegenübergestellt und gespiegelt. Die Ergebnisse dienen als offenliegende Erwartungsbasis, mit der das Team arbeiten kann. Die Vorgehensweise zur Auswertung und Diskussion kann variabel gestaltet werden. Auf jeden Fall ist es ratsam, für die Durchführung einen neutralen Moderator oder eine Moderatorin hinzuzuziehen.
Die Methode eignet sich für kleine und mittlere Teamgrößen. Bei größeren Organisationen empfiehlt es sich, kleinere Gruppen zu bilden, die zum Beispiel zunächst funktions- oder rollenbezogen zusammengestellt werden. Ziel ist es natürlich auch hier, am Ende des Prozesses ein gemeinsames, abgestimmtes und transparentes Wissen über gegenseitige Erwartungshaltungen erarbeitet zu haben. Auf dieser Grundlage können zum Beispiel veränderte Rollenverständnisse entstehen, Arbeitsprozesse neu organisiert oder Formate für einen regelmäßigen kommunikativen Austausch gefunden werden.