Druckartikel: Nachrichtenloses Konto: Regierung will auf Bankkonten zugreifen können

Nachrichtenloses Konto: Regierung will auf Bankkonten zugreifen können


Autor: Nadine Wüste

Deutschland, Donnerstag, 12. Juni 2025

Milliarden Euro ruhen in Deutschland auf sogenannten nachrichtenlosen Konten, die der Staat kaum nutzen kann. Diskussionen um rechtliche Anpassungen hierzu sind im Gang.
Die deutsche Regierung plant, Milliarden von nachrichtenlosen Konten zukünftig für soziale Innovationen einzusetzen und so rechtliche Hürden zur Nutzung dieser Gelder abzubauen.


Verschiedensten Schätzungen zufolge schlummern auf nachrichtenlosen Konten in Deutschland zwischen zwei bis neun Milliarden Euro. Ein Konto gilt als "nachrichtenlos", wenn über einen gewissen Zeitraum hinweg keine Bewegung darauf stattfindet. Dies kann der Fall sein, wenn beispielsweise der Kontoinhaber verstorben ist und es keinerlei Erben gibt. 

Wenn es niemanden gibt, der das Geld geltend macht, wird das Bundesland, in dem der entsprechende Kontoinhaber seinen letzten Wohnsitz hatte, zum "Erben". Nach 30 Jahren verjährt jedoch der Anspruch darauf und dann darf die Bank das Geld einbehalten. Die zeitlichen und auch rechtlichen Hürden für den Staat, um an das Geld zu kommen, sind hoch. Wird sich das bald ändern? 

Innovationen fördern, mit dem Geld aus nachrichtenlosen Konten: Das plant die Regierung

Union und SPD haben in ihrem Koalitionsvertrag zur 21. Legislaturperiode festgehalten, dass mit "Geldern aus nachrichtenlosen Konten", die in einem sogenannten revolvierenden Fonds landen sollen, "soziale Innovationen" gefördert werden sollen.

  • Ein revolvierender Fonds ist eine finanzielle Rücklage, die sich durch die Erlöse, welche durch die Investitionen aus diesem Fonds, selbst wieder auffüllt. 

Allerdings gibt es bislang keine Möglichkeit, dass die Regierung zeitnah an das Geld kommt. Eine große Frage bei dem Ganzen ist nämlich, zu welchem Zeitpunkt ein Konto als nachrichtenlos gilt. Wenn auf einem Konto fünf Jahre keine Bewegung stattfindet, gehört das Geld dann automatisch niemandem mehr? Oder wird das Konto erst nach 10, 20 oder 25 Jahren und ohne jegliche Erben nachrichtenlos? Wichtig beim Vererben ist übrigens die Wortwahl im Testament.Wer sich falsch ausdrückt, läuft Gefahr, dass das Testament seine Gültigkeit verliert.

"Fraglich", ob Unterfangen rechtlich überhaupt möglich ist

Thorsten Höche, Chefjustiziar des Deutschen Bankenverbands, erläutert im Gespräch mit dem MDR, dass es fraglich sei, ob sich dieses Unterfangen überhaupt mit deutschem Recht vereinbaren ließe.

Unser Amazon-Buchtipp: Der neue Konz - 1000 ganz legale Steuertricks*

Ohne jegliche Erben geht nach eingehender Prüfung durch Gerichte das Geld sowieso an den Fiskus über. "Der Staat ist dann in der Stellung wie ein Erbe – wie ein Angehöriger quasi", so Höche. Das gesamte Vermögen und der Nachlass gehen nach Feststellung des Fiskuserbrechts durch das zuständige Nachlassgericht dann an das jeweilige Bundesland. Dieses hat sich dann zu kümmern und auch Schulden zu begleichen, sofern dies der Fall ist. Für Erben kann es durchaus sinnvoll sein, das Erbe auszuschlagen - hierfür gibt es zahlreiche Gründe.

In anderen G7-Ländern, wie den USA, Kanada, Italien oder auch Japan, gibt es bereits Regelungen zu nachrichtenlosen Konten, wie sie die Koalition aus Union und SPD nun für Deutschland anstrebt. Das Geld landet in entsprechenden Fonds, die soziale Projekte und Innovationen fördern. Ob und wann ein entsprechendes Gesetz in Deutschland verabschiedet werden könnte, bleibt vorerst lediglich Teil von Diskussionen.

Artikel enthält Affiliate Links