Soziale Ungleichheit in Deutschland: Warum Armut Politik ist
Autor: Nadine Wüste
Deutschland, Montag, 27. Oktober 2025
Immer mehr Unternehmen und Vermögende verlassen Deutschland wegen hoher Steuern und Kosten. Gefordert werden Steuersenkungen und weniger Bürokratie. Ob der Trickle-Down-Effekt wirklich Wohlstand für alle bringt, ist zudem umstritten.
- Unternehmen und Reiche wandern ins Ausland ab - ist das überhaupt so einfach?
- Wohlstand für alle: Die Theorie des Trickle-Down-Effekts
- Bundeswehr, Rente, Bürgergeld: Sozialstaat ade?
Immer mehr Unternehmen und vermögende Privatpersonen verlassen Deutschland wegen hoher Kosten und Steuern. Besonders betroffen sind energieintensive Branchen und Unternehmen mit hohen Gewinnen, da die Steuerlast im internationalen Vergleich deutlich höher ist. Wer mit mindestens einem Prozent an einer Firma beteiligt ist und ins Ausland zieht, muss die sogenannte Wegzugsbesteuerung zahlen – als hätte er seine Anteile verkauft.
Seit Januar 2025 gilt diese Regelung auch für bestimmte Fonds und ETFs. Experten warnen, dass diese Entwicklung den Wirtschaftsstandort schwächt und fordern Steuersenkungen sowie weniger Bürokratie. Kritiker bezweifeln jedoch, dass der sogenannte Trickle-Down-Effekt – also Wohlstand für alle durch Entlastung der Reichen – tatsächlich funktioniert.
Befürchtung: Unternehmen und Reiche wandern ins Ausland ab - ist das überhaupt so einfach?
Janduras Bestandsaufnahme lautet: "Die Großunternehmen verlagern, der Mittelstand leidet oder macht dicht." Bundesweit haben im letzten Jahr 196.100 Unternehmen aufgeben müssen, wie aus einem Bericht des Datev Magazins hervorgeht. Wer seinen Wohnsitz ins Ausland verlagern möchte und Unternehmensanteile ab einem Prozent Beteiligung an einer Firma hat, dem wird es nicht unbedingt einfach gemacht. In Deutschland gibt es die sogenannte Wegzugsbesteuerung.
Ein Umzug ins Ausland wird wie ein Verkauf des Unternehmens beziehungsweise der Anteile behandelt, wenn dieses eine GmbH, eine AG, UG oder KG ist. Ermittelt wird zudem von den Finanzbehörden der Jahresgewinn, wobei der Gesetzgeber von einer Unternehmensrendite von sieben bis acht Prozent ausgeht. "Im Ergebnis ergibt sich eine maximale Steuerlast von 27 Prozent zuzüglich Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer", erklärt die Steuerberatung Winheller. Eine Ratenzahlung an den deutschen Fiskus ist zwar möglich, mag aber doch den ein oder anderen finanziell erstmal fordern.
Seit Januar 2025 gilt die Wegzugsteuer auch für Fonds und ETFs; allerdings erst ab einem Betrag von 500.000 Euro. Betrachtet werden hier nur die Gewinne - auch bei sogenannten thesaurierenden Fonds und ETFs.
Wohlstand wieder für alle schaffen: Die Theorie des Trickle-Down-Effekts
Von zahlreichen Unternehmens- und Handelsverbänden werden mit Nachdruck Maßnahmen seitens der Politik gefordert, um Deutschland wieder zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort zu machen: weniger Bürokratie, Steuersenkungen, eine ordentliche Digitalisierung und bezahlbare Energiekosten. Denn wo die Wirtschaft floriert, wächst der Wohlstand und eine Gesellschaft kann im Gesamten profitieren. Ökonomen verweisen hier immer wieder auf den sogenannten Trickle-Down-Effekt.