"Boomer-Soli": Ab welchem Einkommen würde er greifen?
Autor: Ellen Schneider, Agentur dpa
Deutschland, Mittwoch, 06. August 2025
Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zur Einführung des "Boomer-Soli" wird aktuell heiß diskutiert. Wen würde die Extra-Abgabe treffen?
Das Rentensystem in Deutschland steht aktuell auf wackligen Beinen. Das zeigt sich auch in unserer Gesellschaft: Im Rahmen einer Umfrage unserer Redaktion gaben 70 Prozent eine große Unsicherheit in Bezug auf die gesetzliche Rente an. Wie also kann es mit dem aktuellen Rentensystem weitergehen? Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) schlug jüngst eine längere Lebensarbeitszeit vor.
Von der Rente mit 70 sind jedoch längst nicht alle begeistert - auch aus der CDU hagelte es für Reiches Vorstoß Kritik. Dabei arbeiten schon jetzt viele Menschen in Deutschland bis zu ihrem 70. Lebensjahr. Ein weiterer Vorschlag, der aktuell viel diskutiert wird, ist die Einführung einer Extra-Abgabe für Rentner. In einer Studie untersuchten Experten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) nun die möglichen Auswirkungen einer Extra-Abgabe für Rentner.
"Boomer-Soli": So sinnvoll ist die Extra-Abgabe für Rentner laut Experten
Der sogenannte "Boomer-Soli" könnte die Renten laut den Experten stabilisieren, ohne jüngere Generationen direkt mehr zu belasten. Zuerst hatte der Spiegel über den Vorstoß berichtet. Der DIW-Wochenbericht zu dem Thema liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Die Idee ist: Wer im Alter ein hohes Einkommen hat, zum Beispiel durch eine hohe Rente oder andere Alterseinkünfte, zahlt einen Extra-Beitrag. Das ließe sich laut den Experten recht kurzfristig umsetzen.
Dieses Geld soll dann nicht in den allgemeinen Bundeshaushalt fließen, sondern ausschließlich zur Finanzierung der Renten genutzt werden. Dazu könnte ein Sondervermögen, speziell für die Umverteilung der Alterseinkünfte, geschaffen werden. DIW-Steuerexperte Stefan Bach betont in der Mitteilung zur Studie: Die Abgabe "träfe in erster Linie gut versorgte Ruheständler, denen es nicht allzu weh tut, einen zusätzlichen Beitrag zu leisten."
Nach Vorstellung des DIW soll die Abgabe daher nur für das einkommensstärkste Fünftel der Rentnerhaushalte gelten. Wie eine Sprecherin des DIW auf Anfrage von inFranken.de erklärt, werde in der Studie dafür von einem Nettoäquivalenzeinkommen von 2750 Euro (im Jahr 2019) ausgegangen. Das sei jedoch nicht gleichzustellen mit dem Haushaltseinkommen, da bei der Berechnung auch die Haushaltsgröße eine Rolle spiele. Einen Freibetrag von 1.000 Euro halten die Experten zudem für sinnvoll. Auf Gehälter werde in der Studie gar kein Soli berechnet, "da Erwerbseinkommen bei der Berechnung explizit nicht belastet werden", so die Sprecherin.
Weniger Gefälle bei den Renten? Wie das erreicht werden könnte
Nach Berechnungen des DIW würde das Nettoäquivalenzeinkommen der belasteten Personen in den entsprechenden Haushalten um drei bis vier Prozent sinken - dies sei jedoch abhängig davon, ob auch Kapitaleinkünfte für den Boomer-Soli herangezogen würden oder nicht. Für das unterste Fünftel der Einkommensverteilung wäre der Effekt deutlich größer: Die Einkommen würden hier laut DIW um zehn bis elf Prozent steigen. "Das würde sich auch in der Armutsrisikoquote niederschlagen, die von gut 18 auf knapp 14 Prozent sänke", berichten die Experten.
Weniger zielführend wäre laut dem DIW eine reine Umverteilung von Anwartschaften innerhalb der gesetzlichen Rente. "Die Rentenpunkte in der gesetzlichen Rente sind kein guter Indikator für ein hohes oder niedriges Haushaltseinkommen – von daher wäre es wenig zielgenau, nur innerhalb der gesetzlichen Rentenversicherung umzuverteilen", begründet DIW-Rentenexperte Maximilian Blesch die Haltung.