Rentensteuer-Falle? Das droht einigen Rentnern nach der Rentenerhöhung im Juli 2022
Autor: Nadine Schobert
Deutschland, Mittwoch, 17. August 2022
Dank der größten Rentenerhöhung seit Jahrzehnten erhalten Rentner*innen seit dem 1. Juli 2022 mehr Geld. Doch nicht für alle ist das wirklich ein Grund zur Freude. Für wen die Rentenerhöhung zur Steuerfalle werden kann, erfährst du hier.
- Mehr Geld für Rentner*innen: Größte Rentenerhöhung seit Jahrzehnten ist seit 1. Juli 2022 in Kraft
- Rente steigt deutlich - für manche bedeutet das auch, dass sie steuerpflichtig werden
- Unterschiedliche Auszahlungszeit: Nicht alle Rentner*innen erhalten Geld zur gleichen Zeit
- Deshalb bekommen manche Senior*innen ihr Geld später
Die Rentner*innen in Deutschland können sich eigentlich freuen: Die Renten sind zum 1. Juli um 5,35 Prozent in Westdeutschland und um 6,12 Prozent in Ostdeutschland gestiegen. Das bedeutet, dass sich eine Rente, die nur auf West-Beiträgen beruht, von zuvor 1000 Euro nun auf 1053,50 Euro erhöht. Eine, die nur auf Ost-Beiträgen beruht, steigt von vormals 1000 Euro auf 1061,20 Euro. Damit steht den Senior*innen die größte Erhöhung seit Jahrzehnten bevor. Für manche Ruheständler bedeutet das aber auch, dass sie ab jetzt vom Finanzamt zur Kasse gebeten werden. Außerdem bekommen nicht alle ihr Geld gleichzeitig ausbezahlt.
Auszahlung nicht zeitgleich: Wann bekommst du deine Rentenerhöhung?
Die Renten werden jedes Jahr zum 1. Juli abhängig von der Lohnentwicklung angepasst. Bei sinkenden Löhnen wird durch die geltende Rentengarantie verhindert, dass die Altersbezüge ebenfalls sinken. Im schlimmsten Fall kommt es zu Nullrunden, wie im vergangenen Jahr. Der Nachholfaktor soll bei wieder steigenden Löhnen diese verhinderte Rentenkürzung rechnerisch ausgleichen, Rentenanstiege fallen damit geringer aus.
Video:
Die Große Koalition hatte den Nachholfaktor ausgesetzt, jetzt wird er wieder in Kraft gesetzt. Dass die Erhöhung trotz Nachholfaktor so groß ausfällt, liegt an der guten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und der damit verbundenen Lohnentwicklung.
Wann die Rente ausbezahlt wird, hängt vom Zeitpunkt des Rentenbeginns ab: Wer bis März 2004 in den Ruhestand gegangen ist, erhält die angepassten Bezüge bereits Ende Juni. Hat die Rente im April 2004 oder später begonnen, wird die Erhöhung erst Ende Juli auf deinem Konto landen. Die Zahlung erfolgt aber automatisch - du musst dich um nichts kümmern.
Treppenlift für dein Zuhause: Hier bis zu 3 Angebote einholenZur Kasse gebeten: Zehntausende Rentner*innen werden plötzlich steuerpflichtig
Die kräftige Rentenerhöhung 2022 ist zwar erfreulich, aber für einige Rentner*innen heißt das Plus auch, dass sie ab jetzt vom Finanzamt zur Kasse gebeten werden. Rund 103.000 Senior*innen rutschen nach der Erhöhung in die Steuerpflicht. Darüber informierte das Bundesfinanzministerium im April auf Nachfrage der Linken im Bundestag. Ganze 730 Millionen Euro Mehreinnahmen kann der Staat aus diesen Steuern generieren.
So macht sich die Steuer bemerkbar: Bei einer monatlichen Rente von 1200 Euro werden beispielsweise künftig rund 10 Prozent der Erhöhung an Einkommenssteuer abgezogen. Bei 1500 Euro sind es rund 14 Prozent und bei 2000 Euro demnach 17 Prozent. Dazu kommt die hohe Inflation und auch die Tatsache, dass Rentner*innen von Entlastungsmaßnahmen wie dem 300-Euro-Energiebonus ausgenommen wurden. Die Inflation trifft die Rentner*innen am unteren Ende der Einkommensskala besonders hart.