Rente: So viele Rentner haben weniger als 1000 Euro im Monat
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Donnerstag, 20. April 2023
Mit weniger als 1000 Euro Netto-Einkommen müssen knapp fünf Millionen Rentner*innen im Monat in Deutschland auskommen. Die jüngste Befragung fällt ernüchternd aus.
- Die harten Fakten: Unter 1.000 Euro monatliches Einkommen ist für viele ältere Menschen normal
- Die Standardrente ist nicht mit der Realität kompatibel
- Immer mehr Rentner*innen müssen arbeiten, viele nicht immer freiwillig
- Wenn das Geld nicht reicht: die Grundsicherung im Alter
- Wie viele aktiv Beschäftigte finanzieren die Alterssicherung
Können Menschen im Ruhestand von ihren Altersbezügen auskömmlich leben? Diese entscheidende Frage für die Zukunft unserer Gesellschaft hat das Statistische Bundesamt in gewohnter Nüchternheit mit Zahlen beantwortet. Um es vorwegzunehmen: Es sieht nicht gut aus für viele Rentner*innen und das dahinterliegende System.
Die harten Fakten: Unter 1.000 Euro monatliches Einkommen ist für viele ältere Menschen Realität
1.000 Euro oder noch weniger: Im Jahr 2021 hatten 4,9 Millionen Rentner*innen ein persönliches monatliches Netto-Einkommen von unter 1.000 Euro. Das hat das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden auf Basis von Ergebnissen des Mikrozensus (kleine Bevölkerungszählung) ermittelt. Damit hat gut ein Viertel (27,8 Prozent) von ihnen ein dürftiges Einkommen und ist von Altersarmut bedroht. Frauen sind besonders benachteiligt: Bei ihnen liegt der Anteil in dieser Gruppe noch einmal deutlich höher. 38,2 Prozent hat ein monatliches Nettoeinkommen von unter 1. 000 Euro, dagegen nur 14,7 Prozent der männlichen Befragten. Frauen in Rente haben also deutlich weniger Geld im Monat zur Verfügung als Männer. Dieser Trend setzt sich unvermindert fort, wenn man das Nettoeinkommen in den anderen Gruppen vergleicht.
Video:
Das persönliche monatliche Nettoeinkommen von Rentner*innen
- Unter 1.000 Euro: Frauen 38,2 %; Männer 14,7 %
- 1.000 bis unter 1.500 Euro: Frauen 29,8 %; Männer 29,2 %
- 1.500 bis unter 2.000 Euro: Frauen 17,4 %; Männer 24,4 %
- 2.000 bis unter 2.500 Euro: Frauen 7,8 %; Männer 14,8 %
- 2.500 bis unter 3.000 Euro: Frauen 2,9 %; Männer 6,5 %
- 3.000 bis unter 3.500 Euro: Frauen 1,5 %; Männer 3,8 %
- 3.500 Euro und mehr: Frauen 1,4 %; Männer 5,8 %
Ein speziellerer Blick auf das Einkommen zeigt, dass kleine Renten die Hauptursache für ein zu geringes Monatseinkommen sind. Die Statistik der Deutschen Rentenversicherung (DRV) differenziert die Gruppe, die bis zu 1.000 Euro monatliche Rente erhalten, weiter aus. Danach hat etwa jede*r Fünfte weniger als 500 Euro Rente im Monat. Diese Zahlen bestätigt eine Antwort des Bundesarbeitsministeriums (BMA) auf eine Abgeordneten-Anfrage im Bundestag. Rund 3,4 Millionen Altersrenten lagen demnach Ende 2020 bei unter 500 Euro, das waren den Angaben zufolge 19,8 Prozent aller Beziehenden. Zu bedenken ist bei diesen Werten, dass die gesetzliche Altersrente oft nicht das einzige Einkommen ist. Nicht berücksichtigt sind zum Beispiel die betriebliche und private Altersvorsorge, Zuverdienst, das Einkommen von anderen Haushaltsmitgliedern und Hinterbliebenenrenten.
Die Standardrente ist nicht mit der Realität kompatibel
Eine Information zum Rentenniveau: Das Rentenniveau liegt derzeit in Deutschland bei 48 Prozent. Deshalb müssen Rentner*innen mit etwas weniger als der Hälfte ihres Einkommens auskommen, das sie als Beschäftigte hatten. Für viele Senior*innen, die in ihrem Berufsleben zu den Geringverdienenden gehörten, reicht dieser Betrag kaum zum Leben. In 38 Industrieländern ermittelt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) das Rentenniveau. Im OECD-Durchschnitt liegt die Quote einer Person mit Durchschnittsverdienst im normalen Rentenalter bei 62,4 Prozent. Deutschland liegt also weit darunter. Man kann sagen: im internationalen Vergleich geht es den deutschen Rentner*innen nur mittelmäßig.