Krankenkassen und Rente mit Kürzungen? "Versprechungen" nicht haltbar
Autor: Dominik Jahn
Deutschland, Samstag, 16. August 2025
Sozialverbände kritisieren die Forderung nach Kürzung und Eigenverantwortung und pochen auf einen starken Sozialstaat.
"Auf Dauer wird das nicht finanzierbar sein." Klare Aussage von der Wirtschaftsweisen Veronika Grimm. Sie hat vor wenigen Tagen gegenüber der Funke Mediengruppe ganz klar das Gesetz für die Stabilisierung der Renten für die kommenden Jahre kritisiert, welches die Bundesregierung auf den Weg gebrach hat.
Grimm sieht gerade in der Haltelinie, also dem garantierten Rentenniveau von 48 Prozent ein massives Problem: "Auf Dauer wird das nicht finanzierbar sein. In der Pflege sieht es nicht anders aus." Sie fordert Kürzungen der Leistungen. Grimm: "Wir brauchen in der Renten-, Pflege- und Krankenversicherung mehr Ehrlichkeit darüber, welche Leistungen wir uns wirklich leisten können und welche nicht."
Was sagen Sozialverbände zu solchen Forderungen für Rente und Krankenkassen?
Laut der Expertin müssten die Menschen mehr selbst in die Hand nehmen. Grimm: "Wenn man den Menschen Versprechungen macht, die man am Ende nicht halten kann, dann sorgen sie nicht privat vor, obwohl viele es könnten." Wer demnach in der Lage sei, Pflegeleistungen selbst zu finanzieren, müsse das auch tun: "Sonst können wir das System nicht auf Dauer finanzieren. Das heißt auch, dass wir mitunter Leistungen werden kürzen müssen."
Die Reaktion der Sozialverbände fällt eindeutig aus. Auf Nachfrage von inFranken.de hat der Sozialverband VdK Deutschland erklärt: "Leistungskürzungen sind tabu. Und wer mehr Selbstvorsorge predigt, ignoriert die Realität: Viele Menschen haben am Monatsende schlicht kein Geld übrig, um zusätzlich vorzusorgen."
Beim SoVD Sozialverband Deutschland reagiert die Vorstandsvorsitzenden Michaela Engelmeier mit klaren Worten gegenüber unserer Redaktion: "Die private Vorsorge ist für eine große Mehrheit nicht möglich, Millionen Menschen haben am Ende des Monats keinen Euro über, um privat vorzusorgen. Sie vertrauen auf einen funktionierenden Sozialstaat, der gestärkt werden muss." Es brauche jetzt "mutige Reformen".
Keine Kürzung bei Rente und Kassen – Systeme sollen einheitlicher werden
Der SoVD sieht in der Stabilisierung des Rentenniveaus einen guten Schritt. Engelmeier: "Zusätzlich sollte die Rentenversicherung zu einer Erwerbstätigenversicherung weiterentwickelt werden, in die alle Beschäftigten einbezogen werden, also nicht nur Selbständige, sondern auch Beamte und Mandatsträger."
Eine Forderung, die auch der VdK grundsätzlich immer einbringt und auch jetzt wieder erneuert hat: "Anstatt den Rotstift anzusetzen, sollte endlich die Einnahmeseite gestärkt werden. Es ist höchste Zeit, dass alle Erwerbstätigen – auch Beamte und Abgeordnete – solidarisch in die sozialen Sicherungssysteme einzahlen. Alles andere ist ungerecht."