Länger Arbeiten als Pflicht? Die Rente kommt später - "Das weiß jeder"
Autor: Dominik Jahn
Deutschland, Dienstag, 10. Juni 2025
Ökonom Clemens Fuest kritisiert die Rentenpolitik und fordert längere Arbeitszeiten. Gewerkschaften und Sozialverbände weisen diese Vorschläge als unsozial zurück.
Es muss mehr gearbeitet werden in Deutschland. Für ifo-Präsident Clemens Fuest ist klar: "Hier ist eine Regierung angetreten, die will mehr Schulden machen, die will damit Infrastruktur bauen und die will mehr in Rüstung investieren. Aber Schulden alleine bauen noch nichts." Also müssten die Menschen mehr arbeiten.
In der Sendung "Münchner Runde" im BR Fernsehen forderte der Ökonom daher auch zuletzt klare Schritte bei der Rente. Fuest: "Es ist vollkommen klar, das Rentenzugangsalter wird steigen müssen. Das weiß jeder, der bis drei zählen kann."
Rente in Zukunft: Weniger Erhöhungen und länger in Arbeit
Und für Fuest braucht es neben einem höheren Eintrittsalter in die Rente auch deutlich schwächer steigende Renten: "Ich glaube, wir brauchen ein langsameres Ansteigen der Renten plus eine Erhöhung des Rentenalters." Steigen könnten die Renten, aber: "Die werden in Zukunft nicht mehr steigen können wie die Löhne."
Alleine auf ein erhöhtes Rentenalter zu setzen, wäre "unfair" gegenüber den Menschen die keine so lange Lebenserwartung haben, wie beispielsweise Akademiker.
Fuest: "Wenn wir nur auf ein höheres Renteneintrittsalter setzen, dann verteilen wir um." Christiane Benner, Vorsitzende der Gewerkschaft IG Metall, kann die Aussagen von Clemens Fuest nicht nachvollziehen. Das Renteneintrittsalter sei schon jetzt für 25 Prozent der Beschäftigten ein Problem.
Brenner: "Weil sie es körperlich, psychisch nicht mehr können, gehen die aus dem Erwerbsleben raus." Die Forderung von Fuest ist derweil nicht ganz neu. Auch der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hatte Anfang Mai 2025 bereits die Reform-Brechstange ausgepackt. Fratzscher erklärte damals: "Das Renteneintrittsalter muss steigen, und die Rentenerhöhungen in der Zukunft müssen geringer ausfallen."
Weitere Stellschrauben für Rettung der Rente
Den Vorschlag, dass auch Politiker und Selbstständige in die Rentenkasse einzahlen sollten sieht Fuest kritisch. Mit einem Blick auf "andere Stellschrauben" bei der Rente, hatte Ines Schwerdtner, die Parteivorsitzende der Linken, den nicht ganz neuen Vorschlag von Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) erneuert.
Für den ifo-Präsidenten ist aber klar: "Das löst doch das Problem nicht. Die Menschen bekommen dann auch Ansprüche. Die Rentenkasse wird nicht entlastet durch die Vermehrung der Rentner."